Sonntag, 22. Juli 2012

auf und davon

Wir sind sozusagen abgefahren... endlich!

Heute morgen, noch im Bett liegend, haben wir unsere Reiseroute umgekrempelt. Anstatt in die Normandie und Bretagne zu fahren, wo es die nächste Woche viel Regnen und abkühlen wird, nehmen wir Kurs nach Kroatien. Wir waren noch nie dort und freuen uns sehr, ein komplett neues Land kennen zu lernen. 

Der VW Bus ist voll, sehr voll gepackt, die Kinder ungeduldig und ich wische mir eine verschwitzte Strähne aus dem Gesicht. Das Haus ist sauber, so, wie ich empfangen werden will, wenn wir in drei Wochen wieder nach Hause kommen. Jetzt bin auch ich startbereit.

Erste Etappe ist das Engadin. Morgen dann paradiesisches Mampfen bei den Italienern in Triest und weiter zur Kroatischen Adria. Wir freuen uns auf sonnige, warme Strandtage mit einem Gläschen "Irgendwas" zwischendurch! Hauptsache Anstoßen und das Leben feiern. 


Euch allen wünsche ich von Herzen genussvolle Sommertage.

 Badet Euch fröhlich!

xxx
iren


Freitag, 20. Juli 2012

Blaue Wunschpunkte

Alles fing an mit einem Sommerkleidchen, dass ich vor sechs Jahren für Cosima auf Ebay kaufte. Ein weißes Kleid mit eiscremefarbigen Punkten. Cosima trug es gerne. Thalia aber, als sie in das Kleidchen hineingewachsen ist, liebte es innig und heiß. Sie entdeckte, dass man damit toll drehen kann. Es wurde ihr absolutes Lieblingskleid, das sie immer anziehen wollte. Jetzt schon den dritten Sommer. Und bereits zwei Winter. Es ist inzwischen abgeschossen, mit bleibenden Flecken die auch schon wieder etwas verwaschen sind, abgewetzten Stellen und zerrissenem Knopfloch. Zudem ist es ihr langsam etwas eng. Dieses Kleid kommt weg, du hast ja genug andere, wunderschöne Kleider, finde ich. Aber Thalia bettelte immer wieder, das Kleidchen noch behalten zu dürfen. Sie lieeeebe es. 

So wagte mein mitfühlendes Mutterherz den Gedanken, Thalia im selben Schnitt ein größeres Kleid nachzunähen. Es zumindest zu versuchen. Kissen nähen, das kann ich, einen Reissverschluss habe ich auch schon eingenäht und das Schnittmuster nehme ich direkt vom Kleid ab, mit entsprechenden Vergrösserungen und Verlängerungen. Ich wusste, Thalia schaut nicht auf gerade Nähte und sonstige nähtechnische Perfektionen. Sie will nur mit ihrem Kleidchen im Kreis drehen können, drehen, drehen und noch mehr drehen. Bis sie hin fällt. Das macht sie glücklich.

Sie durfte sich einen Stoff aussuchen und ich versprach ihr, bis zu ihrem Geburtstag ein neues Kleidchen fertig zu haben. Ein Geburtstagskleidchen. 

Sie suchte sich einen weißen Stoff mit blauem Punkten aus. 

Cosima wünschte sich daraufhin auch so ein Kleid und sie fügte schüchtern an: Weißt du Mama, als ich das andere Kleidchen damals trug, merkte ich nicht, dass es so schön drehen kann. Ich hätte aber auch gerne so ein Kleid zum Drehen. Im genau gleichen Stoff wie Thalia.

Da mir das erste Kleid mehr oder weniger gut gelungen war (über Details sehen wir hinweg, da man darin toll drehen kann), schaffte ich auch für Cosima ein Schwesternkleid fertig. Und aus den Stoffresten entstand noch ein einfaches Kleidchen für Calista. Ich surfte sozusagen auf der Welle meines Näherfolges.


Wie ich mein Werk stolz anschaute und meine Mädchen so zusammen in diesen blau gepunkteten Kleidchen anblickte, kam mir das Sams aus unserem Lieblingshörspiel in den Sinn. Das Fabelwesen mit seinen blauen Wunschpunkten im Gesicht. Und ich rief: So, liebe Mädchen, ich habe euch "samsische" Kleider mit blauen Wunschpunkten genäht, jetzt darf ich mir von Euch immer wieder Dinge wünschen, ja? Jeder Punkt einen Wunsch für mich! Sie lachten und fanden die Idee gut, sie waren motiviert, schneller ins Bett zu gehen oder die Zähne sofort zu putzen wenn ich sagte: Ich wünsche mir, dass Du nun die Zähne putzst. Ich wünsche mir, dass Du jetzt ins Bett gehst. Nur bei Calista funktionierte es nicht...

Der Wunschpunktegedanke habe ich nun ausgebaut. Für die Ferien habe ich laminierte Wunschkärtchen angefertigt mit kleinen Anforderungen an die Kinder: Morgens Zähne putzen und Bett machen. Etwas im Haushalt mithelfen wie Staubsaugen, Wäsche aufhängen oder Küchenboden aufnehmen. Dann auch lesen, Geige spielen, Tageszeichnung malen oder drei Sätze ins Feriennotizheft schreiben. Jedes Kind bekommt morgens ein paar Zettelchen in ein altes Marmeladeglas auf den Frühstückstisch gestellt. Zähne putzen und Bett machen sind immer dabei, dann gibt es etwas kleines im Haushalt mithelfen und etwas für den Geist, wie ein bisschen lesen, schreiben oder rechnen. Wenn sie bis am Abend alles erledigt haben und die Zettelchen wieder zurück in die Box gesteckt haben, dann gibt es ein Kreuzchen auf einer entsprechenden Tabelle. Wenn sie eine Woche lang alles erfüllt haben, gibt es eine Belohnung.



Das klingt vielleicht alles sehr anstrengend und nach Schullager, doch der Schein trügt, denn die Kinder haben total Spaß dabei. Wir haben so etwas noch nie gemacht und die Idee kam mir beim Lesen einer amerikanischen Bloggerin, die auch so Arbeitszettelchen für ihre Kinder schrieb. Ich bin ganz positiv überrascht, wie gut diese Wunschzettelchen bei uns funktionieren. Ich achte darauf, dass der zeitliche Aufwand nicht groß ist und genug Abwechslung dabei ist. Das Kärtchensystem bietet für die Kinder ein selbständiges Anpacken der Aufgaben und auch ein bewusstes Erledigen. Die Kärtchen dann wieder zurück in den Schlitz der Kartonbox zu stecken und ein Kreuzchen auf der Tabelle zeichnen zu dürfen ist eine große Genugtuung für sie. Die Mädchen sind motiviert und fleißig, sie haben Freude und sind stolz, mir auch was im Haushalt helfen zu dürfen. 


Noch im Nachthemd und ein bisschen Schlaf in den Augen.
Und natürlich gibt es auch täglich Wunschpunkte für die Kinder. Wie zum Beispiel coole Wasserbomben basteln (die ich bei Miriam auf ihrem Blog 7TagedieWoche entdeckt habe), Tauchringe kaufen und dann ins Hallenbad gehen.


Oder Zitronenbretzel backen.


Heute verkündete ich, dass wir nicht alle Ferienwochen so "arbeiten" werden. Wenn wir dann mit dem VW Bus unterwegs sind (wir wissen noch nicht genau wohin...), dann werden einige Dinge weg fallen und mindestens eine Woche gibt es totale Pause. Da meinte Cosima gleich, dass sie aber jeden Tag, die ganzen Ferien, Wunschzettel bekommen wolle. Ich hob die Augenbrauen. Ein viertel Stunde später dann, als ich sie mahnte, sie solle noch Geige üben, beklagte sie sich, dass sie nicht immer etwas tun müssen wolle, sie wolle auch mal einfach Ferien haben. - Ah, so kenn' ist sie wieder, meine Cosima!

Morgen dürfen sich die Kinder selber die Wunschzettelchen aussuchen und sich ins Marmeladeglas stecken. Cosima hat sich das so gewünscht, nachdem sie mir heute morgen auch welche hingelegt hat, mit einem schelmischen Lächeln.

20 min.lesen, stand auf einem. Danke! Liebend gerne.

Herzliche Grüße
Iren.

Samstag, 14. Juli 2012

Ritual am letzten Schultag

Jedes Jahr stelle ich meine Kinder vor dieselbe Betonwand und fotografiere sie, bevor sie den letzten Schultag, resp. Kindergartentag anfangen. Mich fasziniert es, vor Augen geführt zu bekommen, wie ein gelebtes Jahr in solch einem Abbild zu spüren ist. Dieser Vergleich spricht tausend Worte, nicht? 

Im ersten Bild ist Erstklässlerin Cosima noch pausbäckiger, schüchterner, braver und natürlich kleiner. Ihr Kopf leicht zur Seite geneigt mit einem zarten Lächeln im Gesicht, ein Reif mit Schleife hält ihre Haare zurück und der Schulranzen sitzt korrekt auf der Schulter. 

Gestern, ein Jahr später, posiert mir Cosima als Zweitklässlerin schon ganz anders. Obwohl sie dieselben Kleider noch tragen kann, ist sie ein gutes Stück gewachsen. Dieselbe Zeichnungsmappe unterm Arm und Abschiedsrosen für die Lehrerinnen in der anderen Hand, ist der Schulranzen schon lässig über eine Schulter geworfen. Die Haare frei und offen und ihr Kopf frontal zu mir hin gedreht. Mit einem leicht verhaltenen Lächeln schaut sie selbstbewusst in die Kamera.


Was ich natürlich schon lange spüre und weiss, wird mir hier ohne Worte vor Augen geführt. Mama, ich bin grösser geworden!


Dieser Vergleich erfüllt mich mit Freude und ein bisschen Stolz, aber auch mit Wehmut... Es erinnert mich daran, dass meine Zeit, mit Cosima zusammen zu leben, begrenzt ist. Slipping through my fingers... Natürlich ist es bei all meinen Kindern so. Ich habe sie nur auf Zeit, sie sind nur zu Gast. Das ist schmerzhaft schön.

Letztes Jahr war Thalia noch nicht im Kindergarten, damals habe ich noch kein Bild gemacht. Aber hier seht ihr, wie sie gestern posiert hat. Niedlich, süss, mit einem gefalteten Scherenschnitt für die Kindergärtnerin in der Hand. Ein junges Kindergartenmädchen, dass nun ins zweite Jahr kommt und dann zu den Grossen gehören darf. Ich werde auch grösser, sagt ihre Körpersprache im zweiten Bild. Sie schlüpft diese Ferien aus der alten, ersten Kindergartenhaut heraus, sie wird vom "Eichhörnchen" zum "Füchschen". Und die beiden grossen Vorderzähne oben wackeln auch schon leicht. Metamorphose.



Die Kinder fordern mich immer wieder zum Loslassen heraus. Sie verlangen mehr und mehr nach Eigenverantwortung und Selbstbestimmung. Sie wollen nicht überbetreut werden.

Eben diese Woche erhielt ich ein Telefon von Cosimas Lehrerin, die nachfragen wollte, ob wir Cosima nun, wie besprochen, ab nächstes Schuljahr in die Logopädie schicken wollten. Ich bestätigte dies. Cosima braucht keine Sprechhilfe, sie ist aber eine stark ausgeprägte Linkshänderin. Dadurch hat sie viel zu leisten in der Schule, weil ihr ganzes Hirn von links nach rechts sozusagen umprogrammiert werden muss. Instinktiv würde sie immer noch von rechts nach links lesen zum Beispiel. Das zeigt sich auch im Schriftlichen. Dort soll sie nun Unterstützung bekommen und mir erschien das sinnvoll.


Kaum habe ich das Gespräch beendet und Cosima davon erzählt, begann sie zu weinen und protestierte: Ich will das nicht, Mama! Ich will nichts solches, sonst wechsle ich die Schule... Ich versuchte, sie mit der Vernunft abzuholen und erklärte ihr, dass die vierte Klasse in einem Jahr dann viel strenger werde und sie so noch Zeit hätte, um sich zu stärken und darauf vorzubereiten. Es sei als Unterstützung für sie gedacht. Aber sie wollte nichts davon wissen. Mama, ich brauche diese Hilfe nicht, ich schaffe das alleine, ich werde alles lernen, du musst mich einfach machen lassen. Ich kann das. - Das war Cosima's Vertrauensfrage und ich lenkte sofort ein. Ich habe verstanden, Cosima, Du hast unser Vertrauen. Du bist stark genug und wirst es schaffen. Dann verabschiedete ich sie für die Nachmittagsschule und eilte zum Computer um der Lehrerin zu schreiben, dass wir doch keine Logopädie für Cosima wünschen.


So wachse ich mit den Kindern. Und die Kinder mit mir. Jedes Jahr, Tag um Tag ein Stückchen.


Eure Iren.

Mittwoch, 11. Juli 2012

Puppengeburtstag

Wir feierten den Kindergeburtstag mit einem Puppen-Mami-Papi-Geburtstagsfest. Thalia hat vier Mädchen und zwei Buben aus ihrem Kindergarten eingeladen und alle kamen mit ihrer Puppe oder sonstigem Liebling. Sie feierte das erste Mal ein Fest nur mit Kindern aus ihrem Kindergarten und war freudig nervös.

Wir haben verschiedene Spielstationen aufgebaut: Wäscheständer, Bügeleisen und Puppenkleiderschrank - Essen, Wickeln und Pflege - Baden auf dem Balkon - Spielhaus mit Puppenbetten und Kochherd - Arztpraxis - und natürlich die Schminkstation für die Puppenmamis.

Vor dem Kuchenessen haben wir allen Puppen und sonstigen Lieblingen ein kleines, festliches Tutu-Röcklein geknüpft mit Tüllstreifen und Gummiband. Knüpfen fand ich geeignet für die kleinen Kinderhände. Es dauerte nicht lange und gab kein Bastelchaos.
Dann begaben wir uns zum Buffet.



Die Badestation haben die Kinder lustigerweise kaum genutzt. Nur Calista war dermassen angetan, dass sie nach anfänglich bescheidenem Plantschen mit den Händen sich noch ganz hinein setzte. Wieso nicht, sie ist ja noch unser "Babylein", diese Aktion passte ins Spiel.


Für die Arztpraxis habe ich kleine Pflaster bestempelt. Ich druckte Wörter wie "aua!" "autsch!" "nüme weh" "sonnenschein" "schon gut" drauf. Auch Herzchen, Sternchen etc. 



Nebst der Arztpraxis war die Schminkstation die beliebteste Spielecke. Alle drängten sich dort hin. Auch die Puppen. Cosima fragte in die Runde, wer von ihr geschminkt werden wolle. Als erster hielt ein Junge hin. Er wünschte sich ein blaues Auge, gemalt mit lila Lidschatten. Wie lustig sah das aus! Und dann ging er los, in die Arztpraxis...

Um die Tradition nicht zu brechen, gab es auch für die Puppenmamis und Puppenpapis eine Schatzsuche.

Die Botschaft war im Brunnen versenkt - und Calista hat es übrigens noch geschafft, selbständig über den Rand zu klettern... Da knipste ich aber nicht mehr, da rannte ich...


Mit laut gesungenen Kinderliedern schafften wir es,  die zwei Überraschungsbomben so tief hinunter zu locken,  bis ich sie mit einem Zündholz platzen lassen konnten. Es regnete kleine Süßigkeiten und ein Brieflein, wie der Schatz zu finden ist. 
Thalia's Pate "Göttialex" stieß mit seiner Frau Barbie auch noch zu unserer fröhlichen Gruppe. Mit ihnen feierten wir bis spät in den Abend hinein. Unter freiem Himmel mit Speis und Trank. Das war mein Lohn, nachdem die Kindergartenfreunde wieder abgeholt worden waren, mich mit meinen Lieben zu einem Glas Wein hinsetzen zu können, zwischendurch in den dunkler werdenden Abendhimmel zu schauen und die ersten Sterne zu entdecken. Ich spürte meine Müdigkeit kaum mehr, ich sog den Moment in mir auf, der einfach nur schön war. 



Seid herzlich gegrüßt von
iren, die das friedliche Ausklingen einer Party mindestens so wichtig findet... xxx

Nachtrag: Das überaus verspielte, liebliche und phantasievolle Buch "Je sais cuisiner pour mes doudous" von Martine Camillieri, inspirierte mich zum Puppengeburtstag. Ich ging auch googlen und merkte, dass dieses Thema für eine Party schon oft verwendet wurde - logisch! So fand ich viele Ideen im Internet. Gute Tipps gibt's auf dem Blog Bixi-and-Goxi, wie zum Beispiel die Spielstationen und Tüll-Tutus. Mit englischen Stichworten bekommt man auch viele amerikanische Puppenparties zu sehen, die man ein bisschen adaptieren muss ;-). Es ist ein tolles Partymotto für kleine Puppenmamis und gibt endlos viele Ideen; da kann man sein eigenes kleines, verspieltes Mädchen in einem wieder aufleben lassen...