Freitag, 30. November 2012

Oliven ernten















Diese Yuccas haben uns erwartet, als wir mit dem Auto angefahren kamen. Ohh! war unser erster Ausruf - wie schön die blühen! Ganz viele dieser Pflanzen säumten den Weg und standen wie weiße Kerzen. Es ist November und es blüht nicht mehr viel um diese Jahreszeit. Vom Regen sind die Wiesen wieder grün und die Natur hat ein saftiger Anblick. Um diese Zeit hat es an den Aprikosen- und Feigenbäumen keine Früchte mehr, auch der Maulbeerbaum gibt seine tiefroten Beeren im Spätfrühling. Aber die Olivenbäume stehen im Feld, mit reich behangenen Ästen. Wie viele es hat und wie reif sie sind, das ist immer die große Überraschung, wenn wir ankommen. Und nie scheint es perfekt zu sein. Der genau richtige Moment für die Olivenernte wird immer wieder diskutiert. Jedes Jahr ist anderes.

Wir waren zwei Wochen früher als letztes Jahr und bereuten am ersten Tag unseren Entscheid. Im Dorf haben die meisten noch nicht mit ernten begonnen. Ja, es ist eine große Philosophie, zu welchem Zeitpunkt man die Oliven erntet. Dazu gibt es verschiedene Theorien und Vorlieben. Das Öl schmeckt auch sehr unterschiedlich, je nach Zeitpunkt der Ernte. Wenn man noch eher unreife Oliven erntet, dann wird das Öl fruchtiger und "schärfer" zugleich. Je länger man wartet, desto milder wird es, doch dann fallen auch schon wieder viele überreife Oliven auf den Boden und gehen verloren.


Dieses Jahr waren wir anfangs enttäuscht, weil wir jene Bäume zuerst geerntet haben, die noch sehr kleine, grüne Oliven hatten. Da war viel Arbeit und wenig Ertrag. Und die ganz kleinen Oliven, von denen es viele gab, konnten wir mit dem Handrechen kaum abernten, sie schlüpften durch den Zwischenraum. Aber danach kamen noch einige andere Bäume, die grosse, reife Früchte trugen und wir waren glücklich. 

Die Arbeit ist körperlich streng. Wir machten dieses Jahr alles von Hand, mit speziellen Rechen streiften wir die Äste ab, liessen die Oliven auf das Netz fallen, welches rund um dem Baum am Boden lag und sammelten dann das Netz zusammen. Wir teilten uns auf in eine Bodentruppe und in eine, die auf den Leitern die oberen Äste aberntete. Damit waren wir stets ein paar Leute an einem Baum. Und wir hatten Zeit zu reden.



Cosima hat für eine kleine Zwischenmahlzeit gesorgt, an der sich vor allem die anderen Kinder freuten: Brot mit Schokoladenpulver. Weil wir Erwachsenen beschäftigt sind mit arbeiten, genießen die Kinder eine große Freiheit und übernehmen Verantwortung für sich selber.


Calista war immer bei uns und um uns herum. Weil sie sehr genügsam sein kann, war sie die Tage glücklich zu unseren Füssen und spielte mit den Oliven.
Die Großen nahmen sich mehr Spielradius. Es gibt viel Platz, um sich zu vertun und zu verlieren. FREIHEIT ist das grosse Gefühl, das wir alle hier in der Provence haben. 


Zwischendurch halfen die Kinder mit, doch ihre Geduld fürs Ernten war klein. Dennoch erlebten sie, dass es eine körperlich anspruchsvolle Arbeit ist. Sie verstanden nebenbei auch, dass Lebensmittel nicht einfach in der Fabrik entstehen, auch wenn man sie im Lebensmittelladen einfach kaufen kann.


Am dritten Tag wurden wir am späteren Nachmittag fertig und fuhren unsere Ernte in die Mühle unseres Dorfes. Der große Moment war gekommen und wir freuten uns darauf, als ob Weihnachten wäre.



Warten auf das Öl... Vom Waschen zum gepressten Öl dauert es eine gute Stunde. Manchmal gehen wir zwischendurch etwas trinken und stoßen an.


Im Außenbereich werden die Oliven zuerst gewogen und gewaschen.


Im Innenbereich dann mit hoch modernen Maschinen gepresst.



Wir ernteten ein bisschen mehr als 600kg Oliven und bekamen dafür etwa 92 Liter Olivenöl. Das reicht gerade für den Jahresbedarf meiner großen Familie. Wir haben dieses Jahr ein fruchtiges, leicht scharfes Öl bekommen. Und natürlich, wie jedes Jahr, ist es das Beste, das wir je hatten... Wenn der eigene Schweiß daran klebt, dann kommt erst der gute Charakter des Öl heraus. So ist es.

Es grüßt Euch herzlich,
iren x.

Wer über die letztjährige Ernte lesen möchte: Olivenernte

Montag, 26. November 2012

tapferer als ein Mann

Wir haben uns gestern auf ein gemütliches Pyjama-Sonntag-Morgen-Programm eingestellt, da fiel Thalia kopfüber die Treppe runter. Sie hat sich eine Decke über den Kopf gelegt und wollte uns irgendwie damit überraschen, doch auf halber Strecke verlor sie das Gleichgewicht, suchte mit der Hand tastend nach Halt, fand keinen und stürzte haltlos und schonungslos mit der Stirn auf eine Stufenkante. Sie schrie grell und wir waren alle sofort zur Stelle und sahen, wie das Blut ihr über das Gesicht und auf die Kleider lief. Schnell, zieh dich an Christian und fahr mit ihr ins Spital, das braucht mehr als nur ein Pflaster! Ich wusch Thalia das Gesicht und die Stirn und sah, dass es ein richtig tiefes, breites Loch im Kopf war. Ich hielt ihr eine Gaze auf die Wunde, um das Bluten ein bisschen unter Kontrolle zu kriegen. Sie schluchzte, drückte sich an mich und flehte mich an, auch mit ihr ins Spital zu fahren. Innert Minuten haben wir unseren gemütlichen Pyjamalook in Jeans und Jacken umgetauscht und mit noch ungekämmten Haaren und einem Kaugummi im Mund uns ins Auto gesetzt. Wenigstens haben wir bereits gefrühstückt.

Thalia war im Auto immer noch aufgelöst, denn Cosima erzählte ihr aus Erfahrung, wie es ist, wenn man genäht wird. Diese Vorstellung fand sie schrecklich. Ich erklärte ihr, dass es nur noch stärker blute, wenn sie so einen roten Kopf vom Weinen kriege. Besser sie beruhige sich. Zudem gehöre das in ein Mädchenleben: Einmal ein Loch im Kopf. Ich musste als Kind mehrere Male genäht werden. Als Christian vor der Notfallpforte des Spitals anhielt und uns aussteigen liess, da war sie schon wieder etwas gefasst. Schüchtern nahm sie meine Hand, drückte sich an mich und folgte mir durch die Tür. Thalia ist eine Krebsgeborene und das zeigt sich immer wieder. Sie kann oft scheu wie ein Reh sein, sehr sensibel und macht lieber Seitwärtsschritte als mutig voran zu gehen. Lieber das Synchronschwimmen, das ihr Spass macht, aufhören aus Angst, sie könne mit den anderen grossen Mädchen nicht mithalten. Dabei machte sie es super... Aber in ihr steckt auch der Aszendent Löwe. Und so kommt es, dass aus dem kleinen, hochsensiblen Schalentierchen plötzlich ein grosser, starker Löwe heraus quillen kann. Er entschlüpft dann aus dem kleinen Wasserwesen, streckt sie empor zu seiner vollen Grösse, schüttelt seine Mähne und brüllt mutig und laut in die Welt: Ich bin's!!

Diese Metamorphose geschah mit Thalia während wir sie auf der Notfallstation anmeldeten und im Wartezimmer sassen. 

Sie gewann zunehmend an Selbstvertrauen und Mut und zum Zeitpunkt, als der Arzt herein trat und sie untersuchte, da lachte sie, machte Witze und reagierte völlig gelassen auf die Aussicht, demnächst eine Spritze zu kriegen und mit zwei Stichen genäht zu werden.

Sie legte sich hin, grinste, stellte sie vor, sie läge am Strand an der Sonne, machte Sprüche und drückte ein bisschen meine Hand, als der Arzt die zwei Stiche durch ihre Haut machte. In fünf Minuten war alles erledigt gewesen. Der junge Arzt guckte sich Thalia an uns sagte: Also so was habe ich noch selten erlebt - du bist tapferer als viele Männer!

Das liess Thalia's Löwenherz natürlich anschwellen und sie lachte stolz. Mama, ich bin tapferer als ein Mann! Ja, schau mal, ein Mann ist so tapfer: Und ich hielt die Hand in die Luft, etwa auf Mannshöhe. Dann stellte ich mich auf die Zehenspitze und hielt die Hand noch höher als ein Mann: Und du bist so tapfer!

So hat sich Thalia's Pechmoment zu einem Glücksmoment gewendet. Sie hat am Sonntagmorgen ihre Tapferkeit entdeckt. Das sollst du nun nicht mehr vergessen, wie mutig und tapfer du bist. Dein Herz ist stärker als du denkst! - Ja, Mama, jetzt weiss ich es.

Der Löwe war nun geweckt und Thalia hing den Rest des Tages nicht erschöpft in den Seilen, sondern schwang sich abenteuerlustig an den Seilen herum. Wir mussten sie immer wieder bremsen und zur Vorsicht mahnen. 


Das Pflaster durfte sie am Abend bereits wieder entfernen und heute morgen lief sie stolz mit ihren Fäden in der Stirn zum Kindergarten. Sie freute sich, von ihrem Sonntagmorgenabenteuer erzählen zu können.

Möge die Woche nun weniger aufregend verlaufen.
x, iren.

Mittwoch, 21. November 2012

schmierige Tastatur...


Die Handcreme ist schon fast aufgebraucht, doch meine rauhen Hände schmerzen noch immer. Den Kindern habe ich heute morgen, bevor sie wieder zur Schule und in den Kindergarten gingen, die Fingernägel geschnitten, damit sie nicht mehr so schwarze Ränder unter den Nägel haben. - Olivenernten ist harte Arbeit und hinterlässt seine Spuren. Trotzdem genossen wir alle die paar Tage freies Leben in der Natur. 
Onkel, Brüder und Schwiegerschwestern, deren Eltern und die dazu gehörigen Kinder, alle sind wir als Großfamilie zusammen gekommen und haben meine Eltern tatkräftig unterstützt. Als Großfamilie haben wir uns abends alle an einen großen Tisch gesetzt, fein gegessen, getrunken und diskutiert.

In den kommenden Tagen werde ich noch ein paar Bilder mehr zeigen von unserer Arbeit als Olivenpflücker und Olivenpflückerinnen. Ich putze nun meine Finger von der übrig gebliebenen Fettcreme frei, damit ich gut in die Tasten drücken kann. Denn für heute möchte ich mit Euch noch mein neues, kleines Glück teilen:

Ich habe gerade eben über den Blog little.lovley einen super tollen App entdeckt! Auf so etwas habe ich immer gewartet...ohne das ich es wusste, natürlich. 

Es gibt seltene Tage, an denen die Kinder mit Zeichnungen nach Hause kommen, die mich elektrisieren. Und dann denke ich an den Satz von Picasso, der sagte: "Ich brauchte ein Leben, um malen zu können wie ein Kind." Thalia hat vor ein paar Wochen mir solch eine Farbstiftzeichnung aus dem Kindergarten gebracht. Die habe ich wenige Stunden später gerahmt und aufgehängt. Diese Zeichnung macht mich glücklich, jedes Mal von neuem, wenn ich sie sehe.



Aber was mache ich mit all den anderen, tollen Kinderzeichnungen, die ich total süß, lustig, gelungen und schön finde, mich aber nicht elektrisieren? Die letzten Jahre habe ich diese Zeichnungen meiner Kinder jeweils mit der Kamera fotografiert und im Meer der anderen Fotos auf dem Computer gespeichert gehabt. Mit der Absicht, sie einmal zu sortieren und später für jedes Kind ein Buch mit ihren Kinderzeichnungen zu drucken. Doch ich nahm mir nie die Zeit, die Fotos den einzelnen Kindern zuzuordnen, vergessen noch sonst zu beschriften. Ich hoffte einfach, dass ich am Tag x, an dem ich ihnen das Buch drucken will, mich an alle wichtigen Dinge erinnern möge.

Und nun kommt dieser App: Artkive. Mit dem iPhone kann man super einfach und schnell die täglichen Kinderzeichnungen fotografieren und mit allen wichtigen Daten abspeichern. Mit der Möglichkeit, später ein Buch daraus zu machen oder die Fotos sonst weiter zu verwenden. Der App ist sehr ansprechend und funktional gestaltet und beinhaltet genau das, was ich schon immer wünschte. Und wisst ihr was? Gratis ist er auch noch. Für jede mit-dem-iPhone-in-der-Tasche-herumlaufende-Mutter ein kleines "must", artkive.

Seid herzlich gegrüßt
iren


Donnerstag, 15. November 2012

Fest der Liebe

Eben, als ich Thalia vom Kindergarten abholte, ist ein großer Lastwagen mit einem riesigen Tannenbaum aufgeladen, an uns vorbei gebraust. Ich bin erschrocken zurück gewichen und guckte diesem gefällten, stolzen Baum hinter her. Wie er so "auf dem Rücken" auf der Ladefläche lag, mit Seilen fest angebunden.

Während ich zuschaute wie er entschwand, dachte ich an all die unzähligen Tannenbäume und Tiere, die nun in den kommenden Tagen und Wochen gefällt und geschlachtet werden. Und dies für das Fest der Liebe. Ist das nicht zynisch?!






Herzliche Grüße von Iren, die morgen noch das Auto packt und mit der Familie nach Frankreich an die alljährliche Olivenernte fährt. xxx


Samstag, 10. November 2012

Ein Fotoabend mit uns - 4. und letzter Teil

Calista geht es wieder besser. Noch nicht richtig gut, sie ist sichtlich geschwächt, hat merklich abgenommen und noch nicht ihren vollen Appetit zurück erlangt. Doch wir sind froh, dass das Schlimmste überstanden ist und es wieder bergauf geht. Soviel live aus unserer Stube...
Ich möchte nun endlich noch den letzten Teil unserer Sommerferien erzählen, bevor die Weihnachtstimmung aufkommt... Mögt ihr noch von unseren Sommer-VWBus-Feiern lesen, ja? Sonst einfach den nächsten Post abwarten.

Der alte VW Bus hat uns, zusammen mit Christian am Steuer, heil und sicher bis nach London gebracht. Die beiden haben sich in den Ferien gut eingespielt und schätzen gelernt. Christian ist ein Autoflüsterer. Ich staune immer wieder, wie er während des Fahrens genau hinhört und sofort merkt, wenn der Klang des Motors sich verändert hat oder sonst was nicht mehr so ist, wie es sein sollte. Sein sicheres Gespür hat uns schon manche Pannen erspart. 

Wir sind also aus dem Süden kommend an Paris vorbei gefahren, haben auf einer Raststätte übernachtet und sind am Mittwochmittag in Calais angekommen.


Fahrendes Frühstück mit warmer Schokolade für Thalia. Raststättenromantik... 
In Calais die Fähre zu nehmen ließ uralte Erinnerungen in mir aufkommen. Vor 37 Jahren war ich das letzte Mal dort, als kleines Mädchen von drei Jahren, das mit seinen Eltern auf dem Weg nach London war.

Dieser Blick gehört zu meinen frühsten und allerersten Erinnerungen, die ich von meinem Leben habe:

Ich saß damals meinem Vater auf der Schulter, meine Hände griffen in seine Haare und er hielt meine Füße. Dabei lehnte er sich über die Brüstung, um mit mir ins schäumende Wasser zu schauen.


Große Angst hatte ich, damals. Diese schwindelerregende Höhe, das wilde Wasser und die vorgebeugte Haltung meines Vaters ließen mich schaudern. Was ist, wenn mein Vater mich nicht mehr halten kann? - So beginnt mein erinnertes Leben.


Durch den Dunst erspähten wir die weißen Kalkfelsen der südenglischen Küste. Wir kommen! 

Während wir diesen Sommer mit dem Bus "nur" an die Olympiade wollten, fuhr ich damals mit meinen Eltern mit Hab und Gut nach London, um ein neues Zuhause zu finden.

Das erste, was wir diesen Sommer in London machen wollten, war über die Tower Bridge fahren und dabei das große Symbol der Olympiade begrüßen. Fahrend aus unserem Bus haben wir das "Beweisfoto" geschossen: 

Yes, we did it!!


Das zweite, was wir in London taten, war ein Soft Ice von einem fahrenden, bunten Verkaufswagen naschen. Diese Ice-cream-Verkäufer fahren seit Jahrenzehnten durch die Straßen und Quartiere Londons und künden ihre Präsenz stets mit einem "Ding-dang-dong"-Glockenklang an. Auch das sind Kindheitserinnerungen... Süße...

 Weiteres "Sightseeing" aus dem fahrenden Bus...

Aber eigentlich waren wir unterwegs zu Holger. Holger, ein guter Studienfreund von Christian hat uns eingeladen, bei ihm zu wohnen, während den drei Tagen die wir in London verbrachten. Er wohnt mit seiner Frau und ihrem Babyjungen in einer wunderschönen, kleinen Wohnung im Herzen der City. Wir waren aber nur kurz in ihrer Wohnung, um zu merken, dass es sehr unpassend war, mit unseren drei Mädchen bei ihnen aufzukreuzen. Auch wenn sie auf unseren Besuch insistierten, so wollten wir keine Freundschaft riskieren ;-). Nach einem gemeinsamen Abendessen in einem hippen Burger-Restaurant gleich ums Eck, begaben wir uns auf Hotelsuche.

Christian und ich haben sechs, resp. drei Jahre  gemeinsam in London gelebt und wir wussten genau, in welche Gegend wir fahren mussten, um ein passendes Hotel zu finden: Es musste zentral gelegen sein, günstig und einen Parkplatz für unseren Bus zur Verfügung stellen. - Da, geh' hier mal nachfragen, das sieht gut aus! Das erste Hotel war einen Volltreffer, wir fanden direkt hinter dem Hyde Park, bei Sussex Gardens, ein Hotel mit Parkplatz vor dem Haus und einem Familienzimmer für uns alle zusammen. Für total 120 Pfund pro Tag, reichhaltiges Frühstück inbegriffen. Wir freuten uns sehr über unser Glück!

Einzig die Suche nach freien Tickets, um live einen Wettkampf an der Olympiade erleben zu können, zeigte sich schwierig. Es war fast unmöglich. Online-Tickets, die immer wieder mal frei gegeben wurden, waren jeweils innert Sekunden ausverkauft, an den offiziellen Verkaufsstellen sind die Menschen zu hunderten angestanden und wir hatten einfach keine Lust, uns dort einzureihen. Zudem waren die Preise inzwischen recht hoch. Da fragte uns am nächsten Morgen die Receptionistin im Hotel, ob wir nicht Tickets für die Olympiade suchten? Eine Brasilianerin, die auch Hotelgast war, wollte einige zu fairen Preisen verkaufen!  Wir konnten soviel Glück kaum fassen, was für ein gelungenes Abenteuer unsere Reise nach London wurde!

Wir entschieden uns fürs Halbfinal der Männer im Volleyball. Aber nur Christian und Cosima gingen das Spiel schauen. Mit Calista passte es nicht und auch Thalia hätte sich nach zehn Minuten gelangweilt.

In dieser Zeit konnte ich in meine Lieblingsläden einkaufen gehen. In meiner Lieblingsmetzgerei "The Ginger Pig" ein Mittagessen holen und mit Thalia und Calista auf den Lieblingsspielplatz gehen - wo ich mit Baby-Cosima viel war - und sie dort herum turnen lassen. Am Abend trafen wir uns wieder im Hyde Park fürs Public Viewing. Wir wollten am großen Bildschirm Leichtathletik schauen.








Wer wird hier wohl so charmant angelacht? - Natürlich, Calista...

Am nächsten Tag haben wir uns mit Holger im Park verabredet. Ein Abschiedspicknick.




 Es war Zeit, den Heimweg anzutreten.


In dieser kurzen Zeit haben wir eine Stadt erlebt, die super vorbereitet und organisiert war für die grossen Spiele. Wir haben Menschen allen Alters und Rassen friedlich zusammen feiern sehen. Wir sind vielen hilfsbereiten und freundlichen Menschen begegnet und haben mit einem Wermutstropfen Nostalgie wieder süße Erinnerungen aufkommen lassen.



Wir, Christina, Cosima und ich haben diese Stadt lieben gelernt, denn hier haben wir unsere Familie gegründet. Cosima war zwei Jahre alt, als wir sie verließen. Diese Stadt hat zarte Fußabdrücke auf ihrer Seele hinterlassen und ihr die ersten Lebenserinnerungen gegeben. Das spürt sie. Sie will nie nach Hause, wenn wir in London sind. Sie ist dort glücklich und weint, wenn sie sich verabschieden muss. Ich will in London leben! verkündete sie im Bus, während wir aus der Stadt hinaus fuhren.



Nein! Sicher nicht! Ich will nach Haaausee! Meldete sich Thalias Stimme laut. Beide hielten sie ihre Kuscheltierchen fest, um ihr Herz wieder in Einklang bringen zu können.

Während wir uns in Dover auf die Fähre einschifften und auf die rauhe, verheissungsvolle Landschaft um uns herum schauten, entscheiden wir, dass wir nächsten Sommer die Südküste Englands mit dem VW Bus bereisen werden. Egal wie das Wetter mitspielen wird, wir kommen zurück.



Wir haben drei Wochen lang uns dem Rhythmus unserer Herzen und den Wellen unserer Sehnsüchte ergeben. Wir sind ohne festen Plan abgefahren, offen für Abenteuer und Unvorhergesehenes. Wir haben spontan die Entscheidungen getroffen und uns dabei auf unser Gefühl verlassen. Es hat funktioniert, weil die Kinder sich mit uns sicher fühlten, denn wir stritten uns nie über den weiteren Verlauf der Reise. Es hat funktioniert, weil wir beide, Christian und ich, den selben Reisemodus gefunden haben. Das haben wir neu aneinander entdeckt. Wir sind Vagabunden.

Und was kann ich Euch sonst noch sagen? Das Fazit unseres Abenteuers? Wer nichts wagt, der gewinnt nichts...

Kisses, iren

Zum Nachlesen: 1. Teil, 2. Teil und 3. Teil unserer Reise.