In Engelberg haben wir letzten Sonntag gesponnen. Thalia nannte es so: Mami, ich spinne, aber ich spinne nicht. Und lachte ganz verschmitzt und stolz über ihr Wortspiel, über ihren Witz.
Die Cousine meines Vaters (meine Tante zweiten Grades, oder?) hat auch eine Ferienwohnung bei uns in Engelberg und wir sehen sie immer wieder mal. Sie, Paula, hat mit ihrem Mann Werner zusammen viele Jahre lang im Ekkarthof die Woll- und Webstube geführt. Die beiden sind ein tolles Paar, das ich sehr bewundere.
Paula, eine Frau mit wachem Blick und fröhlichem Lachen, hat eine starke Hörschädigung, seit die Mutter während ihrer Schwangerschaft an Röteln erkrankt ist, zudem ist sie etwas spastisch. Sie wurde von ihrer Familie früher nicht respektvoll behandelt und man hat sie in ihrer Pubertät unterbinden lassen, weil sie, als "behinderte" Frau, sowieso nie einen Mann kriegen und eine Familie gründen würde. Als ihre Geschwister jeweils zum Tanz gingen, wurde sie nie mit genommen, mit den Worten, dass sie unattraktiv sei und niemand sie wolle. Dieses Aschenbrödel Paula hat dann aber einen ganz feinen, wunderbaren "Prinzen" kennen gelernt. Werner liebt seine Paula sehr und trägt sie auf Händen. Gerne hätten sie Kinder gekriegt...
Letzten Sonntag also ist Werner (Paula musste arbeiten) nach Engelberg gekommen und hat drei verschiedene Handspindeln und Wolle mitgebracht. Ein großes Spinnrad hatten sie bereits in der Ferienwohnung, welches überhaupt der Auslöser für unseren privaten, kleinen Spinn-Workshop war. Die Mädchen, Cosima und Thalia, wollten wissen,wie man damit spinnt.
Werner ist ein sehr geduldiger und interessierter Lehrer und die Kinder haben mehrere Stunden lang ganz versunken das alte Handwerk erlernt.
Immer rechts herum, das war das erste, was sie lernten. Immer nach rechts drehen. Sowohl mit der Handspindel wie auch das Rad des Spinnrads. Und die Kinderfüsschen haben geübt, ohne Wolle, das Pedal regelmässig zu treten. Rauf und runter, regelmässig, nicht zu schnell, nicht zu langsam, schön im Fluss, immer rauf und runter...
Es braucht viel Fingerspitzengefühl und Rhythmus, bis die Wolle zu einem Faden wird. Und wie unterschiedlich diese handgesponnenen Wollfäden werden, je nach dem wer gerade am Drehen ist, fanden wir sehr spannend. Da fließt viel Persönlichkeit mit rein.
Später wurde der Faden von der Spindel wieder aufgerollt und wir dachten schon, das ist es jetzt. Der Faden ist gedreht, wir haben fertig gesponnen. Bravo!
Aber nein, da wird noch nicht gelobt! Wenn man die Wolle zum Stricken verwenden will, dann muss sie noch gezwirnt werden. Dabei rollt man zwei gleich große Wollknäuel auf, nimmt dann deren beide Enden zusammen, legt sie auf die Spindel und dreht, diesmal linksherum, diese beiden Fäden zusammen. Jetzt ist das Wollgarn fertig. Und das Resultat macht uns sehr stolz, wir haben einen echten Knäuel Wolle hergestellt! Es brauchte einige Stunden, geduldiges Üben und fleißiges drehen. Aber diesen Knäuel in den Händen zu halten war ein wunderbares Gefühl für die Kinder. Das haben sie selbst von Hand erschaffen. Jetzt gibt's Applaus: Bravo!
Wir diskutieren noch, was wir damit anstellen wollen. Soll Mama was Kleines für die Puppen stricken? Oder zuwarten, bis wir vielleicht später einmal mehr spinnen? Cosima möchte gerne noch farbige Wolle drehen.
Im Sommer, das haben wir mit Werner bereits abgemacht, machen wir wieder einen Woll-Workshop in Engelberg. Länger als nur für einen Tag, denn nächstes Mal möchten wir die Wolle zuerst noch selber färben...
Fastenzeit
Ich "faste" seit über zwanzig Jahren, so genau erinnere ich mich nicht mehr. Aber alles fing mit einer Wette an. "Wetten, dass Du es nicht schaffst, mehrere Wochen ohne Süßigkeiten auszukommen!" "Wetten, dass ich es schaffe! Ich werde die ganze offizielle Fastenzeit nun keine Süßigkeiten essen." Top, die Wette gilt. Und mein Bruder hat verloren. 40 Tage lang habe ich auf Süßes verzichtet. Und entgegen allen Unkenrufen, dass ich dann an Ostern dafür doppelt so viel Schokolade in mich hinein stopfen werde, hatte ich nach wenigen Bissen vom Schokohase (ich glaube, ich habe gerade mal die Ohren weg geknabbert), bereits wieder genug vom Zucker. Ich machte am eigenen Leib die Erfahrung, dass Zucker eine Sucht ist: Je mehr man isst, umso mehr hat man Lust. Je weniger man isst, umso weniger verlangt es einen danach und man kriegt schneller genug davon.
Seither habe ich einmal im Jahr, im geregelten Rahmen, diesen Verzicht auf Süßigkeiten geleistet(ausgenommen während den Schwangerschaften...). Es tut mir gut, sowohl psychologisch, weil ich es schaffe, wie auch körperlich, weil der Zuckerkonsum wieder gebremst wird. Damit ich nicht in ein "Hypo" komme, erlaube ich mir Honig, Ahornsirup und getrocknete Früchte. Etwas menschlich muss ich mir diesen Verzicht schon gestalten, sonst leide ich zu sehr. Aber diese natürlichen Zucker sind der Gesundheit auch nicht so schädlich wie raffinierter Zucker. Und wie letztes Jahr, verzichten wir heuer auch auf Fleisch.
Ich bin mit mir streng, aber für die Kinder gibt es kein Dogma. Die Regeln gelten nur bei uns zu hause, auswärts, wenn sie bei anderen Kindern essen oder spielen, dürfen sie es so handhaben wie sie es wollen.
Bewussten, freiwilligen Verzicht zu leisten finde ich sehr stimulierend. Man unterbricht sein Essmuster, beginnt nebenbei zu reflektieren und nach meinen Erfahrungen hört es nicht an Ostern auf, sondern es wirkt noch lange nach.
Verzicht bedeutet auch Beschränkung, Vereinfachung. Das tut gut. Weil dann wieder andere Saiten in einen zum Klingen kommen. Zarte Melodien, die in einen Schlummern, die geduldig auf Gehör warten. Ich habe ein Buch wieder zur Hand genommen, dass ich schon vor längerer Zeit gelesen habe und das mich von neuem fasziniert: Marie des Brebis. (Den Buchtipp bekam ich von Michèlle, die mit viel Liebe seit Jahren ihr kreatives Leben in Form einer zauberhafte Internetseite mit uns teilt.) Das Buch beschreibt die Biographie einer Schafhirtin im Herzen Frankreichs. Ergreifend schön. Schlicht und wahrhaftig. Das Leben in Reinform. Sehr zum Denken anregend. - Wie kann ich mich wieder auf's Wesentliche konzentrieren? Was ist für mich Wesentlich? Das ist auch Fastenzeit.
Ich habe eine sehr feine, einfache Suppe entdeckt, die nun unsere "Fastensuppe" geworden ist. Wir lieben sie und werden sie noch einige Male essen, bis es Ostern wird. Und für alle, die sie auch mal probieren möchten (es lohnt sich :-)), hier das Rezept:
Orientalische Gelblinsensuppe
150g Gelbe Linsen (ich habe sie "beim Türken" gekauft)
1 halbe Zwiebel, gehackt
1 Knoblauchzehe, fein geschnitten
1/2 Teelöffel Kreuzkümel
1 Messerspitze gemahlener Koriander
1 Liter Gemüsebouillon (oder etwas mehr, je nach dem)
ca. 2 Suppenlöffel flachblättrige Petersilie, fein geschnitten
Die gehackte Zwiebel in etwas Olivenöl andünsten, Knoblauch und die Gewürze dazu geben. Die Linsen abbrausen und auch in die Pfanne geben. Mit der Gemüseboullion ablöschen und ca. 20 Minuten köcheln lassen. Die Linsen müssen gut durch sein (wer mag, kann die Suppe auch pürieren).
In Suppenschalen anrichten, mit Petersilie bestreuen und Limettensaft dazu geben (soviel man gerne hat). Wir essen frisches Brot dazu, im Idealfall selbst gebackenes, noch warm aus dem Ofen. Und mit frischer Butter, die auf dem Brot schmilzt...
Mehr braucht es nicht. Wir sind glücklich! (Ausser Thalia, die beim Anblick der Suppe das Gesicht verzieht...)
Und nun habt einen ruhigen Wochenstart,
iren x.