Es gäbe in Paris ja so viel zu sehen, Museen zu besuchen und meistens hat man nicht wirklich viel Zeit und muss sich für ein paar Dinge entscheiden.
Es brauchte bei mir viel Jahre, bis ich mich endlich einmal für den Louvre entschied und mich in die Menschenschlange einreihte um ein Ticket zu bekommen. Mein Studium der Kunstgeschichte habe ich bereits abgeschlossen, als ich das erste Mal vor der Mona Lisa stand.
Es gibt aber einen Ausstellungsort, den ich immer besuche, wenn irgendwie möglich: Fondation Cartier. Unweit der Metro Station Raspail hat Jean Nouvel, der zur Zeit bekannteste französische Architekt, einen Raum geschaffen für die zeitgenössische Kunst. Die vermeintliche Außenfassade reiht sich unauffällig in die Straßenflucht und man denkt beim sich nähern, dass es ein schlichtes Glasgebäude sei. Bis man verdutzt stehen bleibt und die Natur bestaunt, die sich hinter der mächtig hohen, lichten Glaswand vergnügt. Als wäre man im Zoo vor einem riesigen Terrarium und man nun nach den Eidechsen und exotischen Vögeln Ausschau halten darf.
Hinter der Glaswand, rundherum umgeben von einem kleinen Park, steht das Museum. Gebaut aus Stahl, Glas, Luft und Licht. Diese Leichtigkeit und Transparenz ist betörend. Es zieht einen hinein, man will unweigerlich sehen und staunen.
Sogar meine großen Mädchen, die sich zuerst komplett dagegen stellten und sich weigern wollten, mich in ein Museum zu begleiten, waren gleich verführt. Dieses Spiel von Innen und Außen, von Durchsicht und Aussicht, von Natur und Künstlichkeit faszinierte auch die kleine Menschenherzen, ohne dass sie darüber reflektieren und verstehen mussten. Intuitiv war alles klar. Glasklar.
Das Programm des Hauses ist internationale, zeitgenössische Kunst. Jede Wechselausstellung, die ich bisher gesehen habe, blieb in mir hängen; Gerne würde ich nichts von dieser Kunstagenda verpassen... Es lohnt sich immer, dort vorbei zu schauen. Thalia habe ich fast nicht mehr von den Pailletten-Bildern weggebracht. Lange, lange, viel zu lange für uns restlichen, stand sie vor dieser Wand und staunte mit offenem Mund. Und ihre Augen schauten und schauten. Sie schauten sich alles an, jede einzelne Paillette bekam Thalia's Aufmerksamkeit. Ich war gerührt darob und blieb geduldig neben ihr stehen, während Cosima, Christian und Calista bereits einen Stock tiefer gingen.
Danach wollten die Mädchen noch einmal um den Glaspalast rennen, inmitten von Paris, abgeschirmt und geschützt durch die große Glaswand. Gelassen ließ ich sie ein bisschen austoben. Möge nach dem Staunen wieder ein bisschen Luft in die Lunge kommen.
Ich war glücklich, dass wir trotz unseres sehr kurzen Aufenthalts in Paris und trotz nölenden Kindern, die keine Ausstellung sehen wollten, dennoch die Fondation Cartier besucht haben. Seit Jahren fahre ich nicht wieder aus dieser Stadt hinaus, bevor ich dort an der 261 Boulevard Raspail war.
Bisou, iren.