Montag, 23. Februar 2015

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Es ist Ausdruck meines momentanen Zustandes: Ich habe bis heute weder über Calista's Geburtstag geschrieben, noch über mein 4. Bloggerjahr... Viele Posts habe ich in meinem Kopf gedacht, aber nie die Ruhe gefunden, sie in richtige Sätze zu packen. Einige neue Ideen zu meinem Blog gehabt, doch noch keine umgesetzt. So geht es mir noch mit vielen Dingen. Meine to-do- und wish-to-do-Liste wird von Woche zu Woche grösser anstatt kleiner, es staut sich an. Manchmal fehlt's an Zeit, und oftmals an Kraft. Ich tröste mich dann und sage mir, dass wir ja seit Weihnachten kaum eine Woche gesund waren, viel Antibiotika geschluckt haben, im Monat Januar kaum die Sonne gesehen haben und wegen sonstigem Zusatzprogramm wie Bioresonanz-Sitzungen gegen Pollenallergie, Eiseninfusionen, ausserschulischen Schwimmtrainings der Kinder und Wettkämpfen von Cosima, Geburtstag von Calista etc. verlernt haben, das Wort Langeweile zu buchstabieren. Wir haben immer noch den Weihnachtsbaum mit brennender Lichterkette draussen auf unserem Patio stehen. 

Der Geburtstag von Calista war das schönste Januar-Erreignis. Fünf Jahre ist es her, als sie mir in die Arme gelegt wurde. Ich sie ansah, nichts falsches entdeckte und sie einfach perfekt fand. Ich sie ans Herz drückte und sofort eine innige Liebe spürte, die bis heute täglich stärker wird. 



Wenn wir testend fragen: Calista, wie alt bist du? - Streckt sie jeweils ihre Hand mit allen fünf Fingern hoch und sagt: Vieri.
Calista, du bist doch fünf?! - (Ihr Gesichtsausdruck ist leicht genervt und mit bestimmter Stimme:) Nei, vieri.




Ich habe als Geburtstagsfestchen eine handvoll Kinder aus ihrer Spielgruppe zu einer Knet-Party eingeladen. Kneten liebten alle, auch die Jungs. Es war ein friedlicher, ruhiger Nachmittag und ich hoffe, dass Calista rundum glücklich war. Auf jeden Fall hat sie ihn sehr bewusst erlebt, sie wusste, dass es ihr Fest war, dass ihre "Gspänli" für sie kamen. - Obwohl, das Geschenke bekommen und auspacken ist ihr immer noch relativ egal. Sie strahlt, wenn sie ein Geschenk in die Hand bekommt, doch in der nächsten Sekunde kann sie es ungeöffnet wieder zur Seite legen und vergessen. Unverständlich für ihre Schwestern, die nun immer daneben sind und dafür sorgen, dass die Schnüre und Papiere trotzdem aufgerissen werden.









Vor ein paar Tagen meinte eine Bekannte zu mir am Telefon: Calista ist schon fünf?! Gell, jetzt wird es immer einfacher und leichter.

Leichter? Nein. Es wird noch nicht leichter. Im Gegenteil, es ist anspruchsvoller geworden. Für uns alle, auch für Calista. Weil sie ein eigenwilliges, unabhängiges und aufgewecktes Mädchen ist, leidet sie seit einigen Monaten an diesem Delta zwischen Wollen und Können. Sie will viel mehr, als sie bereits kann. Und ich finde, sie kann schon viel. Doch sie vergleicht sich täglich mit ihren grossen Schwestern und bestimmt auch mit den Spielgruppenkindern. Sie will genau gleich sein. Dasselbe können. Sich gross und selbständig fühlen. Ich mach! Ruft sie immer wieder und meint damit, dass sie etwas ganz alleine tun will, ohne Hilfe von Mama oder Schwestern. Das finde ich toll, doch bringt es auch immer wieder Frust, wenn es dann nicht klappt, so wie sie es will.

Calista ist auch grösser, schwerer und stärker geworden und wir haben öfters Meinungsverschiedenheiten, die dann physisch ausgetragen werden. Wenn sie sich zum dritten Mal wieder ausgezogen hat, wir aber dringend weg müssen. Wenn ich sie um halb zwölf von der Spielgruppe abhole und sie um zehn vor zwölf ihre Schuhe immer noch nicht anziehen will, wir aber nach Hause müssen, weil die Schwestern kommen. Wenn sie nach links laufen will, wenn wir nacht rechts müssen. Wenn sie nach rechts laufen will, wenn wir nacht links müssen. Sie in den Park will, wenn wir Milch, Brot und Eier kaufen gehen. Wenn wir in den Park wollen, sie aber auf die Strasse will. Ich versuche, diese Situationen zu vermeiden, in denen ich körperliche Überlegenheit einsetzen muss, dennoch haben ich fast jeden Abend erschöpfte, kraftlose Arme.

Nein, es ist noch nicht leichter geworden. Ich weiss, dass diese beschriebene Phase alle Kinder durchlaufen, doch wird sie bei uns länger dauern. Ich stelle mich noch auf ein paar Jahre ein. Ein paar Jahre, in denen Calista sich an ihrem Wollen-Können-Delta reibt. Und wir an ihr. Und sie an uns.

Ich versuche, den Alltag so zu gestalten, dass er beiden möglichst viel Freude macht. Ich gehe nun zum Beispiel meistens ohne Calista einkaufen. Sind wir sonst unterwegs, nehme ich regelmässig den Kinderwagen noch mit, damit ich sie nicht tragen muss, falls sie nicht mehr nach Hause will, mit mir nicht in die gewünschte Richtung laufen will und Sitzstreik macht oder weg rennt. Oder ich nutze die Hilfe von andern Menschen, die mit ihr regelmässig auf den Spielplatz, ins Kindersingen etc. gehen, weil sie sich freut und bei ihnen handzahmer ist und nicht ins Muster auf-Mama-Opposition gehen muss. Oder ich singe inzwischen schon ganz selbstverständlich improvisierte Lieder aus dem Stehgreif, die davon handeln, was ich gerade von Calista möchte. Wunschlieder, Motivationslieder. Das funktioniert meistens sehr gut. Mit Liedern lässt sich Calista verführen. Und ich kriege das, was ich von ihr brauche, ohne Stress und Frust zu erzeugen. 

Freude am Alltag haben. Daran arbeite ich täglich. Denn der Alltag ist mein Leben und das Leben meiner Kinder. Freude ist für mich eine wichtige Lebensqualität. Und ja, es gibt immer wieder die Momente, in denen man grad mal kurz verzweifeln kann mit Calista. Aber in diesen Momenten steckt manchmal auch unglaublich viel Schönes, wenn man von seinem eigenen Standpunkt absehen und sich auf Calista einlassen kann, auf ihren Blickwinkel, auf ihre Wahrnehmung der Welt, auf ihre Wesensart. Sie lebt etwas Archaisches, Unverfälschtes, das mich immer wieder fasziniert und bereichert.

Danke Calista, für dein Sein. Seit fünf Jahren.


Herzliche Grüsse von Iren, die wieder versuchen möchte, hier öfters zu schreiben.


5 Kommentare:

  1. Nein, es wird wohl gar nicht leichter ... was Du da beschreibst hab ich als tagtägliche Situationen bei meinem nun fast 14jährigen Robert noch immer. Das soll Dir aber nicht die Kraft nehmen, Du findest so viele Wege und gutes Tun aus Dir selber, das wird Dir auch in Zukunft gelingen, da bin ich mir sicher!
    Mit einem anderen Kind (manchmal weiss ich nicht mehr wie ich das "andere" beschreiben soll!), also mit unseren besonderen Kindern bleibt der Weg immer ein anderer ... Die Schritte kommen langsamer, manches wird nie zur Routine. Es kommen Verhaltensweisen daher die oft sprachlos machen. Es müssen Lösungen gesucht werden, kopfschütteln bei manch anderen Mitmenschen. etc .... usw......
    Es ist so wichtig, dass die Liebe bleibt. Dann ist es zu schaffen!
    Es ist so wichtig, dass Du und Dein Mann auf Euch schaut, Auszeiten ganz bewusst einplant. Dann ist es auch zu schaffen!
    Du erzählst so fein vom Geburtstag. Es klingt so ruhig und gut! Das werdet Ihr auch weiter schaffen. Ich musste lächeln, denn ... Robert hat noch immer 2 Weihnachtsgeschenke, die NICHT ausgepackt sind. Er hat sie strahlend entgegengenommen, sich wirklich gefreut und dann weggelegt. Er hat keine so kleine Schwester mehr die mitfiebert und am liebsten aufmachen würde ... Aber nun ist der Enkel mit seinen acht Jahren ganz fertig, weil "das geht doch net, Oma, darf ich reinschauen?" Oma/Mama sagt: "Nein, jeder darf mit seinenmGeschenk machen was er will. Und wenn einer das Geschenk im Engelspapier Tag für Tag anschauen will ohne den Inhalt zu kennen so darf er das .... " Nun hat Simon was zu lernen und auszuhalten.
    Ich wünsche Euch eine wunderschöne Zeit und endlich die Frühlingssonne im Gesicht. Die geht mir am meisten ab, wir haben wochenlang immerwieder Hochnebel.
    Ihr macht es gut!
    Elisabeth

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  2. Hallo Iren,
    so schön wieder etwas von Euch zu Hören. Sie hat bestimmt einen ganz tollen Geburtstag gehabt, denn der Tag ist ja immer etwas besonderes uns sie strahlt so schön auf dem Foto.
    Aber da gibt es auch die anderen Seiten und Tage und für die wünsche ich Dir ganz viel Kraft und Ausdauer, Du hast es so schön geschrieben wie Du es angehst, alles Gute für Euch
    Manu

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  3. Liebe Iren,
    wir freuen uns mit euch über fünf Jahre Calista. Happy Birthday, kleine, starke Maus. Es ist, als wäre sie unsere echte Freundin und als hätten wir schon so manches Abenteuer mit ihr erlebt. Und ich freue mich ganz besonders, viel von dir zu lesen! Übrigens habe ich über eure wunderbares Buchgeschenk geschrieben: http://heuteistmusik.blogspot.de/2015/02/reim-dich-oder-ich-fress-dich.html

    Wir mögen Papa Moll sehr und sind glücklich über den Gewinn. Alles Liebe, vorallem für Calista, von Laura

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  4. liebe iren, danke für deine art, dinge zu sehen und dies hier auf deinem blog auszudrücken. es steckt so viel tiefe liebe in und zwischen deinen zeilen, ich bin ganz bewegt. danke für deinen ehrlichen und ungeschönten blick, der alles sieht, was zählt. calista hat sich da eine wunderbare mama ausgesucht.
    liebe grüsse unbekannterweise, sara

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  5. Ich ziehe mit Hochachtung vor Dir den Hut! Und gegenüber all den Müttern / Eltern, die ihren Kindern eine noch andere Form der Liebe, Aufmerksamkeit und "des Wegbereitens" entgegenbringen (müssen).

    Danke für Deinen Post. Deine Gedanken und Bruchstücke aus Deinen / eurem Alltag. Jeden Tag. Ich kann mir das nicht im Ansatz vorstellen.

    Es ist gut, wenn die wunderschönen, einzigartigen und herzbewegenden Erlebnisse mit den Kindern etwas mehr Raum einnehmen als die Phasen, wo es schwer, traurig oder belastend ist.

    Danke für die "neuen" Bilder von Calista.

    5 !!!

    Herzlichst
    Oona

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