Das Buch Slow travelling des Schweizers Rudolph Jula habe ich mir auf die Wunschliste gesetzt. Er beschreibt acht grosse Reisen in den nahen Osten auf Land- und Wasserwegen. Wie zum Beispiel nach Damaskus, Teheran, Aleppo und Kario. Stationen, die auch Christians Gross- und Urgrosseltern mit ihrem Leben geprägt und Familiengeschichte geschrieben haben. Sind sie doch als Armenier aus ihrem Land vertrieben worden und haben über Generationen hinweg immer wieder versucht, an einem neuen Ort sesshaft zu werden, ihr Glück zu versuchen.
Politische und religiöse Umstände, aber auch Krankheit innerhalb der Familie liess sie stets wieder zu neuen Ufern aufbrechen. Bewegende Memoiren hat sein Vater hinterlassen, die wir unseren Kindern später einmal vorlesen werden.

Politische und religiöse Umstände, aber auch Krankheit innerhalb der Familie liess sie stets wieder zu neuen Ufern aufbrechen. Bewegende Memoiren hat sein Vater hinterlassen, die wir unseren Kindern später einmal vorlesen werden.
Kleinere, orientalische Memoiren gibt es auch aus meiner Familie. Vor vielen Jahren hat mein Großonkel seine Geschichte der Limmattaler Zeitung erzählt, die daraus eine kleine Reihe druckte. Es ging um die Zeit in den dreissiger Jahren, in der er mit seinem Bruder auswanderte und in Bagdad eine Konfiserie eröffnete. Sie hatten schnell großen Erfolg und belieferten sogar das damalige Königshaus. Sie brauchten Unterstützung und schrieben ihrer Schwester, sie möge bitte rasch kommen und ihnen unter die Arme greifen. So ist meine Großmutter, als 23jährige Frau im Jahr 1938 alleine (!) über die Landwege nach Bagdad gereist. Ich finde dies heute eine unglaublich mutige Tat, sich als junge Frau für ein solches Abenteuer zu entscheiden. Es war keine friedliche Zeit dort, zwischen 1936 und 1941 gab es vier Militärputschs und der König Ghazi I. starb 1939 an einem Autounfall. Meine Großmutter kriegte in dieser Zeit viele Liebesbriefe aus der Schweiz von einem jungen Arzt, der sich sorgte, dass sie als schöne junge Frau mit blonden Locken und blauen Augen in Bagdad zu viele Verehrer um sich herum habe. Als er ihr dann in letzter Verzweiflung einen Verlobungsring schickte, nahm sie den Antrag an. Sie fuhr 1940 auf Landwegen wieder zurück in die Schweiz, als bereits der 2. Weltkrieg ausgebrochen ist. Im Frühling 1942 kam mein Vater zur Welt, das erste von elf Kindern.
Meine Großmutter war eine phantastische Köchin, die gekonnt mit fremdländischen Gewürzen umgehen konnte. Und natürlich waren ihre Backkünste unschlagbar... Wenn ich meine handgeschriebenen Blätter hervor hole und nach ihren Rezepten backe, denke ich oft an diese abenteuerliche Reise von ihr.
Auf Landwegen reisen ist um vieles spannender und prägender. Das sind auch meine eigenen schönsten Reisen, an die ich mich gerne erinnere: Mit der transsibirischen Eisenbahn von Moskau durch die Mongolei nach Peking, mit dem Schiff auf dem sibirischen Fluss Jenissej von Dudinka, dem hohen Norden, nach Krasnojarsk, in den sibirischen Süden, mit dem Auto nach Paris und quer durch Frankreich, mit dem Schiff von Helsinki nach Stockholm, mit dem Fahrrad quer durch Holland und meine ersten Lebenserinnerungen begannen auf einer solchen Reise: mit dem Auto von Bern nach London, als ich drei Jahre alt war.
Slow travelling. Rudolph Jula schreibt in seinem Buch: "Eine Reise ist das, was zwischen zwei Flughäfen liegt." Ich liebe diesen Satz. Da liegt so viel potentielle Poesie drin; schauen, hören, fragen, staunen, begegnen, schmecken und entdecken. Wie reich!

Für solche Reisen haben wir uns auch wieder entschieden. Slow travelling. Wir haben vor Ostern einen alten VW Bus gekauft.

Christian hat schon lange davon geträumt, hat er doch als zwanzig Jähriger mit einem solchen Bus tolle Surf-Ferien verbracht und süße Erinnerungen davon. Ich war die, welche immer abwinkte. Wir haben jetzt eine Familie, du bist doch kein Student mehr! Aber irgendwann begriff ich, dass man Träume leben muss, wenn es irgendwie geht. Auch die meines Mannes. Und so kam auch von meiner Seite die Lust, als Familie solche VW Bus Ferien zu erleben.
Christian hat schon lange davon geträumt, hat er doch als zwanzig Jähriger mit einem solchen Bus tolle Surf-Ferien verbracht und süße Erinnerungen davon. Ich war die, welche immer abwinkte. Wir haben jetzt eine Familie, du bist doch kein Student mehr! Aber irgendwann begriff ich, dass man Träume leben muss, wenn es irgendwie geht. Auch die meines Mannes. Und so kam auch von meiner Seite die Lust, als Familie solche VW Bus Ferien zu erleben.
Nun sind wir dabei, neue Vorhänge zu nähen, kleine Reparaturen auszuführen und den Bus für uns startklar zu machen. Kleine Pfannen kaufen und Küchenutensilien, Campingstühle und Tischlein. Und ihr erratet es, weshalb wir am Ostermontag dringend noch in die Ikea mussten :-). An Pfingsten planen wir unsere erste kleine Reise innerhalb der Schweiz, um dann für die Sommerferien für ein längeres Abenteuer in Europa bereit zu sein. Die Vorfreude ist gross!
Vergangenen Sonntag machten wir den allerersten Ausflug. Wir sind mit dem Bus an einen kleinen See gefahren und haben dort Spaghetti gekocht.

Ich kann euch sagen, es waren bestimmt die besten Spaghetti die wir je in unserem Leben gegessen haben...! Mit der eigenen Familie in einem kleinen Büslein zu sitzen, draußen hagelt es gerade und jeder mampft vor sich hin, strahlend vor Aufregung - das war ein spezielles Erlebnis. Es hagelte nur kurz, auch die Sonne schien und Regen hatten wir ein bisschen. Die Kinder spielten am schlammigen Ufer und waren überhaupt nicht passend angezogen, weil sie nie Hosen tragen wollen... Sie vergaßen alles um sich herum und entdeckten glücklich ihre Umgebung.



Ich kann euch sagen, es waren bestimmt die besten Spaghetti die wir je in unserem Leben gegessen haben...! Mit der eigenen Familie in einem kleinen Büslein zu sitzen, draußen hagelt es gerade und jeder mampft vor sich hin, strahlend vor Aufregung - das war ein spezielles Erlebnis. Es hagelte nur kurz, auch die Sonne schien und Regen hatten wir ein bisschen. Die Kinder spielten am schlammigen Ufer und waren überhaupt nicht passend angezogen, weil sie nie Hosen tragen wollen... Sie vergaßen alles um sich herum und entdeckten glücklich ihre Umgebung.
Ich freue mich, auf viele Momente voll des Lebens, die wir mit diesem Bus in Zukunft erleben dürfen.
Auf dem Heimweg hielten wir kurz an um Löwenzahn zu sammeln. Bei Mamas Kram sah ich ein Rezept für Löwenzahngelée und ich bekam große Lust, auch sowas zu versuchen. Ich entschied mich aber für Löwenzahnhonig (Chrottepötsche Hung).
Mein erster Versuch ist mir total misslungen. Ich habe beim Einkochen des Honigs die Zeit vergessen und fand nach Stunden nur noch eine eingebrannte, dicke Masse vor...
Herzlich, iren
PS: Genau heute vor einem Jahr haben wir Calista in Frankreich getauft. Es war eines der schönsten Feste,die ich mit meiner ganzen Familie erleben durfte. Dankbar denke ich daran zurück und wir werden ihre Taufkerze wieder anzünden, heute Abend.