Donnerstag, 20. August 2015

Kindergartenstart

Ehrlich? Ich weiss im Moment grad nicht, was und wie ich genau über Calista's Kindergartenstart schreiben soll. Ich werde ein paar Fotos zeigen, die sehr süss sind und die ihre Kraft nicht verlieren sollten. Und ich glaube, dass aus der Sicht von Calista der Kindergarten gut angefangen hat. Wenigstens das. Sie freut sich, am Morgen hinzugehen. Doch es ist Calista sicher nicht entgangen, dass ich geweint habe diese Tage, viel diskutiert und geredet habe und zwischendurch auch wütend war. Was Calista's Betreuung und Sicherheit im Kindergarten anbelangt, haben wir keinen guten Start gehabt. Wir haben einige Probleme und es hat zur Folge, dass ich Calista im Moment zeitlich nur beschränkt in den Kindergarten bringen kann. Ich bin nicht glücklich über einiges dort. Für unser Kindergartenwohl sind wir abhängig von Menschen, die wenig vor Ort sind aber Grundsätzliches entschieden haben. Leider fehlentschieden haben. Nun geht es an die Korrektur.

Ich fühle mich im Moment ziemlich leer und erschöpft und ich mag hier an dieser Stelle nicht in Details erzählen, was genau die Situation ist und worüber wir zu diskutieren haben. Es ist alles noch zu unmittelbar, zu frisch, zu unabgeschlossen, zu komplex. Ich spüre einmal mehr, wie weit wir noch zum Thema Inklusion zu gehen haben, wie beschwerlich der Weg ist und dass es nicht die Gesellschaft an und für sich ist, sondern viel eher die Politik, die Institutionen, die Reglemente und wiederum die Politik, die daraus resultiert. Denn am Elternabend gestern durften wir glücklicherweise sehr nette Eltern anderer Kinder kennen lernen, die offen auf uns zu kamen und sich freudig und gar dankbar zeigten, dass ihr Kind nun die Chance bekommt, mit einem Kind wie Calista in Kontakt zu kommen und vertraut zu werden. Darüber sollten wir uns freuen, darauf sollten wir anstossen!






Herzliche Grüsse von Iren, die grad ziemlich am Anschlag ist.



Montag, 17. August 2015

Nochmals ausatmen

Am Wochenende fuhren wir zum Ferienabschluss nochmals in unser neues Häuschen. Beim ersten Mal vor drei Wochen kriegten wir den Schlüssel und traten in ein fremdes Haus, besetzt mit fremdem Hausrat und Ramsch. Diesmal aber hatten wir beim Eintreten das wunderbare Gefühl, nach Hause zu kommen. Wir waren glücklich.

Die oberste Wohnung, welche vom Innenausbau her bereits bewohnbar ist, haben wir letztes Mal fast gänzlich vom fremden Ballast ausgeräumt und mit den gebliebenen, vorhandenen Möbeln angefangen einzurichten. Wir brachten diesmal neue Leinenbettwäsche, Lampen und Kuschelfelle mit und schon sah es gemütlicher aus. Wir haben alte Möbel und Nachttischlampen geschliffen, umgestrichen und mit neuen Lampenschirmen versehen. Mit wenig Geld ist so etwas Neues, Ansprechendes entstanden. Diese Arbeit gefällt mir sehr! Währenddessen hat Christian das Gras gemäht, Hecken geschnitten und den Natursteinplattenweg von der Erde, die über die Jahre runter gerutscht ist, befreit. Nach ein paar Stunden Arbeit trafen wir uns zufrieden am Küchentisch und freuten uns über die Fortschritte. Ja, das Haus ist viel Arbeit, doch Arbeit mit direktem Resultat, mit direkter Belohnung. Das gibt uns eine grosse Befriedigung.

Auf dem dunklen Unterdach habe ich hinter alten Brettern ein Kinderbett entdeckt, schmutzig und staubig. Wir haben es gereinigt und werden es bald wieder benutzen, für Calista oder andere Kleinkinder aus der Familie. Ein hübsches Bettchen mit gelb-grüner Patina, die wir genau so lassen werden.


Unser "neues" Schlafzimmer, erst halb fertig, aber immerhin schon mit richtigen Betten.



Einen alten, einst gelb angestrichenen Hocker und biedere Nachttischlampen aus den siebziger Jahren habe ich mit einem neuen Anstrich und neuen Lampenschirmen entstaubt, alles passend zum neuen Bettzeugs. Ich versuche mit den Farben schwarz und weiss eine Balance zu geben, einen Kontrast gegenüber dem vielen Holz rundherum, gegenüber diesem omnipräsenten, warmen Gelbton.



Die Essecke aufgefrischt, doch dreht man den Kopf, ist auf der anderen Seite noch die alte Küche, die wir diesen Herbst neu gestalten möchten.



Die Stube ist vorerst mal mit zusammengetragenen Möbeln, die bereits im Haus waren, eingerichtet. Ich möchte den roten Teppich noch bleichen, damit es eine helle Farbe wird. Ein Experiment, das ein paar Tage Sonne benötigt, um den Teppich dann zu trocknen.



Kurz vor der Abreise, es war alles bereits gepackt und aufgeräumt, hat Calista die Stube nochmals neu gestaltet...


Von den vielen Schnapsflaschen, welche die Vorbesitzer uns hinterlassen haben, behielten wir ein paar weisse, leerten den Inhalt weg und schabten die Etikette weg. Mit gefunden Kerzen drauf gesteckt machte es draussen auf der Veranda eine stimmige Ecke. 

Wir erschaffen uns Schritt für Schritt ein kleines, gemütliches Zuhause. Es braucht oft gar nicht viel, nur ein paar eigene Ideen und etwas Zeit. Davon mögen wir hoffentlich genug haben...





Herzliche Grüsse von Iren, die sich erst nochmals ans Wochenende erinnern wollte und dann morgen über den Kindergartenstart von Calista schreiben wird.



Freitag, 14. August 2015

Breaking News....

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Calista hat ihren ersten Zahn verloren!



Gestern Abend, Calista und ich waren alleine Zuhause und haben eben gegessen, sass sie auf meinem Schoss und wir haben Lieblingslieder gesungen. Während ich so daran dachte, wie sie diesen kommenden Montag ihren Kindergartenstart haben wird und wie schnell es doch ging, dass meine Kleine eine Grosse wurde, kam ich auf die Idee, ihr genauer in den Mund zu schauen. Ich erschrak, als ich den ersten Zahn fühlte und er fröhlich meinen Fingern nachgab. Kann das sein?! Wie alt ist meine Kleine? Fünfeinhalb - ja, das kann sein! Thalia hat mit fünf ihre ersten zwei Zähne verloren.

Als die Schwestern nach Hause kamen, war die Aufregung riesig! Sie kreischten und jubelten und konnten kaum in den Schlaf finden. Heute wurde es zum Hauptthema des Tages und Cosima und Thalia liessen nicht locker, bedrängten Calista fast, bis endlich der Zahn heraus fiel! Bravo, Calista!! Nun bist du ein richtiges Kindergartenmädchen!

Herzliche Grüsse von Iren, die genau weiss, dass kaum ein Tag vergehen wird und der zweite kommt nach. Er lehnt sich schon verdächtig weit aus dem Mund heraus...

Donnerstag, 6. August 2015

Elias und Elisa - ich grüsse Euch!

Jahrelang fuhr ich mit der Gondelbahn den Berg hoch und schaute immer nach rechts, wo ich jeweils auf halber Höhe das kleine Bergdorf erspähte. Dort, am Ende des Dorfes, das Haus. Es war ein Ritual, dieses Haus jeweils zu grüssen, aus der Gondel heraus. Das Haus, in dem meine Grossmutter Anna aufwuchs. Meine Lieblingsoma, die als junges Mädchen die Auswahl an heiratswilligen Männern in ihrer Umgebung zu uninteressant fand und darauf einen Mann aus dem Mittelland heiratete und ihm nach Luzern folgte. Meine Oma, die mit blauen, schalkig-blitzenden Augen noch in hohem Alter jederzeit zum Pferdestehlen bereit war. 

Wir schwebten immer in einiger Entfernung am Bergdorf vorbei, nicht ein einziges Mal in meiner ganzen Kindheit war ich dort, nur geschaut aus der Gondel heraus. Das Haus gehörte inzwischen "Fremden" und der direkte Bezug fehlte, um dort einmal anzuklopfen. Wir fuhren immer mit der Gondel bis ganz hoch, auf die Alp, wo meine Oma damals das Maiensäss erbte und später zu einem Ferienchalet umbaute. Die Alp wurde im Verlaufe der Zeit ein Skiort und wir fuhren je länger je mehr nur noch im Winter zum Skifahren hoch.

Das Ritual, auf halber Höhe ihr Heimathaus zu begrüssen, aus der Gondel heraus, blieb. Meine Oma erzählte mir auf meine Bitten hin immer wieder Geschichten aus ihrer Kindheit. Am meisten liebte ich es, wenn sie mir von ihrem Papa erzählte. Elias. Er muss ein bemerkenswerter Mensch gewesen sein. Ein Walliser Bergbauer mit leuchtenden, lazulithblauen Augen, der immer heiterer Stimmung war, der warm liebend und hell lachend die Anforderungen seines Lebens meisterte. Ein tiefgläubiger Mensch, der sonntags Organist in zwei verschiedenen Kirchgemeinden war. Und nebenbei hat er geholfen, eine grosse, exotische Villa hoch oben auf der Alp zu bauen, an schönster Lage, die ein englischer Finanzberater der königlichen Familie sich wünschte. Zu Fuss und mit Eseln hat er, zusammen mit anderen Bergbauern, das Baumaterial hochgetragen. Wochen- und monatelang. Später hat er sogar Winston Churchill den Berg hochbegleitet.

Elias. Und seine Frau Elisa.





Elias uns Elisa, meine Urgrosseltern. Sie haben das Haus belebt mit ihren sechs Kindern. Mit dabei im oberen Stock war Elias' Bruder Robert mit seiner Familie. Und im untern Stock der Bruder Auxilius und dessen Familie. Ein lebendiges Familienhaus war es, reich an Kindern. Reich an Leben, reich an Arbeit.

Die Zeiten gingen vorbei und es kam immer mehr Ruhe in das Haus. In den vergangenen Jahren wurde es stiller und stiller, bis es fast ganz verstummte. 



Da entdeckte ich es im Internet, ausgeschrieben zum Verkauf. Es war Zu-Fall. Niemand aus meiner Familie wusste etwas über den Verkauf, planlos suchte ich unspezifisch im Internet nach Alphütten. Christian und ich hatten schon länger im Hinterkopf den Wunsch, eine Alphütte zu haben. Irgendwo, irgendwas. Und plötzlich tauchten im Netz die Fotos eines mir so lieb bekannten Hauses auf, das ich aber noch nie betreten habe. Ich schnappte nach Luft, mein Herz machte einen Sprung bis in den Hals. Ich grüsste still das Haus und hatte das Gefühl, es grüsse mich zurück. Kann es sein, dass dieses Haus schon immer mit mir in Verbindung war, dass es auf mich wartete, bis der richtige Zeitpunkt gekommen ist? Wie kitschig es auch klingen mag, es fühlte sich für mich so an. Das Schicksal des Hauses ist mit meinem verknüpft, mit Christian's und meinen Kindern...

Wir brauchten dennoch längere Zeit, mehrere schlafarme Nächte und Gespräche, bis wir uns definitiv zum Kauf entscheiden konnten. Fast zwei Jahre dauerte es, bis Christian und ich gemeinsam, beide unabhängig voneinander, aus voller Überzeugung zu unserem neuen Abenteuer ja sagen konnten. Vor 10 Tagen war der herbei ersehnte Moment da, wir unterschrieben beim Notar und somit kam das Heimathaus meiner Grossmutter wieder in unsere Familie. Die Familiengeschichte darf in diesen Wänden weiter gehen.











Das Haus, es soll ein Ferienhaus für uns werden, gibt uns im Moment viel Arbeit, denn es muss erstmals geräumt und ausgemistet werden. Es ist ein Dreifamilienhaus, je nach Stockwerk sieht es drinnen ganz anders aus. Von ganz alt und authentisch im ersten Stock, zum 70er Stil verbaut im zweiten und auch die achtziger Jahre im dritten Stock sind vertreten. Vorherige Besitzer haben teils ihren ganzen Ramsch uns überlassen. Bis zum Zahnbürstchen und zur Nagelschere. Wir mussten sogar den Kühlschrank erst von Essensresten reinigen und die gut gebrauchte, miefende Bettwäsche abziehen...

Wir haben auf gefundenen, sauber ausschauenden Matratzen und in Schlafsäcken die erste Zeit im Wohnzimmer campiert. Wir haben jedes einzelne Zimmer im Haus durch gesichtet und die schönen, alten Sachen behalten, doch in einer Woche haben zwei Mulden mit ungewolltem "Hausrat" gefüllt und das Ende ist noch nicht da... Es sieht aber schon ordentlicher und überschaubarer aus. Wir sind auch in der Planung der Renovation. Wir lassen uns nun Zeit, das Haus wieder im alten Kleid aber mit modernen, zeitgemässen Eingriffen hübsch und bewohnbar zu machen. Es soll nach uns riechen.


Wir werden nun an unserer Vision arbeiten, hier ein Auszeit-Familiennest zu bauen. Für uns, für unsere grössere Familie, für Freunde. Wir wünschen uns, hier einen Ferienort zu schaffen, der Raum gibt fürs Sein. Gemeinsam. Denn hier laufen die Uhren langsamer. Hier ist die Luft glasklar und das Wasser gletscherkühl und energetisierend. Die Wiese voller ätherischen Düfte und die Nacht legt sich sternenhell über die Berge. 

Herzliche Grüsse von Iren, die nun kurz wieder Zuhause ist, bis in einer Woche nochmals ein Bergwochenende geplant ist. Die Wiesen müssen fertig gemäht werden und die Heidelbeeren sind reif...