Calista ist heute in der Krippe und ich sitze da und stelle mir vor, wie sie sich dort mit den anderen Kindern austauscht. Wie sie die kleinen Babys fürsorglich betreut, mit den Puppen spielt und den Kinderwagen stosst. Sie geht von Herzen gern in die Krippe und vergisst jedes Mal vor lauter Freude darüber, ins Zimmer zu den anderen Kindern treten zu dürfen, dass Mama noch gerne einen Abschiedskuss hätte. Tsüüs! Sie schwenkt mit ausgestrecktem Arm ihre Hand lässig rauf und runter um noch zu winken, aber mit dem Kopf ist sie schon abgedreht und weg.
Pupä! oder Bäibi! ruft sie jeweils, wenn sie ein kleines Kind sieht und stürzt sich darauf. Ich schmelze dahin, wenn sie den Puppenwagen nimmt und ihn hin und her schiebt, damit das "Kindchen" darin einschlafen kann. Oftmals guckt sie gar nicht nach, ob was drin liegt, auch ein leerer Puppenwagen wird zart geschaukelt.
Wenn Calista im Haus irgendwo verschwunden ist und es ganz ruhig ist, ahne ich Schlimmes. Manchmal bewahrheitet sich meine Ahnung, aber manchmal, da finde ich sie in ihrem Bettchen liegend, mit einer Puppe im Arm und sie singt ihr ein Schlafliedchen vor. Wenn ich dann ganz gerührt ins Zimmer eintrete, meint sie mit ernster Miene: Slafen, Bäibi! Oder manchmal sitzt sie da und "liest" ihren Puppen aus einem Büchlein vor.
Heute gibt es kein Schlaflied am hellen Tag und auch keine Geschichte. Calista ist weg. Und ich geniesse den sonnigen Tag. Aber ich vermisse sie. Ich vermisse ihren Schalk und Schabernack, der mich die anderen Tage auf Trab hält und mich manchmal zur Verzweiflung bringt.
Und ich vermisse ihre Liebenswürdigkeit.
xxx iren