Samstag, 31. Dezember 2011

BUMM!!

... bald läuft der Countdown und wir fiebern schon alle dem neuen Jahr entgegen. Ich freue mich auf das neue Jahr, auf die neue Zahl, auf frische, neue Energien, die es mit sich bringen wird.


Vor bald zwei Jahren kam Samira mit ihrer Tochter an Thalia's Geburtstagsfest mit einer selbst gemachten Überraschungsbombe. Es war super toll! Und so einfach, dass ich mir gleich merken konnte, wie man so etwas nachbasteln kann.

Letztes Jahr haben wir viel Geld für verschiedene Tischbomben an Sylvester ausgegeben - und was kam heraus? Nur "Mist"... So hatte ich gestern, während dem Autofahren, spontan die Idee, Samira's Bombe nun selbst zu machen. So zweigte ich nach der Rotlichtampel nicht nach links ab, sondern fuhr gerade aus, ins nächste grosse Shoppingcenter.


Das Prinzip ist einfach, es braucht dazu folgendes:

- Blumentopf aus Kunsstoff
- Kleister
- Packpapier in Fetzchen
- Dekomaterial (wie Glitzerpapier, Gouachefarbe, Federn, Leim, etc.)
- Ballon
- Schnur (brennbare)
- Partyfüllung (wie Schokolade, Bonbons, Kaugummis, Krimskrams, etc.)


Der Blumentopf wird mit Packpapier und Kleister gut abgedeckt (innen nur der Rand ein bisschen, sonst nicht) und getrocknet. Danach kann man den Topf nach eigener Fanatsie und Möglichkeiten dekorieren. Wir nahmen hier Glitzerpapier und farbige Federn. Man könnte ihn aber auch schön bemalen oder sonst irgendwie toll bekleben.



Danach nimmt man Schnur und fädelt es bei den Löchern unten am Boden ein und macht eine genug lange Aufhängung, um die Bombe dann an einen Haken oder Ast oder ähnliches hängen zu können.

Nun füllt man die Bombe mit der Partyfüllung, die man ausgesucht hat. Nicht zuviel, nur etwa 1/4 des Topfs, sonst hat der Ballon zu wenig Platz.




Als nächstes nimmt man den Ballon und bläst ihn so auf, dass er mit seinem Volumen die Bombe ganz satt zu macht. Er muss gut  eingeklemmt sein, wenn man die Bombe zum Aufhängen umdreht. Am Knopf des Ballons bindet man dann die brennbare Schnur (wir nahmen Hanfschnur, Baumwollschnur geht bestimmt auch) an und lässt die "Zündschnur" so lange, wie man die Spannung steigern will...

 

Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, nimmt man ein Streichholz und zündet die Schnur an...


BUMM!!


Wichtig ist darauf zu achten, wohin die brennende oder glühende  Zündschnur fliegt...!


Nochmals BUMM!! (Wir haben gleich zwei gemacht) Es knallt wie eine echte Tischbombe, dass kann ich euch versprechen. Und es wird die Köstlichkeiten regnen, die ihr Euch selbst ausgesucht habt, nichts anderes. Und ihr werdet Euch freuen, denn die Blumentopfbombe ist jederzeit wieder verwendbar.


Zum Jahresende will ich Euch allen ganz herzlich danken. Für Euer teilnehmen, lesen, kommentieren und ermutigen auf meinem Blog! Ihr habt mir dieses Jahr sehr viel gegeben und ich durfte viele nette "Begegnungen", neue Erfahrungen und berührende Geschichten erleben. Ich freue mich, ein neues Jahr mit Euch zu starten! Lasst uns die Gläser heben und einen prickelnden Schluck nehmen...

AUF'S NEUE JAHR 2012!

AUF DASS WIR DAS BESTE AUS ALLEM MACHEN, WAS KOMMEN MAG!

Habt ihr die rote Unterwäsche für die Sylvesternacht schon an? Ich gehe mich nun gleich umziehen..


Es küsst, mit bald roten Lippen
iren


PS: Bei Amy von "einfallsReich" habe ich tolle Sylvesterbonbons gesehen, auch zum selbst machen, "schau" mal. 




Montag, 26. Dezember 2011

Weihnachtsbubble

Wir sind im Weihnachtsbubble.


Und geniessen den ruhigen Ausklang des Jahres. Strubbelhaarig im Pyjama und bei Kerzenflackern am helllichten Tag wird bei uns gespielt, gegessen und schöne Filme geschaut. Keine to-do-Liste mehr, keine kribbelige Anspannung und nervöse Vorfreude, keine Erwartungen und nichts mehr zu erfüllen. Wir sind im Weihnachtsbubble.


Schminken und küssen; Calista lernt es von ihren Schwestern. Das Schminken findet sie etwas befremdlich und versteht nicht, was das soll. Eigentlich dürfen Cosima und Thalia ihre kleine Schwester noch nicht schminken, ich will es nicht. Doch heute habe ich ein Auge zugedrückt, es war zu süss. Und dann das Küssen... Calista küsst sehr niedlich und gerne. Mmmmmmää! Sie presst ihre Lippen zusammen und streckt einen den Kopf entgegen, mit einem vermitzten Lächeln, das Eisberge zum Schmelzen bringt, und dann macht sie: Mmmmmmmmmmmää!



Falls die Kinder gerade schön am Spielen sind und ihr eine ruhige Minute habt (oder ein paar mehr, während dem Kochen) dann mögt ihr vielleicht eine passende Radiosendung hören. Gestern kam nämlich auf Radio DRS eine Inputsendung zum Thema "Was Kinder wünschen": Haustiere sind, was die meisten Kinder wünschen (22%), vor Computerspielen (18%) und einer intakten Familie (8%). Dies besagt eine Studie aus dem Jahr 2008 der deutschen Spielwarenindustrie. Wer es selber hören mag (es ist auf Schweizerdeutsch...) soll hier klicken "click"! - Danke Martina, für diesen schönen Beitrag!

Seht ihr den Weihnachtsbaum in Thalias Augen?

Auch bei Cosima flackert das Feuer der Kerzen in ihren dunklen Augen...

Geniesst entspannt die letzten Tage des 2011!
x iren, im Weihnachtsbubble

Samstag, 24. Dezember 2011

Stille Nacht


Ich wünsche Euch allen
um den ganzen Erdball herum 
von ganzem Herzen 
sinnliche und friedvolle 
Weihnachten!

Regieanweisung: Die Augen schliessen 
und inbrünstig mitsingen...


(Und wenn's Dir die Sprache verschlägt, 
dann einfach mit locker zusammen 
gepressten Lippen mit summen.)

***

Und dann lass uns ruhig und stille werden,
damit Frieden ins Herz kommen kann.

***

love and peace
Iren
xxx



Donnerstag, 22. Dezember 2011

einer ist immer dagegen - darum Beule

So läuft es doch, wenn es um die Diskussion von Haustieren geht. Der eine will eher eine Katze, weil sie unabhängiger ist, der andere einen Hund oder gar nichts von beidem. Und dann kommt ein Meerschweinchen oder Hamster als Kompromiss ins Haus. Mir ist das schon mehrmals aufgefallen, wenn ich mit Freunden und Bekannten über das Thema sprach. Speziell um die Frage eines Familienhundes. Irgendwann wünschen sich die Kinder sehnlichst ein Tier, die meisten Kinder einen Hund. Doch einer ist immer dagegen. Entweder die Mutter oder der Vater scheuen den Aufwand und die Verantwortung. Bei uns ist es Christian, der sich nicht so von der Idee hinreißen kann, einen Hund zu haben. Ich wäre dabei, zu einem späteren Zeitpunkt, wenn Calista ein bisschen älter ist. Die Kinder liegen uns oft in den Ohren damit. Viele Tränen habe ich abends, beim Gute-Nacht-Kuss geben, schon weggewischt. Mami, ich wünsche mir so sehr ein Haustier! - Ja, mein Schatz, wir werden sehen...


Irgendwann kam die Idee auf, einen Hund mal hüten zu dürfen. Eine gute Gelegenheit, Erfahrungen damit zu sammeln und zu testen, wie lange die Kinder Feuer und Flamme sind, wie schnell es geht, bis der erste Enthusiasmus abflacht. Wir wurden aber nicht aktiv und der Gedanke verlief sich wieder im Sand. Dann war da noch die Idee mit den Lemmingen. Die leben nur zwei Jahre wie Hamster, sind aber tagesaktiv. Wir haben den Kompromiss gefunden. Und geplant. Die Kinder sollten zu Weihnachten Lemminge bekommen. 


Aber es kam wieder anders.


Als ich nach Lemmingen im Internet suchte (man findet sie kaum in Tierfachgeschäften) stolperte ich über ein Hunde-Sitting-Inserat, wo "zufällig" jemand in unserer Nähe ein Plätzchen für ihren Hund suchte. Etwa zwei Tage pro Woche, während sie zur Arbeit musste. Wir haben uns gemeldet und seither haben wir Beule. Beule, unser Hund. Unser Hund für 1-2 Tage pro Woche. Es ist super! Für alle eine glückliche Situation. 

     
Fipsi war der erste, der keine Angst vor Beule hatte und sich ganz nah an ihn heran traute. Aber Fipsi ist auch ein "Hund", das ist dann nur logisch, dass die zuerst Freunde wurden.


Danach folgte Thalia. Sie war zuerst von Beule's Größe beeindruckt und war beim ersten Treffen ganz schüchtern. Doch schon bald haben die lieben, treuen Hundeaugen ihr Mädchenherz erobert und sie näherte sich ihm sachte. Sie machte Mutproben wie: die Hundepfote schnell berühren. Ihn am Ohr streicheln. Die feuchte Nase mit den Fingerspitzen an tippen. Sich zu ihm hinlegen, Kopf neben Kopf. Und zum Abschied hat sie ihn bereits umarmt und einen Kuss auf die Schnauze gedrückt. Sie hat gestrahlt und ich konnte ihr Herz förmlich aufgehen sehen.


Morgen kommt Beule wieder für den ganzen Tag zu uns. Die Kinder freuen sich sehr und ich mich auch. Ich freue mich, dass wir eine gute Möglichkeit gefunden haben, den Kindern eine Beziehung zu einem Tier zu ermöglichen. Es pflegen, verstehen, lieben und respektieren lernen. Einen Hund zu haben, ohne die ganze Verantwortung einer Hundehalterin. Ich habe kaum Erfahrungen mit Hunden und es ist für mich ein guter, sanfter Einstieg.

Und Lemminge gibt es nun keine. Wir sind glücklich über unseren Hund und froh, kein eingesperrtes Tier in unserem Haus zu haben. Froh, den besten Kompromiss gefunden zu haben, den wir für uns finden konnten. - Ein schönes Weihnachtsgeschenk.

Wünsche Euch allen gute, letzte Tage vor Weihnachten. Ich stehe momentan ein bisschen neben den Schuhen, denn ich hatte in dieser Adventszeit einige schöne Nebenereignisse, die nichts mit Weihnachten zu tun hatten und mir das volle eintauchen in die stimmige Vorweihnachtszeit erschwerten. Das Wetter hilft auch nicht nach und die Zeit läuft bald ab. Hoffe, ich kann noch ein paar Plätzchen backen...

Geschgrieben von Iren, in der Nacht, bei prasselndem Regen.

Übrigens, ein bisschen Weihnachtsstimmung haben wir schon, lasst mich den Beweis antreten:







Dienstag, 13. Dezember 2011

heute...

... heute Nacht habe ich im Schlaf die 3 abgegeben.

Ich wurde geweckt von meinen Lieben, von Thalia, die noch ganz schlaftrunken schnell aufstand und mir ein Briefchen unter das Kopfkissen schob. Und von Cosima, die im Halbdunklen an mein Bett kam und mir auf der Geige "Happy Birthday" vorspielte. Und von Christian, der mit einem breiten Lachen seinen Kopf über mich beugte und mir einen herzhaften Kuss auf die Lippen drückte.





..heute bin ich 40 Jahr alt geworden.

Und ich feiere, mit einem weinenden und mit einem lachenden Auge. Weinen, weil es mir wieder einmal intensiver bewusst ist, wie vergänglich das Leben ist, wie ich bald mehr Vergangenheit hinter mir als Zukunft vor mir habe. Im Idealfall, statistisch gesehen. Weinen, weil es mir wieder schmerzhaft bewusst wird, wie sehr ihr auch gerne mit meiner Herzensfreundin Andrea zu feiern wünsche, die leider nie 40 werden durfte. 
Andrea und ich - wir zwei Schützinnen, haben uns den Dezember immer zu einem magischen Monat gemacht. Den Dezember ohne sie zu erleben ist einsam, sie fehlt mir dann speziell. Das gehört nun auch immer zu meinem Geburtstag.

Lachend, weil ich so glücklich und dankbar bin für mein kleines, wertvolles Glück, dass ich jeden Tag um mich herum habe. Glücklich - bis zum Mond und wieder zurück! 





So, jetzt muss ich weiter feiern. Ich melde mich wieder. Seid alle ganz herzlich gegrüsst von mir und feiert heute auch - auf das Leben, auf unser Leben, auf dass wir leben! x iren.

Sonntag, 11. Dezember 2011

einmal um den Block

Wer sein Brot verliert, muss einmal um den Block.

Cosima war die erste, die eine leere Gabel aus dem Fonduetopf zog, es hingen nur noch ein paar Käsefaden dran.  - Einmal um den Block!


Thalia rannte gleich hinter her. Es machte Spaß! Drinnen, in der Hütte, da war es heiß. Alle kriegten wir rote Backen und Schicht um Schicht wurde ausgezogen, was es auszuziehen gab. Da war ein kurzer Spurt draußen um die Hütte eine willkommene Abkühlung.


Christian war der nächste, der das Brot verlor, mit ein bisschen Nachhilfe von Cosima... Und gutmütig stand er auf, mit der ahnungslosen Calista im Arm und los ging's, einmal um den Block. Cosima und Thalia rannten gleich hinter her. Es machte Spaß!

Als sie zurück kamen, hatte Calista den Schluckauf. Arme kleine Prinzessin, wurde wahrscheinlich zu stark durchgeschüttelt, bei Christians Lauf um die Hütte. Aber sie schaute weiterhin zufrieden, mit roten Backen und müden Äuglein, in die Runde. In der Hand hielt sie noch ihr Stücklein Flammenkuchen, an dessen Rand sie vergnügt lutschte und knabberte.


Ob Cosima wirklich noch einmal ihr Brot verlor, weiß ich nicht mehr, aber die Kinder rannten nach einigen Minuten bereits wieder um den Block. Sie kamen wieder rein und baten mich inständig, doch auch ein Brot zu verlieren. Ich verlor keins. Aber ich rannte zu ihrem Vergnügen auch einmal um den Block, und sie neben her. Es machte Spaß!


Ja, es sollte Winter sein und im Winter essen wir ab und an ein Fondue. Wir haben noch keinen Schnee gesehen, die Mützen sind nicht  dringend nötig und es ist auch nicht schlimm, wenn man die Handschuhe vergisst. Es fühlt sie überhaupt nicht nach Winter an und auch Weihnachten ist dieses Jahr irgendwie abstrakt. Ich habe sogar das Gefühl, als ob wir was falsch machen, wenn wir die Wohnung weihnachtlich dekorieren. Ist wirklich schon bald Weihnachten? Es fühlt sich so gar nicht danach an. Mein Gefühl sagt: Herbst.

Doch es soll schon Winter sein und deshalb machen wir alles, was zum Winter gehört, auch ohne Schnee und Eis und Mützen und Handschuhe.

Bei uns in der Stadt wurde für die Weihnachtszeit eine heimelige Holzhütte aufgestellt und es wird Fondue serviert. So, wie es sich für den Winter gehört. Bergromantik gegen trübselige, hochneblige Flachlandtage. Und wir haben, nachdem die Kinder heute in der Kirche am Weihnachtsspiel mitgemacht haben, in der gemütlichen Hütte gesessen. Die langhalsige Gabeln zuerst ins Brotstückchen gedrückt und dann im Käse geschwenkt. Und um den "Block" gerannt.


Wir ignorieren das herbstliche Wetter und machen weiter, so wie es sich gehört, wenn bald Weihnachten ist.

So, jetzt renn' ich nochmals um unseren "Block", diesmal zur Verdauung!

Einen schönen Wochenstart wünsche ich Euch von Herzen,
x iren.


Mittwoch, 7. Dezember 2011

Olivenernte

Heute habe ich frisches Baguette mit unserem neuen Olivenöl zum Abendessen gehabt. Ich liebe es, so das feine Öl zu kosten und mich an die Ernte zu erinnern.

Seit vielen Jahren war der November in der Provence nicht mehr so warm. Wir haben uns auf alles vorbereitet, denn es hat letztes Jahr am ersten Tag der Olivenernte geschneit. Dieses Mal hingegen waren die Tage sehr mild und sonnig. Nur die Nächte im großen, ungeheizten Haus waren nicht gemütlich, dafür authentisch.








Mein Vater ist Olivenbauer mit Herz und Seele. Er liebt jeden Baum und bringt es fast nicht übers Herz, sie zu schneiden. Als er vor vielen Jahren auf seinem Grundstück ein paar alte Olivenbäume im Dickicht des Waldes entdeckt und frei gemacht hatte, erkannte er, dass es hier früher mal einen Olivenhain gegeben haben muss. Inspiriert davon ließ er vor zehn Jahren neue Olivenhaine anpflanzen und sich vom französischen Staat offiziell als Olivenbauer zertifizieren. Damit hat er eine neue Leidenschaft gefunden.Zur Olivenernte hat sich dieses Jahr ein kleines, familiäres Grüppchen zusammen gefunden. Zwei meiner Brüder waren da, ihre Frauen, Kinder, ein Freund, meine Eltern, mein Onkel, und wir. Drei Tage lang haben wir von morgens bis abends geerntet. 



Die Kinder genossen es sehr, dass sie meistens sich selbst überlassen waren, niemand sagte, was sie tun oder lassen sollten. Welche Freiheit! Am ersten Tag haben sie mit viel Fleiß und Ausdauer bei der Ernte mitgeholfen, sie freuten sich, mit uns zusammen zu sein und zu arbeiten. Das kommt heutzutage nur noch selten vor, dass die Kinder sich hilfreich in die Erwachsenenwelt einbringen können. Sie waren stolz.






Oliven zu pflücken finde ich eine schöne Arbeit. Ich arbeite nicht mit dem elektrischem Rechen, er ist schwer und laut - dies überlasse ich den Männern. Ich bin die, die am liebsten mit dem schwarzen Bauchkorb von Baum zu Baum geht und die Oliven von Hand erntet. So bekommt man einen direkten Kontakt zum Baum. Jeder Baum ist anders: Andere Sorte, anders gewachsen, andere Früchte, andere Ausstrahlung. Es gibt Bäume, da fallen einen die Oliven direkt in die Hände, bei anderen muss man sie sich holen. Es ist eine ruhige, meditative Arbeit, wenn man seinen Arbeitsrhythmus gefunden hat. Wenn mehrere Personen an einem Baum zusammen arbeiten, ist es auch immer eine schöne Gelegenheit für Gott-und-die-Welt-Gespräche. 


Aber es ergeben sich natürlich nicht nur schöne Gespräche - nein, nein - es wird selbstverständlich auch belehrt und korrigiert, denn jeder will seine Erfahrungen einbringen, will zeigen, wie man es noch besser machen kann. Ich hörte meinen Brüdern zu, schwieg meistens und lächelte vor mich hin. Eine Handpflückerin bin ich.


Mittagspause machte jeder individuell, wenn er hungrig wurde. Niemand hatte Zeit zu kochen, gegessen wurde, was herum lag: Baguette, Käse, Salami. Und dazu nochmals einen Kaffee. Im Haus war es kälter als draussen an der Sonne, darum blieben wir nicht gern lange sitzen und arbeiteten schnell weiter. Mit schmerzendem Nacken und müden Händen. Jeden Tag etwas schlimmer. Doch weitere Bäume mussten abgepflückt werden, der Termin in der Mühle trieb uns zur Eile an.



Draußen im Kinderwagen schlief Calista lange und tief, die frische Luft der Provence tat ihr gut. Sie träumte süss, intuitiv wissend, dass sie eines Tages auch aktiv dabei sein wird. Eines Tages wird sie mit dem Handrechen die Oliven von den Ästen abstreifen.



Am zweiten Erntetag war es Thalia bereits langweilig. Cosima half noch gerne mit, sie ist älter, doch Thalia sass müde herum und beklagte sich, dass niemand mit ihr spielen wollte. Einmal durfte sie auf die Leiter klettern, das weckte wieder ihre Lebensgeister, ansonsten hat sich Thalia von der Ernte verabschiedet. Sie hat ihren vollen Beitrag am ersten Tag geleistet und mehr wollte sie nicht.











Zwischendurch machten die Kinder einen Rückzug auf die Baumhütte und liessen sich mit einem Korb an einem Seil das Mittagessen servieren. Wir haben derweil die Olivenbäume in der Nähe abgepflückt und freuten uns über die zufriedenen Kinder.

Jeden Tag arbeiteten wir bis es dunkel war. Bis wir die Oliven an den Ästen nicht mehr erkennen konnten und die Kälte bis auf die Knochen schlich.

Am dritten Tag, kurz nach Mittag, waren wir soweit. Die Oliven waren abgeerntet und bereit für die Presse. 

"Unsere" Mühle im nächsten Dorf ist modern, alles wird mit hightech Geräten maschinell verarbeitet. Diese Mühle hat schon einige Preise gewonnen und ihr hauseigenes Öl ist berühmt. Wir haben es im Delikatessenladen "La Fromagerie", in Marylebone, zum Verkauf gesehen. Olivenöl aus "unserer" Mühle im Herzen von London!






















Die Oliven werden draußen vor der Mühle entblättert und gewaschen. Drinnen, wo das Öl gepresst wird, ist der Zugang nicht erlaubt. Ich habe dennoch den Kopf kurz zur Tür rein gestreckt und einen tiefen Atemzug genommen. Dieser Duft! Süsslich und herb, ölig-schwer und warm. Ich glaubte, das frische Olivenöl auf der Zunge zu spüren. 

Das Warten auf das frisch gepresste Olivenöl dauert etwa eine Stunde, dann kann man das flüssige Gold in Kanistern abgefüllt abholen. Ein grosser Moment, die Belohnung von viel Arbeit.  

Im Dörfchen gingen wir zur einzigen Bar die es gibt, um auf das neue Olivenöl anzustossen. 

Während wir mit Pastis auf unser neues Öl tranken, erklärte uns der Barbesitzer anschaulich, wie ER sein Öl erntet: Er legt Stoffe wie Fallschirmtücher unter den Bäumen aus, beschwert sie mit Steinen und sammelt jeden morgen die gefallenen Oliven ein. Füllt sie in einen Sack und lagert sie dunkel und kühl. Etwa alle 10 Tage fährt er in die Mühle und lässt die Oliven zu Öl pressen. Er schwört auf Kälte und meinte, dass das Öl nach Weihnachten das Beste sei.  

Von einem befreundeten Jäger liessen wir uns sagen, dass die Franzosen verschiedene Philosophien haben, wie man das beste Öl gewinnt. Und natürlich auch ganz verschiedene Vorlieben des Öls: Die einen mögen's mild, die anderen fruchtig, oder eher herb. Klar ist, dass das eigene Öl immer das beste ist. Schliesslich steckt viel eigener Fleiss und Schweiss drin. Das ganze Jahr hindurch brauchen Olivenbäume viel Pflege und Liebe, die Ernte ist dann nur noch der krönende Abschluss. Und wenn man wie wir müde von der Ablese an der Bar steht, am Glas nippt und die Finger nach den Salznüssen ausstreckt, dann ist man einfach nur glücklich und zufrieden mit sich und der Welt.



Wenn wir das neue Öl das erste Mal probieren, gleicht es einer heiligen Zeremonie. Dann setzen wir uns alle zusammen an den Tisch und mit Ehrfurcht tunken wir der Reihe nach frisches Baguette in die Schale mit Olivenöl und kosten es. Wir schauen uns an und wie in einer Kochsendung kommt einstimmig ein ahh! und hmm! aus den vollen Mündern. Es schmeckt immer hervorragend, denn es gibt nichts besseres als frisch gepresstes Olivenöl. Es ist so fruchtig, prickelnd, lebendig und leicht scharf. Nach etwa drei Wochen ist es vorbei, der Geschmack hat sich dann nochmals verändert, das Prickelnde, Lebendige ist weg. Dann bekommt es seinen Charakter: Entweder fruchtig, eher scharf oder mild. Jedes Jahr wieder anders.

Dieses Jahr haben wir viel diskutiert, ob das Öl im Abgang nun schärfer ist als das Letzjährige. Da gingen die Meinungen weit auseinander und es wurde immer wieder von neuem Brot getunkt, um den eigenen Eindruck nochmals zu bestärken. 

Unser feines Öl, unser flüssiges Gold.



Mein Vater, der Olivenbauer. Mit Leib und Seele. Er bringt es kaum übers Herz, im Frühling die Bäume richtig zu schneiden.


Ich tippe meine letzen Worte für heute und lecke dabei meine Lippen ab, die immer noch samtigweich nach unserem Olivenöl schmecken...

Es grüsst euch Iren, die Handpflückerin.