Vor einer Woche, da bastelte Cosima aus den Resten von Calista's Geburtstag: Sie nahm einen weißen Pappteller, klebte mit dem doppelseitigem Klebband ein großes, breites Kreuz in den Teller hinein und nahm viel zarten, weißlich-regenbogenfarbig-schillernd-schimmernden Glitzer und streute es darüber. Es entstand ein sehr schönes, strahlendes Kreuz. Sie schaute es stolz und freudig an und sagte: Das schenke ich meiner Religionslehrerin.
Ich war sehr erstaunt und frage nach: Das willst du wirklich deiner Religionslehrerin schenken?! - Ja! Weihnachten ist zwar vorbei, aber ich schenke es ihr einfach so. Ich sagte nicht mehr viel, blieb aber ziemlich verwundert. Cosima hat seit vergangenem Sommer eine neue Religionslehrerin, so in meinem Alter etwa, bekommen. Die erste Stunde bei ihr war ein großer Schock und Cosima kam weinend und aufgelöst nach Hause. Wir haben sofort das Gespräch gesucht und die Lehrerin hat sich dann bemüht und es wurde etwas besser. Die Stimmung war nicht besonders warmherzig oder gut, aber es war okay und Cosima kam nie mehr weinend nach Hause. Sie hat gelernt, diese Person zu nehmen wie sie ist und hat sich arrangiert. Um so mehr war ich verwundert, dass sie ihr nun ein Geschenk machen will. Einfach so.
Vor zwei Tagen bekamen wir einen Telefonanruf von der zuständigen Kirche, dass die Religionslehrerin ganz unerwartet am vergangenen Samstag verstorben ist. Schwächeanfall. Mir stockte kurz der Atem und ich dachte gleich an das Kreuz, das Cosima ihr eben geschenkt hat. Zufall? Nein. Genau das ist typisch Cosima. Cosima schenkte ihrer Lehrerin, die nichts ahnend kurz vor dem Tod stand, ein strahlendes Kreuz. Diese hat sich sehr darüber gefreut. Sie haben es gemeinsam angeschaut und darüber gesprochen. Die beiden hatten einen guten Moment miteinander erlebt und es hatte etwas Friedenstiftendes. Ihre gemeinsame Geschichte, die wild begonnen hat, kam zu einem guten Abschluss. Und dann ist sie gegangen, aus dem Leben. Mich hat das irgendwie sehr betroffen gemacht, aber auch froh.
Es ist typisch Cosima, weil ich bei ihr immer wieder erlebe, wie sie etwas voraus ahnt. Sie hat ihre Antennen immer weit draußen und nimmt viel auf. Ich habe ihr diese Nachricht dann so übermittelt: Cosima, du hast doch deiner Religionslehrerin letzte Woche ein Kreuz geschenkt, du hast wieder einmal etwas voraus geahnt. Sie ist drei Tage später gestorben. Sie schaute mich mit großen Augen an und sagte: Aber Mami, das habe ich doch nicht gewusst, das habe ich nicht extra gemacht. - Ich darauf: Dein Kopf hat es nicht gewusst, aber Dein Bauch. Du spürst solche Sachen.
Ich spreche so mit ihr, weil es mir wichtig ist. Möge sie sich besser kennen lernen. Weil Cosima sehr viel aufnimmt und ihre Sensoren immer auf Empfang sind, hat sie öfters Mühe, sich auf etwas zu konzentrieren. Ihre Aufmerksamkeit ist oft überall gleichzeitig, ohne dass sie sich dessen bewusst ist. Hingegen hört sie viel, dass sie sich besser konzentrieren müsse, meistens wird sie nur auf die andere Seite der Medaille aufmerksam gemacht. Aber es gibt immer zwei Seiten. Genau dort, wo eine Schwäche ist, ist auch eine Stärke. Und genau dort, wo eine Stärke ist, ist auch eine Schwäche. Das zweitere ist meistens leiser, aber nicht minder kraftvoll. Ein Kind, dass sich problemlos abgrenzen und sich auf etwas gut fokussieren kann, hat eher Mühe, die feineren Schwingungen seines Umfelds gut wahrzunehmen. Und ein Kind, dass sein Umfeld sehr fein wahr nimmt und viel aufsaugt, hat mehr Mühe, für sich Konzentration aufzubauen. Deshalb ist es mir wichtig, dass Cosima auch ihre Stärken kennen lernt, dass sie sich ihrer Fähigkeiten bewusst wird. Ich möchte, dass sie so, wie sie ist, sich annehmen, schätzen und lieben kann. Das ist meine Aufgabe als Mutter.
Ich grüße Euch herzlich, iren
Und füge Cosima's Worte an: Mama, ich bin ja froh, dass ich sie als Lehrerin nicht mehr habe, aber weisst du... sterben hätte sie nicht sollen.
Vor zwei Tagen bekamen wir einen Telefonanruf von der zuständigen Kirche, dass die Religionslehrerin ganz unerwartet am vergangenen Samstag verstorben ist. Schwächeanfall. Mir stockte kurz der Atem und ich dachte gleich an das Kreuz, das Cosima ihr eben geschenkt hat. Zufall? Nein. Genau das ist typisch Cosima. Cosima schenkte ihrer Lehrerin, die nichts ahnend kurz vor dem Tod stand, ein strahlendes Kreuz. Diese hat sich sehr darüber gefreut. Sie haben es gemeinsam angeschaut und darüber gesprochen. Die beiden hatten einen guten Moment miteinander erlebt und es hatte etwas Friedenstiftendes. Ihre gemeinsame Geschichte, die wild begonnen hat, kam zu einem guten Abschluss. Und dann ist sie gegangen, aus dem Leben. Mich hat das irgendwie sehr betroffen gemacht, aber auch froh.
Es ist typisch Cosima, weil ich bei ihr immer wieder erlebe, wie sie etwas voraus ahnt. Sie hat ihre Antennen immer weit draußen und nimmt viel auf. Ich habe ihr diese Nachricht dann so übermittelt: Cosima, du hast doch deiner Religionslehrerin letzte Woche ein Kreuz geschenkt, du hast wieder einmal etwas voraus geahnt. Sie ist drei Tage später gestorben. Sie schaute mich mit großen Augen an und sagte: Aber Mami, das habe ich doch nicht gewusst, das habe ich nicht extra gemacht. - Ich darauf: Dein Kopf hat es nicht gewusst, aber Dein Bauch. Du spürst solche Sachen.
Ich spreche so mit ihr, weil es mir wichtig ist. Möge sie sich besser kennen lernen. Weil Cosima sehr viel aufnimmt und ihre Sensoren immer auf Empfang sind, hat sie öfters Mühe, sich auf etwas zu konzentrieren. Ihre Aufmerksamkeit ist oft überall gleichzeitig, ohne dass sie sich dessen bewusst ist. Hingegen hört sie viel, dass sie sich besser konzentrieren müsse, meistens wird sie nur auf die andere Seite der Medaille aufmerksam gemacht. Aber es gibt immer zwei Seiten. Genau dort, wo eine Schwäche ist, ist auch eine Stärke. Und genau dort, wo eine Stärke ist, ist auch eine Schwäche. Das zweitere ist meistens leiser, aber nicht minder kraftvoll. Ein Kind, dass sich problemlos abgrenzen und sich auf etwas gut fokussieren kann, hat eher Mühe, die feineren Schwingungen seines Umfelds gut wahrzunehmen. Und ein Kind, dass sein Umfeld sehr fein wahr nimmt und viel aufsaugt, hat mehr Mühe, für sich Konzentration aufzubauen. Deshalb ist es mir wichtig, dass Cosima auch ihre Stärken kennen lernt, dass sie sich ihrer Fähigkeiten bewusst wird. Ich möchte, dass sie so, wie sie ist, sich annehmen, schätzen und lieben kann. Das ist meine Aufgabe als Mutter.
Ich grüße Euch herzlich, iren