Drei Wochen waren wir in den Sommerferien mit dem VW Bus unterwegs. In Italien (Teil 1) und Kroatien (Teil 2) haben wir die ersten zwei Wochen gebadet, dann fuhren wir wieder weiter, quer durch Italien nach Frankreich. Teil 3.
Morgens um sechs sind wir in Südfrankreich angekommen, bei meinen Eltern im Haus. Zuerst dachten wir, dass wir auf einem Camping an der Küste bei Genua übernachten werden. Dann waren wir euphorisch und waren sicher, dass wir es noch bis zu meinen Eltern schaffen und uns dort ins Bett legen können. Dann fiel beides weg. Es wurde zu spät für den Camping und zu spät für das Bett.
Auf einer Raststätte machten wir halt und wollten uns aufs Ohr legen. Doch es war zu viel Betrieb und Lärm und wir fuhren weiter. Ein paar Raststätten weiter, nachts zum zwei Uhr, die Kinder schliefen schon lange auf ihren Sitzen, machten wir endgültig Halt. Die Raststätte war kurz vor der französischen Grenze und versprach ruhiger zu sein. Wir legten uns nochmals aufs Ohr. Ich konnte gut abschalten, doch zwei Stunden später weckte mich Christian ziemlich entnervt und meinte, er könne kein Auge zudrücken. In der Nähe gab es Reisende, die seit Stunden so laut miteinander sprachen, dass er nicht schlafen konnte. Also packten wir die Kinder wieder auf ihre Sitze und sie schliefen weiter, während wir die letzten zwei Reisestunden abfuhren.
Das Haus war noch ganz still, als wir uns um viertel nach sechs hinein schlichen. Meine Mutter hat uns in den Zimmern bereits eingebettet und Handtücher hingelegt. Nichts anderes hätten wir uns in diesem Moment gewünscht. Wir sanken nach zwei Wochen VW-Bus dankbar in eine richtige Matratze.
Christian schlief endlich tief ein, er war vom Fahren müde und erschöpft. Die Kinder schliefen nicht mehr und ich - auch nicht. Leise begaben wir uns in die Küche und tranken unseren ersten Tee und Ovomaltine. Machten einen Rundgang in der Natur, schauten uns Cosima's und Thalia's selbstgepflanzten Lebensbaum an und freuten uns, dass sie nicht von den Wildschweinen beschädigt wurden.
Bei meinen Eltern kann man den ganzen Tag der Zeit zuschauen, wie sie vergeht, ohne das Gefühl zu haben, man müsse etwas tun. (Obwohl es immer etwas tun gibt...) Es ist wunderschön. Zwischendurch etwas essen, den Zirkaden zu hören und am Abend die ersten Fledermäuse beobachten. Zusammen sitzen, etwas diskutieren, lachen, bei Oma kuscheln oder einfach die Ruhe und Stille der Natur einsaugen.
Wir trafen in Frankreich auch Christian's Schwester Sabine, die mit ihrer Familie in einem Dorf an der Küste, nicht allzu weit von uns, Ferien machte. Die Kinder liebten es, mit ihrer Cousine Elfie mal in einem Pool zu schwimmen. In einem Schwimmbecken fühlen sie sich viel sicherer und tauchen und springen und plantschen und spritzen.
In Sabine's Dorf gibt es einen Wunderladen, der Un Peu De Tous (ein bisschen von allem) heisst. Wir wunderten und staunten. Man fand wirklich alles. Fällt Dir irgend was ein? Du wirst es finden, im Un Peu De Tous!
Die Kinder kriegten von ihrer Tante und Patin Sabine Schleckereien. Das dürfen TantenPaten tun. Die Freude darüber war riesig.
Natürlich zog es uns auch ans blaue Meer und ohne den Rosé in unserem Strandrestaurant zu trinken, wollten wir nicht nach Hause.
Ich liebe Calista's Füße! Von Herzen fest. Jedes Down Syndrom Fachbuch weist auf den Abstand hin zwischen großem Zehen und dem nächst folgenden. Dies zwar wertfrei, aber im Kontext der Symptome und Defizite. Ich liebe aber genau diesen Abstand, kombiniert mit der Beweglichkeit der Zehen von der Muskelhypotonie.
Im Sommer lasse ich Calista viel barfuß laufen, damit ich mich an ihren Füßchen erfreuen kann. Ich bin ganz närrisch nach ihren Trollfüßchen...
Am letzten Abend in Südfrankreich trafen wir uns wieder mit Sabine, Familie und Freunde am Meer für eine Pizza. Ich weiß, ich wiederhole mich, doch ein Restaurant direkt am Strand ist das Schönste. Die Kinder spielen entspannt im Sand und am Wasser, wir warten mit einem Gläschen Rosé auf unsere knusprige Pizza und lassen den Blick ein bisschen am Horizont verlieren. Es gibt kein Stress, nur warme, entspannte Haut von der Sonne.
Wir wussten bereits, dass es für uns am nächsten Tag weiter geht. Unsere Nerven kribbelten wieder. Wohin? Das war noch nicht klar. Wir wollten im Gorge du Verdon auf einen Campingplatz. Doch alle zehn Campings, die ich anrief, waren komplett voll. Sollen wir gemütlich wieder nach Hause fahren und an der italienischen Küste noch Halt machen, oder im Piemont? Uns blieben noch knapp fünf Tage.
Nachts um elf, die Kinder schliefen, da las ich auf dem Blog von Design Mom über die Olympiade. Die Olympiade! Das war eigentlich unser ursprünglicher Plan: Bretagne, Normandie und dann rüber nach London an die Olympiade. (Wegen schlechten Wettervorhersagen gaben wir das Vorhaben auf.) Christian brummte, ohne den Kopf zu heben, während er auf seinem iPad "blätterte": Du willst noch an die Olympiade?! Ich bejahte, ohne ernsthaft Druck aufzusetzen. Taktik war das. Im Internet schaute ich noch, ob es günstige Flüge von Nizza nach London gibt, was es natürlich nicht tat. Und als Christian meinte, dass es schon eine sehr lange Reise mit dem Bus bis nach London sei, nämlich 1300km, da erhob ich mich, seufzte und sagte: Ich weiss, es ist eine verrückte Idee. Dann lass uns den Gorge du Verdon versuchen. Und ging ins Bett.
Am nächsten Tag aber war Christian mit der Idee angefixt und wir dachten die verschiedenen Möglichkeiten durch, wie wir am einfachsten nach London kommen könnten. Wir drehten und wendeten es wie wir konnten, es blieb einfach schwierig. Also, lassen wir die Idee fallen und gehen doch in den Gorge du Verdon, auf gut Glück. Wir packten den Bus. Eine halbe Stunde später drehte Christian das französische Radio an und hörte eine live Reportage von der Olympiade. Das war's. Trotzdem London!
Unser neuer Plan war, mit dem Bus zurück nach Hause zu fahren, dann ins modernere, schnellere Familienauto umzusteigen und weiter zu reisen, nach London. Wir haben die Heimfahrt mit diesem Vorhaben gerade eben angetreten, als Christian und ich uns anschauten und wussten, das macht keinen Sinn. Nein, wir fahren mit dem Bus direkt nach London. Punkt.
Nach einem feinen Mittagessen in einer Brasserie bei uns in der nahe gelegenen Stadt, fuhren wir um halb drei Uhr nachmittags los. Frankreich lag vor uns: Côte d'Azur, Marseille, Dijon, Paris, Calais... Aber unser Ziel:
London!
Wir waren voller Vorfreude und Herzklopfen. London Calling!
Und ich erzähle mehr im vierten und letzten Teil...
Bye for now, iren x.
ich bin sooo gespannt! ich mag es deinen erzählungen zuzuröhren, die Bilder dabei..alles so fließend! wunderschön!
AntwortenLöschenWunderbar! Wie ein Buch zu lesen, einfach toll! Und mit drei Kindern im Gepäck kurz mal spontan nach London zu rollen... das erinnert mich irgendwie an Interrail-Zeiten... freue mich auf Teil 4!
AntwortenLöschenAlles Liebe, Ihr verrückten Hühner ;-), Katharina
So süsse Füsschen, Iren! Ach, was, Füsschen... das ganze Mädchen ist einfach zum Knuddeln! Calista hat eine enorme Ausstrahlung. Herzlich, Marianne
AntwortenLöschenInteressante Schleckerrein.
AntwortenLöschenNoch ganz bis London??
Bin gespannt.
Liebe Feen und Anverwandte. Beim Lesen Eurer Abenteuer lacht mein Herz! Vielen DAnk, ich freu mich auf mehr
LöschenGanz herzlich,
Nicole,
Mama von Nina
Hebamme
ich liebe es sehr, deine bilder anzuschauen und in den fluss deiner geschichten eizutauchen!
AntwortenLöschendanke dir fürs teilen.
herzlich
christina
Ich danke Euch allen für die lieben Kommentare!
AntwortenLöschenSobald der Computer, wo die Bilder darauf geladen sind, wieder aus der Reparatur kommt, werde ich noch den letzten Teil erzählen.
Hätte nie gedacht, dass es so lange dauern wird, bis ich über unsere Sommerferien fertig berichtet habe...
*iren.
Wirklich schöne Bilder und bezaubernde Töchter hast du. Man sieht, dass Calista ein besonderes Mädchen ist und sie hat eine anziehende Ausstrahlung.
AntwortenLöschenLG Themama
Ich hatte jetzt auch endlich mal etwas Zeit durch deinen Blog zu stoebern...echt tolle Erzaehlungen und wunderschoene Urlaubsbilder. Und du hast Recht, die Fuesse sind ja wohl so was von suess!! :) Na dann, ich freue mich auf weitere Posts von dir.
AntwortenLöschenLg, Laura