Donnerstag, 31. Oktober 2013

Süsses oder Saures...

Die Aufregung hat sich diese Tage gesteigert und heute ist endlich Halloween! Thalia ist am diskutieren und überlegen, mit wem sie heute um die Häuser ziehen will. Aber bitte du nicht, Mama! Wir wollen alleine...

Süsses oder Saures...

Die Kinder werden heute bestimmt viel Süsses bekommen, und ich empfinde es momentan als bekäme ich Saures. Ich hatte und habe noch diese Tage so viel anderes um die Ohren, dass ich mich kaum um Halloween kümmern konnte, vergessen noch einen Kürbis zu schnitzen. Und heute komme ich auch nicht mehr dazu. Leider. Dieser Teil machte mir immer viel Spass. Thalia hat sich schon beklagt... Und auch Cosima meinte heute morgen, dass ich ja gar nichts vorbereitet habe. Wenigsten malte ich heute auf ihr "Znüni-Säckli" eine gruselige Spinne... Und ich werde noch ein paar auf unsere Haustür kleben.

Wem geht es auch so wie mir? Halloween - und es müssen noch schnell ein paar einfache Ideen her? Ich habe mir auf Pinterest ein paar Sachen gemerkt, wer mag kann sich inspirieren gehen: Halloween! 

Und hier noch ein super cooler Video mit Tony Ross "How to draw a Monster..." (wow, mit dieser Leichtigkeit zeichnen zu können!)


Ich bin nun schon wieder auf dem Sprung und rufe nur noch ein ganz lautes und gruseliges "Buuuhhhhhh!" ins Internet. 

Iren, die mit den schwarzen Augenringen...

PS: Das war Halloween letztes Jahr.

Montag, 28. Oktober 2013

spielen!

Wenn Lena zu Thalia kommt, dann habe ich frei. Die beiden Mädchen können sich stundenlang in einen harmonischen Spielflow ergeben; es ist wunderschön! Danach ist Thalia sehr müde, weil es intensiv ist, doch sie ist erfüllt mit all den fiktiven Geschichten und Momenten, die sie mit Lena erlebt hat.

Diesmal haben sie mit Playmobil gespielt. Lena nahm ihren Pegasus mit und sie verschwanden sofort im Zimmer. Doch draußen schien die Sonne und es war herbstlich mild. - Kinder, kommt nach draußen! - Nein, wir wollen Playmobil spielen... Dann packt die Sachen und kommt draußen spielen, es ist warm und sonnig... eine Schande, drinnen zu hocken... Und gehorchsam kamen sie, setzten sich in den Hauseingang, wo noch die Sonnenstrahlen hinkamen und tauchten wieder ab.














Bei uns leben Plastik und Holz, Wolle und Batteriebetriebenes in der Spielkiste harmonisch nebeneinander. Ich finde es gut, wenn die Kinder mit allem ein bisschen in Kontakt kommen und so unbewusst den Vergleich machen. Eine weiche Waldorfpuppe ist unvergleichlich schöner zum Kuscheln und Liebhaben und hat einen ganz eigenen Charme. Doch um an einem warmen Sommertag das "Baby" baden zu können, wird die Puppe aus Kunststoff hervor geholt. Der Bauernhof aus Holz mit den Holztieren wird oft bespielt, auch von Besuchskindern. Aber auch interaktive Bücher mit Liedern fasziniert meine Kinder bis heute noch. Das Playmobil ist ein großer Favorit, doch das große Puppenhaus dazu hätten wir nicht gebraucht... Und einiges andere davon auch nicht. Das große Puppenhaus aus Holz, mit dem wunderbaren Inventar, das noch vor dem Playmobil im Kinderzimmer stand, löste bei den Mädchen leider eher wenig aus. Vielleicht war das Puppenhaus zu unübersichtlich, weil man es von allen Seiten bespielen konnte... Mit Playmobil aber, vor allem mit den Tieren, wird bei uns alles bespielt. Drinnen wie draußen. Mit den Jahren macht man als Eltern so seine Erfahrungen, was bei welchem Kind gut ankommt und eine längere Liebe ist, und was man sich hätte sparen können...

Es gibt Ludotheken, die anstelle von Büchern Spielsachen ausleihen. Ich finde das eine wunderbare Sache, doch ich habe sie nie ausprobiert. Wissend, wie schwierig es für mich ist, die Bücher wieder pünktlich in die Bibliothek zurück zu bringen, ließ ich es von Anfang an mit den ausgeliehenen Spielsachen bleiben. Und damit auch mit dem schlechten Gewissen und den Mahngebühren...

Vor ein paar Wochen erhielt ich von MeineSpielzeugKiste.de eine Anfrage, ob ich Lust hätte, über meinen Blog ihre Geschäftsidee zu unterstützen. Bisher habe ich noch keine Werbeanfrage berücksichtigt, weil ich meinen Blog werbefrei und "verlosungsfrei" halten möchte. Diese Idee aber finde ich super und deshalb mache ich eine Ausnahme. MeineSpielzeugKiste hilft, den ganzen Spielsachenkonsum etwas umweltgerechter zu überstehen. Und  für mich wesentlich: Es gibt keine Ausleihefrist! (Und kein schlechtes Gewissen und keine Mahngebühren). Man bezahlt einen monatlichen Mietpreis (Kiste mit zwei Spielzeugen 14Euros, mit vier 24Euros und sechs 34Euros) sucht sich die Anzahl Spielsachen aus und kriegt sie versandkostenfrei nach Hause geschickt. Nachdem die Kinder solange sie wollen damit gespielt haben, schickt man sie versandkostenfrei wieder zurück und sucht sich neue aus. Mit diesem Konzept ist man natürlich daran interessiert, die Spielzeugkiste nicht monatelang zu Hause herum liegen zu haben, sondern wieder neue Sachen auszuprobieren.  Falls man merkt, dass ein Spielzeug der Dauerrenner wird, kann man es behalten und bezahlt mit 30% Rabatt auf den Neupreis. MeineSpielzeugKiste ist noch ein Startup Unternehmen und hat heute ihre zweite Crowdinvesting-Kampagne gestartet. - Und gerne möchte ich Euch zurufen: Macht mit! Denn ich hoffe, dass MeineSpielzeugKiste wieder viel Geld sammeln und ihr Angebot weiter ausbauen kann. Wenn ich an die kommende Weihnachten denke und damit an die wiederkehrende Frage von Grosseltern, Paten und Patinnen: Was wünschen sie sich, die Kinder? So wären doch die Worte: ein MeineSpielzeugKiste-Abonnement! eine super Antwort... Für meinen Teil darf ich Euch einen exklusiven Rabatt von 10Euros auf die erste bestellte Spielkiste anbieten. Gebt dafür bei der Bestellung den Rabattcode Spielspaß10 an.

Ich grüße Euch herzlich,
Iren

Montag, 21. Oktober 2013

Fehler gemacht?

Wir sind aus Frankreich zurück und wir finden uns im Alltag wieder. Thalia kam heute von der Schule nach Hause und schwenkte ein Blatt. Sie durften aus den Ferien erzählen und sie schrieb folgendes: "Wir sind äinkaufen gegangen und wir kauften ein Merschweichen."


Willi Wuschel ist unser Ferienabenteuer geworden. Und ich spüre  eine Mischung aus Scham und Verantwortung, Vorbehalten und Vorfreude. Meine Schwester war auch ein paar Tage in Frankreich und Thalia hatte Gelegenheit, mit dem kleinen Hundchen Balu Zeit zu verbringen. Wir haben ja Beule, unseren Hund, den wir regelmässig hüten und der auch bei uns schläft. Aber für Thalia ist das zu wenig und Beule zu gross... Mit viel Liebe, Fürsorge und Geduld widmete sie sich also dem Hündchen meiner Schwester und zählte angstvoll die Stunden, bis meine Schwester wieder ab fuhr. Danach weinte sie. Nicht nur fünf Minuten. Auch nicht nur eine halbe Stunde. Eine Stunde? Nein, den ganzen Abend war sie in Tränen. Mama, Papa, ich will auch so ein Hündchen haben! Bitte! Als wir sie ins Bett brachten, schluchzte sie noch und meinte, dass jetzt die Zeit gut sei, danach werde sie zu alt für einen Hund. Sie brauche jetzt einen Hund. Wir hätten noch etwas Zeit, aber nur noch wenige Monate. Bis sie acht sei hätten wir die Chance, ihr einen Hund zu kaufen. - Beruhige dich Thalia, wir nehmen das Thema ernst, aber jetzt musst du schlafen... Ich kann mich nicht beruhigen, Mama, das weißt du doch! Sie ist dann doch noch eingeschlafen und ich atmete auf. Morgen wird alles schon weniger schlimm sein. Als wir abends ins Bett gingen, lag bei Christian ein Zettel auf dem Kopfkissen: Liber Papa, ich wünsch mir einen Hebi Hunt (kleiner Hund zum auf dem Schoss haben). Thalia. Und dazu legte sie eine Postkarte mit ganz süßen, jungen Kätzchen. (Um Christians Herz aufzuweichen, meinte sie später). Wir lächelten und spürten, wie sehr sie sich nach einem Tierchen sehnte, dass sie halten und streicheln kann. Während der Nacht erwachte ich, weil Thalia zu schluchzen begann. Ich stand auf und ging zu ihr ins Zimmer. Sie weinte, im Schlaf. Was hast du, Thalia? - Du weisst doch Mama, ich brauche einen Hund! 

Das Thema ging natürlich am nächsten Morgen weiter, einzig der Tränen hatte sie nicht mehr so viele. Aber doch immer wieder. Und immer wieder lag sie Papa in den Ohren, wie lange er noch brauche bis er sich entschieden habe. Er habe noch bis zu ihrem achten Geburtstag Zeit. Aber sie möchte es schon vorher wissen. Das ging den ganzen Tag und wir versuchten ihr zu erklären, dass sie mit drängen nicht schneller zum Ziel kommen werde. Und dass ein Hund nicht so schnell angeschafft werden könne. Und wir klärten über das Leben mit einem Hund auf und sprachen über die Verantwortung, doch der Kopf ist das eine, und das Herz wieder was ganz anderes. Sie verstand nur die Sprache des Herzens. 

Und dann geschah es. Ein weiterer Tag später, wir waren im "Gamm vert", einen Laden für Pflanzen, Erde, Töpfe, regionalen Produkten zum Essen aber auch allerlei Futter und Zubehöre für Tiere. Und Kleintiere selbst. Dort entdeckten wir Willi Wuschel, das verschüchterte, einsame Meerschweinchen. Ein ganz süßes Kerlchen, mit wuscheligem, lockigem Fell. Wie Thalias Haare. Thalia empfand Liebe auf den ersten Blick. Und ich Mitleid auf den ersten Blick. Er saß in einer Ecke in einer Vitrine, ohne Unterschlupfmöglichkeiten, ohne richtiges Streu. Und er war angeschrieben: Cochon d'Inde, Texel. Prix reduit: 25 Euros. Ein Meerschweinchen in Aktion... Wie absurd! Was für ein armes Kerlchen. Schnell war die Bitte da, es haben zu dürfen. Thalia wünschte sich so ein Kuschel-Meerschweinchen. Ich schaute fragend zu Christian und wir beratschlagten uns. - Also mir ist ein Meerschweinchen zur Zeit lieber als ein Hund... - Aber ein Meerschweinchen kauft man doch nicht einfach so, zusammen mit Erde, Nährstoffen für den Baum und Gartenzaun. - Stimmt, das macht man nicht, aber manchmal kommt etwas im Leben ganz unverhofft... Ich fragte die Verkäuferin über die Haltung eines Meerschweinchens aus und wollte wissen, ob es den ok sei, nur eins zu haben? Klar, kein Problem! Und ob es unsere Tochter dann halten und streicheln dürfe? Klar, das lieben sie! 

Wir kauften also das Meerschweinchen, das noch im Laden, bevor wir bezahlten, den Namen Willi Wuschel erhielt. Thalia's Augen strahlten vor Glück und im Auto hielt sie die ganze Zeit ihren Willi Wuschel in den Armen und sprach ihm gut zu. Zuhause richteten wir ihm eine große Kartonbox ein, mit viel Spreu, Heu und Unterschlupf. Doch Willi Wuschel hatte nur Angst und verkroch sich den ganzen Tag irgendwo in eine Ecke und bewegte sich kaum. Er aß kaum, er wurde panisch wenn wir in seine Nähe kamen und ich machte mir mit jeder Stunde mehr Sorgen und war überzeugt, einen großen Fehler gemacht zu haben. Ich las im Internet viel und verstand schnell, dass die Verkäuferin uns fast nur falsche Informationen gab. Ein Meerschweinchen sollte man nie alleine halten (inzwischen ist das Gesetz in der Schweiz sogar so, dass man sich dabei strafbar macht), sie brauchen viel mehr Platz und man sollte sie nicht zum Kuscheln missbrauchen... Ich fand übers Internet Meeschweinchenzüchterinnen, die eine halbe Stunde von Zürich leben. Die schrieb ich an und wir vereinbarten, dass wir Willi Wuschel noch auf dem Heimweg von unseren Ferien bei ihnen vorbei bringen. Dort kann er dann sofort mit seinen Artgenossen zusammen sein und sich von all seinen Strapazen in seinem bisherigen kleinen Leben erholen. (Diese Einsamkeit!) Wir haben Zeit, ein größeres Gehege für ihn zu bauen und suchen uns dann dort ein zweites Meerschweinchen aus. Wenn alles bereit ist, kommt er mit einer Freundin zu uns nach Hause. Das wird in etwa sechs Wochen sein. 

Seit einer Woche haben wir ein Meerschweinchen namens Willi Wuschel, spontan gekauft in Aktion, das aber noch nie bei uns Zuhause war. Wie absurd dies alles klingt! Und entgegen allen Regeln und Gewohnheiten. Ich schäme mich einerseits für diesen naiven Spontankauf, anderseits, hätten wir es nicht gemacht, wäre Willi Wuschel immer noch im Schaufenster schutzlos und einsam ausgestellt... Und weil er schon etwas "älter" ist (3.5 Monate), wohl bald nicht mehr verkäuflich, deshalb die Aktion. Aber wir kauften Willi Wuschel nicht weil er in Aktion war, sondern unglaublich süß und hilflos. 

Grundsätzlich ist es einen Fehler, ein Tier spontan zu kaufen, aber nimmt man schutzlose Tiere nicht auch unüberlegt bei sich auf, wenn man ein Herz hat, um ihnen zu helfen? 

Willi Wuschel hat die Tage alleine bei uns in Frankreich kaum gegessen (nur leise, nachts) und sich fast nicht bewegt. Wir hatten ernsthafte Sorgen um ihn. Sobald wir aber bei den Züchterinnen im Garten standen und er andere, weibliche Meerschweinchen roch, regte sich ihn ihm einen Urinstinkt. Und wie er mit einem Weibchen, das er decken darf, in ein Gehege kam, da blühte er innert wenigen Minuten vor unseren Augen auf. Er umgarnte das Weibchen mit seiner Männlichkeit, wurde lebhaft und begann auch gleich zu essen. Es war eine wahre Freude! 

Nun planen wir das zukünftige Meerschweinchen-Gehege, und Christian wird es bauen. Derweilen hoffen wir auf einen baldigen Wurf eines trächtigen Weibchens. Von den Jungen darf sich dann Cosima eins aussuchen und wenn die Zeit reif ist, kommen unsere beiden Meerschweinchen zu uns. Willi bleibt bis dann dort, bis dann muss sich Thalia gedulden, von ihm träumen, von ihm erzählen und ihn zeichnen. Willi Wuschel!

Und ich plane nicht nur das Gehege, sondern auch wieder das Wochenmenu...Der Alltag... Ich liebe es, das Wochenmenu zu planen, weil ich dann gezielt einkaufen gehe und nicht lustlos überlegen muss, was ich heute denn wieder kochen soll, um dann festzustellen, das mir die Hälfte der Zutaten fehlen. Oder am Ende der Woche in den Kühlschrank schaue und mit schlechten Gewissen abgelaufene Lebensmittel entsorgen muss... Ich weiß, es ist nicht jedermann Sache, doch man kommt nach ein paar mal auf den Geschmack. Und wenn man nicht jeden Tag planen will, dann kann man auch nur jeden zweiten Tag planen. Ich rechne je nach dem auch immer Resten ein. Um noch mehr Spaß zu haben, nehme ich für jede Woche ein anderes Kochbuch aus dem Regal (ich habe soooo viele...!) und suche mir nur Rezepte aus diesem Buch aus. Die Seitenzahl schreibe ich dann zum Wochentag, mit dem Rezept. Und weil mich einige Leserinnen schon gefragt haben, ob ich ihnen meinen leeren Wochenplan zuschicken würde, gibt es ihn hier zum Ausdrucken: 


Es ist kein perfektes pdf, aber es genügt, sonst dauert es wieder Monate, bis ich mein Versprechen einlösen kann...

Ich grüße Euch herzlich, auf eine schöne Woche!
Iren

Mittwoch, 16. Oktober 2013

wieder zusammen

Meine Cosima in den Armen zu halten genieße ich ß. Immer wieder mal muss ich sie zu mir nehmen und kurz ans Herz drücken. Sie lächelt jeweils und lässt es zu. Aber nachts, da kommt sie zu uns ins Bett gekrochen und sucht Wärme und Geborgenheit. Das lässt mich wissen, dass sie uns auch vermisst hat und etwas nachholen muss. 

Es war ein freudiger Moment für mich, als ich Cosima letzten Freitag wieder sah. Ich habe sie kaum erkannt mit der weißen Badekappe, in der Gruppe ihrer Schwimmerinnen. Sie stand auf der anderen Seite des Schwimmbeckens, die nackten Füße ein bisschen zueinander gedreht, die Finger am Mund und die Augen groß und suchend. Ich winkte ihr heftig zu, und sie lächelte kaum merklich zurück. War das alles? Der Moment unseres Wiedersehens habe ich mir etwas anders vorgestellt, aber es ist gut. Es ist sogar reizend. Ich suchte mir einen Platz neben anderen Eltern, die über den Anblick ihres Mädchens strahlten und die kleine Show begann. Ich klatschte begeistert, doch eigentlich wollte ich endlich Cosima in die Arme schließen. - Sie kam wenig später auf uns zu, umarmte uns, gab Calista einen Kuss und drehte sich dann wieder den anderen Mädchen zu. Ich hielt sie noch am Arm fest: Cosima - gib mir auch einen Kuss! Auch Thalia machte über die knappe Begrüssung ein langes Gesicht. Doch ich ließ gleich wieder davon ab, Cosima war noch ganz und gar eingetaucht in ihrer Lagerwelt, eine Welt, in der wir nur am Rande existierten. Noch im Schwimmbad, gleich nach einem gemeinsamen Auftritt, konnte Cosima diesen Wechsel zu uns nicht so schnell vollziehen. Ich verstand dies und freute mich, weil es mir zeigte, dass sie eine gute Zeit hatte.

Der Winter ist letzte Woche in den Bergen angekommen und Cosima ist mit Wintermütze und dicker Jacke zu uns ins Auto gestiegen. Mit einer Nacht Zwischenhalt zu Hause fuhren wir am nächsten Tag los, in den Süden. Während der Reise hatte Cosima Zeit, uns viel aus dem Lager zu erzählen. Wir hörten aufmerksam zu und ahnten, wie diese Tage in der Gruppe sie geprägt haben. Sie machte viele neue, wertvolle Erfahrungen. Ich bin erleichtert und stolz, auf die kleinen, bedeutungsvollen Schritte meiner Großen.

Wir haben den Schnee hinter uns gelassen und genießen dank Mistral einen blauen Himmel und Sonnenstrahlen in Frankreich. Das Haus ist bereits kühl und das Feuer am Abend in der Küche und in der Stube unerlässlich. Die Schlafzimmer sind kalt und wir mummeln uns nachts in mehrere Decken ein. 

Dieser Frieden hier in der Natur! Ich spaziere morgens mit den ersten Sonnenstrahlen durchs taunaße Gras und höre den Vogelstimmen zu. Der kühle Mistral streicht über die Äste des Olivenhains. Die Bäume tragen viele schwere, ölhaltige Früchte. Es tut mir im Herzen weh, wenn ich sie anblicke und mit der Hand darüber streiche, weil wir dieses Jahr leider nicht an der Ernte mithelfen können. Ich habe zwei wichtige Anlässe genau an diesem Wochenende. Es fühlt sich an, als ob ich Weihnachten verpassen würde...


Es grüßt Euch herzlich Iren,
die Kinder um sich hat, die bereits kribbelig auf Halloween sind...

Donnerstag, 10. Oktober 2013

Sag guten Tag

Sag guten Tag
Wenn die Sonne aufgeht
Sag gute Nacht
Wenn der Mond erscheint
Begrüße das Geheimnis
Wenn die Dämmerung kommt
Denn so wie heute -
Sonne, Mond und Dämmerung
Werden sie nie wieder kommen
Und dein Gruß
Wird über dem Tag stehen
Wie der Regenbogen
                                             (Linard Bardill)

Ich halte kurz inne und atme tief ein. Wie schlicht und schön! Linard Bardills Buch "Der kleine Buddha" habe ich von Gabriela zum Lesen bekommen. (Gabriela, die wunderbare Spielgruppenleiterin von Calista.) Das Buch ist ein kleines Juwel, das ich Euch allen, liebe Leser und Leserinnen, ans Herz legen möchte. Tiefgang gepaart mit Lebensfreude - das ist meine Mischung! Ein Lachen, das in die Seele fließt. Bardill erzählt kurze Geschichten, Gedichte und Lieder, inspiriert durch seinen Sohn, der etwas ganz besonderes ist... 

Am liebsten möchte ich euch das Büchlein gerade jetzt vorlesen, euch teilhaben lassen an meinem literarischen Schmaus, den ich heute morgen genieße. Aber es geht nicht anders, als euch selber ein Exemplar zu holen "Der kleine Buddha". Klein das Buch, groß der Preis, doch es ist ein wahrer Schatz!

Iren, die Euch regenbogenfarbig grüßt 
und es doch nicht lassen kann, eine kleine Geschichte als Kostprobe zu geben:

Zauberworte
Nachtessen. Es herrscht miese Stimmung. Die Kinder fuhrwerken wie die Räuber. Die Eltern versuchen die Fahne der Harmonie aufrecht zu halten. Wiegeln ab. Säuseln, wie schön es doch sei, wenn alle gemeinsam das feine Essen geniessen. Schon fliegt eine halbe Kartoffel, jawohl, eine halbe Kartoffel, quer über den Tisch. Die Stirnen runzeln sich zu Ackerfurchen. Eines der Kinder fängt an zu heulen. Laut. zu Laut.
Dann platzt, sagen wir einmal: dem Vater, der Kragen. Zeit zu röhren, Zeit zu brüllen. Gefolgt von einer kurzen Periode der Grabesstille.
Da erhebt die kleine Tochter (Sopran) ihre helle Stimme: "Akradabra Salamabra Simsalabim!"
Der Vater fragt: "Und?"
"Ich bin eine Zaubererin!"
"Und was hast du gezaubert?!"
"Es fängt alles von vorne an!"
"Also schön!"
Die Familie geht vom Tisch, Mutter ruft "Ässe cho!" Die Familie erscheint, setzt sich zu Tisch, singt ein Lied. Man reicht sich die Hände und ruft "En Guete mitenand!"
Alles paletti, alles extrem lösungsorientiert, alles Zauberei. Doch der kleine Buddha sagt "Simsibim", verschwindet aus der Küche, und das Spiel fängt noch einmal von vorne an...




Montag, 7. Oktober 2013

Heimweh

Ich habe Heimweh nach Cosima. Liege Abends im Bett und denke an sie. Stehe morgens auf und denke an sie. Laufe den ganzen Tag hierhin und und dorthin und denke an sie. Ich könnte auch losheulen, würde ich es nur zulassen. Die erstickten Tränen machen mich schwerfällig. Wann nur ist Freitag?

Seit vergangenem Samstag früh ist Cosima in die Berge ins Trainingslager ihres Synchronschwimmclubs gefahren. Das erste Mal in ihrem Leben und sie freute sich. Wurde aber die Tage zuvor auch anhänglicher... Und wir sprachen übers Heimweh und dass es zu einem Lager dazu gehöre. Ich dachte dabei vor allem an ihr Heimweh. Ich erwartete nicht, dass ich mindestens so stark Heimweh nach ihr haben werde. Vermissen schon, aber so richtig Heimweh? Heute morgen dann schickte ich ihrer Trainerin ein SMS mit den Worten: Das Mamaherz möchte gerne wissen wie es Cosima geht...

Telefonieren ist nicht geplant, bei 29 Mädchen gäbe das abendfüllendes Programm jeden Tag. Mit dem Resultat, dass dann die meisten weinen, weil die eine die andere anstecken würde. Also werde ich sie erst am Freitag wieder sprechen können. 

Vergangenen Samstag und Sonntag arbeitete ich intensiv. Für eine Ausstellung habe ich mit vier anderen Kunst- und Kulturschaffenden 211 eingereichte Arbeiten von Künstler und Künstlerinnen juriert. Das tat gut, ich konnte mich gut ablenken. Jetzt aber habe ich eine Woche vor mir, die mir viele Gedankenreisen in die Berge zu Cosima zulässt. Wie geht es ihr jetzt, was macht sie gerade? Das frage ich mich immer und immer wieder. Loslassen ist schwer.  

Die Trainerin schrieb heute zurück, dass es Cosima super gehe, obwohl sie abends ein bisschen Heimweh habe... doch sie konnte bisher gut einschlafen. Die Mädchen trainieren alle viel und machen gute Fortschritte. Das Essen sei fein und die Stimmung super. - Diese Worte haben mich beruhigt. Und ich erinnere mich an die Lagererfahrungen aus meiner Kindheit und stelle mir vor, wie viel Spaß und tolle Momente Cosima erleben wird. Und dieses Gefühl, eine Woche lang ganz auf sich selbst gestellt zu sein, ohne Mama im Hintergrund. Ich freue ich für sie! Beim Abschied küsste ich sie und sagte, dass sie nun eine Woche weg fährt, aber ein Jahr älter zurück kommen werde. Sie guckte mich erstaunt an und verstand nicht ganz, was ich meinte. Doch so richtig verstehen wird sie meine Worte, wenn sie nach Hause kommt und den Fuß in ihr Zimmer setzt. Dann wird sie realisieren, dass sie nicht mehr der gleiche Mensch ist, den sie beim Verlassen des Zimmers noch war. Innerlich älter. Schwups, in einer Woche.

Ich zähle die Stunden bis Freitag. Schaffe ich das, noch vier Tage ohne Cosima - vor allem ohne mit ihr sprechen zu können?!? Es ist hart, ein voller Entzug. Ich habe Herzschmerz. Ich habe Heimweh.

Es grüt Euch, 
Iren,

(die mit Thalia heute im Puppentheater "Mein Vater" von Margrit Gysin war. Berührend schön! Sie tourt in der Schweiz, aber viel auch in Deutschland, mit verschiedenen Stücken. Wer kann, sollte hingehen! Es ist träumerisch, tiefgehend, poetisch, philosophisch, lustig... auch für Erwachsene. Oder vor allem?)