Mittwoch, 22. Oktober 2014
Montag, 20. Oktober 2014
Peppo der Strassenkehrer
Calista saß zwischen ihren Schwestern auf dem Rücksitz des Autos und scrollte meine Mobilefotos durch. Plötzlich sah ich, dass sie auf die Agenda gekommen ist und mit dem Zeigefinger durch die Jahre in die Zukunft wanderte. Als ich mein Mobile wieder in die Hand nahm, war sie bereits im Jahr 2154 angelangt. Wusstet ihr, dass die Mobileagenda ins Unendliche läuft? Ich starrte auf den kleinen Bildschirm, auf die weit entfernten Monate und Tage, und mir wurde ganz komisch zumute. Diese Vorstellung, dass wir dann alle schon lange nicht mehr leben werden, dass die Welt dann wahrscheinlich total und komplett anders aussehen wird als heute, als gerade jetzt, diese Vorstellung gab mir ein laues Gefühl in den Magen. Diese kleine Mobileagenda eröffnete mir eine neue, absurde Dimension. Sie suggeriere mir, als gäbe es die Möglichkeit, einen Eintrag ins weit entfernte Jahr XY zu machen, etwas zu planen und einzutragen.
Wir waren auf dem Rückweg. Wir waren zum Ferienabschluss ein Wochenende in den Bergen. Wir genossen warme, sonnige Stunden im goldgelben Bergherbst. Arvenholzgeschwängerte Luft. Jeder Atemzug war eine Wohltat. Jedes Lungenfüllen ein Energietrinken. Ich saugte auf und speiste ein. Ich holte nochmals tief Luft, bevor der Alltag heute wieder los ging.
Ich habe mir vorgenommen, wie Peppo der Straßenkehrer, mich auf die kleinen Schritte vor mir zu konzentrieren. Ich will nicht zu weit voraus schauen, mich mit der vagen Zukunft auseinander setzen. Ich möchte im Hier und Jetzt meinen Alltag entspannter gestalten. Heute, morgen und jeden Tag Zeit nehmen für eine Tasse Tee, eine heiße Schokolade. Ich will auf meine Energiereserven mehr Rücksicht nehmen. Konsequenter kleine Auszeiten nehmen, um wieder mehr für die anderen zu haben. Wie oft vergisst man das als Mutter? Wie oft werden eigene Bedürfnisse zurück gestellt, Müdigkeitssignale ignoriert?
Mein Alltag. Meine Routine. Meine Pflichten. Meine Wünsche. Meine Träume. Es wird nicht weniger, es wird nicht einfacher. Strenge Zeiten kommen auf mich zu, in denen meine Ansprüche angepasst und meine Ressourcen gut einteilt werden müssen. Die Balance zwischen ich und meiner Familie ausloten, die momentane goldene Mitte suchen... Habe ich mir dies nicht bereits zum Jahresanfang gewünscht?
Peppo wird mein Begleiter werden.
In den Ferien hat sich Cosima MOMO angehört. Ich habe die Geschichte gelesen, als ich so alt war wie sie und fand sie damals schon sehr zutreffend und zeitgenössisch. Aber wie ich die Geschichte dreißig Jahre später wieder so nebenbei mithörte, während ich die Wäsche zusammen legte und das Abendessen zubereitete, stockte mir immer wieder kurz der Atem. MOMO ist heute noch viel aktueller als gestern. Ich erschrak fast bei jedem Satz und es ließ mich nachdenklich zurück. Die grauen Männer, oh je, wie viele mehr sie geworden sind! Wie viel mehr Stundenblumen sie in all den Jahren, seit die Geschichte geschrieben wurde, den Menschen geklaut haben! Wieso lassen wir das nur zu? Wieso machen wir mit?
2154. Nein, dieses Jahr ist nicht wichtig, wir brauchen keine Agenda, die einen Eintrag möglich macht. Wir brauchen Menschen wie MOMO und Peppo, den Straßenkehrer.
Herzliche Grüße von Iren, die sich in den Bergen immer wieder erden und zur Besinnung kommen kann.
Dienstag, 14. Oktober 2014
Hot chocolate quer durch Zürich
Wir haben Herbstferien. Cosima ist aus ihrem Trainingslager bereits wieder zurück gekehrt. Mein Herz war wieder schwer und ich fühlte mich unvollständig während der Zeit, als sie weg war, wie letztes Jahr. Das erste Wochenende hab ich voll gearbeitet, wir haben wieder beinahe 200 Werkeingaben für die Ausstellung "Das Kleine Format" juriert. Diese Ablenkung tat mir gut. Danach fuhr ich mit Thalia und Calista drei Tage in die Berge, in eine SAC Hütte. Davon werde ich noch berichten... Ich konnte nicht zu Hause bleiben und im Zimmer das leere Bett und am Tisch den leeren Platz von Cosima sehen.
Jetzt ist zwar Christian in China, doch die Mädchen sind alle wieder zu Hause. Das volle Leben ist wieder eingekehrt, mit viel Gelächter, Geplapper und auch Zankereien. Die Tage sind voller Ideen und wir genießen eine Woche ohne müssen und viel dürfen. Inspiriert von meiner Nachbarins Post auf ihrem tollen Blog A Parisian Mom Lost in Zurich, sind wir heute los gezogen, um heiße Schokolade zu trinken. Wir fuhren mit dem Tram quer durch die Stadt ins Café Les Gourmandises de Miyuko. Sie empfahl dieses Café als eines, das feine heiße Schokolade serviere.
Während meine Version mit Reismilch mir lecker schmeckte, verzogen die Mädchen das Gesicht und fanden ihre klassische Version zu bitter. Wir fingen an, über die verschiedenen Vorlieben und Geschmäcker zu philosophieren und während die Kinder nebenbei in der caféeigenen Minibibliothek entdeckten, dass die japanischen Bücher von hinten nach vorne gelesenen werden, entschieden wir uns, in der zweiten Ferienwoche eine "Hot Chocolate Tour" quer durch Zürich zu trinken. Wir haben nun für jeden Tag eine Lokalität ausgesucht, wo wir eine heiße Schokolade geniessen werden. Wir wollen heraus finden, wo nach unserem Geschmack die Beste serviert wird.
Zu Hause, während Thalia das Abendessen zubereitete, setzte sich Cosima an den Computer und begann, eine Liste zu erstellen und verteilte bereits die ersten Punkte. Sie wollte dabei, dass auch die Gestaltung der Visitenkarte des Hauses und die Einrichtung berücksichtigt werde. Somit kam dann Les Gourmandises de Miyuko mit den Punkten nicht so schlecht weg, weil außer der heißen Schokolade in den Augen der Kinder alles super toll war. Das Auge trinkt also bei unserer Tour auch etwas mit.
Herzliche Grüße von Iren, die mit ihren Mädchen in den kommenden Tagen im Hiltl, im Sprüngli, im Schober, im Honold, sowie im Strudelhaus anzutreffen ist. Und zu Hause, weil ich auch auf die Liste der "Hot Chocolate Tour" gekommen bin... ;-)
Und dass die ersten beiden Bilder Calista fotografiert hat, muss auch noch Erwähnung finden.
Abonnieren
Posts (Atom)