Montag, 30. Juni 2014

... und schnell vorbei!

Lange haben wir sechs Fotografen auf diesen Moment hingearbeitet und gebibbert. Wir planten eine Gruppenausstellung, um unser gemeinsames Projekt zu zeigen. Es war für fast alle das erste Mal, dass wir eigene Arbeiten öffentlich hängen. Wie ich bereits im letzten Post schrieb, habe ich dies als großer Unterschied empfunden. Ich war viel nervöser, weil ich vielen kritischen und neugierigen Augen etwas persönliches von mir anbot. Weil ich mich zeigte. Ich und meine Arbeit. Was meinen die Anderen dazu? Wirken die Bilder langweilig? Banal? Darf ich meinen Besuchern zumuten, sechs Stockwerke hoch zu gehen, um dann, etwas außer Atem, vielleicht nichts spannendes vorzufinden? - Ich hatte Angst...

Kurz vor der Vernissage haben wir draussen alle mit einem Glas Prosecco angestossen und uns etwas Mut gegeben...
Klar, es kamen meine Freunde und Familie. Sie waren von Anbeginn an wohlwollend. Und sicher haben sie mir nicht jeden Gedanken mitgeteilt, den sie gehabt haben... Aber - die Stimmung war gut, es gab noch viele andere tolle Arbeiten zu schauen und ich hoffe, dass es niemand bereut hat, vorbei zu schauen. Die Photobastei, ein Haus mit sieben Stockwerken voller Fotografie, ist immer einen Besuch wert.

Getragen habe ich am Schluss, nachdem das Bett mit hingeschmißenen Kleidern voll war, nichts mutiges: Ein Paar schwarze, enge Jeans, ein weißes Leinentop und verwaschene Turnschuhe. Christian fand die Turnschuhe nicht so toll, aber ich glaube, als er dann sah, in welchem kurz-vor-dem-Abbruch-Gebäude-mit-Indusrie-groove wir ausstellen, fand er es auch passend. Turnschuhe gehen in der Kunstszene sowieso immer. Das ist nie eine Fehlentscheidung.


Im roten Shirt Jürg, unser "Mentor-Fotograf", der uns in diesem Projekt toll unterstützt hat.
Seine kurze Ansprache...
Im Hintergrund mein absolutes Lieblingsbild der Ausstellung, von Matthias fotografiert, der uns links gerade den Rücken kehrt.
Das Thema, das wir uns gaben, war, je eine Person zu suchen, die wir möglichst nicht gut kennen, und sie über 6 Monate immer wieder zu treffen und zu porträtieren. Ich habe dazu Gabi angefragt und sie hat mir spontan zugesagt. Sie fügte aber noch an, dass sie sehr schwer zu fotografieren sei. Ich war davon mal nicht beeindruckt. Das sagen die meisten von sich. 

Es stellte sich für mich aber wirklich als eine große Herausforderung dar, von Gabi jene Bilder zu machen, die ich wollte und nicht die, welche sie von sich vorstellte. Gabi ist eine Frau, die stets in Bewegung ist, spricht, lacht und gestikuliert. Es ist sehr unterhaltsam mit ihr, doch ich wollte nicht diese Gabi zeigen. Ich wollte tiefer in sie eindringen und Bilder erhaschen, in denen sie etwas unkontrollierter, "nackter", sensibler oder stiller ist.

Zwei Bilder habe ich mit einer analogen Hasselblad fotografiert und dann einen Silbergelatin-Barytabzug machen lassen. Ich liebe diese alte Technik, es liegen, wenn man die ganze Nostalgie abschminkt, immer noch Welten dazwischen. Diese Tiefe, dieses Körperhafte, dieses Dreidimensionale, diesen Sog... Ich liebe es.

In analoger Fotografie zeigte ich von Gabi ein Diptychon: Kopf und Füße. Füße, das habe ich gemerkt, wird mit zunehmendem Alter weniger gerne gezeigt, möchte man lieber nicht fotografieren lassen. Gabi hat auch da spontan ihre Zustimmung gegeben, obwohl ihre gepflegten Füße an keinem Schönheitswettbewerb gewinnen würden. Aber es ist für mich mein allerschönstes Bild geworden. Ihre Fußsohlen erzählen ihr ganzes Leben. So, wie ihr Gesicht. Pur und ehrlich. Ich mag das.

Gabi wird in einem Monat 60 Jahre alt. Sie war im Vorfeld etwas kritisch, weil sie nicht so glücklich war über meine Wahl des Porträts. Doch als sie dann vor den Bildern stand, war sie total überwältigt. Positiv überwältigt, zum Glück. Mit Tränen in den Augen erklärte sie mir, dass unsere gemeinsame Arbeit sie in den vergangenen Monaten beim Prozess unterstützte, im jetzigen, aktuellen Alter anzukommen. Das ist Gabi. Jetzt und heute. Gabi, die auf den Bildern zuerst über ihr Alter erschrak, dann aber mit etwas Stolz und Freude sehen konnte, dass sie trotzdem immer noch schön ist. - Das war mein schönstes Feedback, das ich erhalten habe.

Gabi, meine Protagonistin.



Herzliche Grüße von Iren, die mit ihren Fotografenfreunden zusammen nun noch ein Magazin plant, weil sie alle aus Platzgründen nur einen Bruchteil der gelungenen Bildern zeigen konnten, die im Verlauf der vergangenen Monaten entstanden sind. Und die im nächsten Post von Thalias Geburtstag erzählt.

Donnerstag, 26. Juni 2014

etwas nervös...

... bin ich grad jetzt. In zirka zwei Stunden beginnt meine allererste Vernissage, die ich, zusammen mit anderen Fotografen aus meiner GAF-Gruppe, mit gestalte. Es ist das erste Mal, dass ich nicht als Galeristin/Kuratorin oder Besucherin an einer Vernissage bin, sondern als Fotografin. Ich sage euch, das ist ein großer Unterschied...

Und ich weiß nicht was anziehen. 

Herzliche Grüße, Iren die Nervöse.

Eine schlechte Aufnahme mit meinem Mobile von einem wunderbaren Silbergelatin-Barytabzug...



Dienstag, 24. Juni 2014

iCalista

Während Christian am frühen Abend mit Cosima und Calista im Auto durch die leere Stadt ins Spital fuhr, war die halbe Bevölkerung vor dem TV und schaute sich das Spiel Schweiz-Frankreich an; und die andere Hälfte lag wahrscheinlich noch am Seeufer oder in Badeanstalten. Calista hat eine halbe Stunde zuvor einen unglücklich endenden Derwisch-Tanz aufgeführt und sass nun mit klaffender Kinnwunde in ihrem Autositz.

Es ist nicht das erste Mal, dass wir mit unseren Mädchen und Wunde am Kopf ins Spital fahren mussten. Jedes unserer Mädchen hat bleibende Spuren gelebten Kinderlebens im Gesicht. Und jedes Mal hörten wir im Spital die Worte, dass man bei Mädchen die Wunden sowieso nähe. Bei Mädchen, und bei Jungs? Wird heute noch ein Unterschied gemacht? Darf ein Junge nicht auch ein Anrecht auf bestmögliche, schöne Narbe haben? Oder umgekehrt: Was ist so schlimm daran, wenn ein Mädchen, eine Frau eine kleine Narbe im Gesicht hat?

Wenn ich früher, als junge Frau, von einem Mann auf die Narbe an meiner Stirn angesprochen wurde, wusste ich gleich, dass er mich genau angeschaut hat und nun einen Weg fand, mit mir ins Gespräch zu kommen... Meine kleine Narbe an der Stirn, wie auch die an meiner rechten Hand, hatten sozusagen die Funktion eines Eisbrechers. Ich habe mich nie geschämt, sondern entwickelte sogar einen gewissen Stolz und fand es lustig, meine Geschichten zum Besten zu geben. Meine Narben gehören zu mir, sie tragen dazu bei, mein Leben zu dokumentieren.

Calista hat bereits eine lange, feine Narbe auf ihrer Brust. Sie erzählt die Geschichte ihres Herzfehlers und der geglückten Operation. Die Geschichte eines zweiten Lebens, das ihr mit vier Monaten nochmals geschenkt wurde. Ich liebe diese Narbe. Wenn ich mit ihr vor dem Spiegel stehe, streichle ich manchmal darüber und erzähle ihr, dass dies ihre Narbe sei. Und manchmal holen wir die Puppe Lili und schauen uns die Narbe auf ihrer Brust an.

Jetzt wird Calista noch eine kleine Narbe am Kinn haben. Wenn ich sie nun so nackig anschaue, dann kann ich mir ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen. Strich und Punkt: i. Wir haben nun eine iCalista...


Es grüßt Euch herzlich, Iren, die morgen mit Calista die Fäden ziehen geht.





Montag, 23. Juni 2014

#WithSyria





Ich bin gerade dabei, den kommenden Geburtstag von Thalia vorzubereiten, ein Ballonfest mit dem Thema: "Der rote Ballon", inspiriert nach dem gleichnamigen, wunderschönen, französischen Film aus dem Jahr 1956. Wer kennt diesen Klassiker nicht? Ich liebe seine Poesie! Thalia hilft mir immer wieder bei den Vorbereitungen, glücklich, unbeschwert und voller Vorfreude. Nun bin ich eben über dieses Video im Internet "gestolpert" und habe dreimal leer geschluckt. Ich möchte es mit Euch teilen. Ich habe heute mehr als eine traurige Nachricht von lieben Menschen bekommen, welche mich beschäftigen. Dieses Video passt in die Schwere meiner Gedanken, die zwischendurch von Thalias Lachen und glänzenden Augen aufgehellt werden.

Das Leben ist dicht. 

Mögen ganz viele, rote Ballone immer und immer wieder von der Erde aufsteigen, prall gefüllt mit Liebe, Hoffnung und Leichtigkeit.

Iren. 

Donnerstag, 19. Juni 2014

die einzigste netteste der Welt

Du bist die einzigste, netteste der Welt! schluchzt Thalia und schlingt ihre Arme hilfsuchend und gleichzeitig dankbar um Calista, die sich möglichst nah vor ihr auf den Boden gesetzt hat um sie zu umarmen. Thalia ist heute Abend vor der Haustür nieder gesunken, nach einem Streit mit Cosima, und hat ihren Weltschmerz herausgebrüllt. Ein bisschen von allem hat sie in ihre Tränen und in ihr Schreien hinein gepackt: Frust, Wut, Ungerechtigkeit, Gereiztheit, Müdigkeit, Hilflosigkeit,... Sie war schon den ganzen Nachmittag immer wieder in dieser Stimmung. Meine Versuche, sie zu beruhigen, fanden wenig Erfolg. Nicht ich, die Mama, sondern Calista ist die einzigste, netteste der Welt. Und eben ist die einzigste, netteste von der Krippe nach Hause gekommen.



Wenn Calista Tränen sieht, wenn sie weinen hört, dann wird ihr Gesichtsausdruck ganz weich und ernst zugleich und sie bekommt umgehend den dringendsten Wunsch, zu trösten. Trost spenden liebt sie. Zu mir cho! sagt sie dann, tippt auf ihre Brust und streckt dir ihre Kinderhände entgegen. Sie will dich in die Arme schließen, an ihr Herz drücken. Und auch wenn ihre Brust noch klein ist, so tut es, glaubt mir, unendlich gut, so liebevoll an dieselbe gedrückt zu werden. 


Calista kann Trost spenden, sehr gut kann sie das. Sie weiß, wie ernst und wichtig das ist. Und es hilft. Die Welt wird sofort wärmer und leichter, wenn ihre weichen, zarten Arme einen umschlingen. Ihr süßes Lächeln, ihr Strahlen, wenn du ihren Trost annimmst, tut dann noch den Rest dazu.

Trost spenden hat schon immer einen wichtigen Stellenwert in unserer Familie gehabt, aber niemand beherrscht diese Fähigkeit so gut wie Calista.

Herzliche Grüße von Iren

Montag, 9. Juni 2014

Abenteuer-mit-Papa-und Cosima-und-VW-Bus-hier-ein-paar-Bilder

Sie kommen heute wieder nach Hause, die zwei Abenteurer, und haben uns bereits wunderschöne Bilder geschickt. Ich möchte auch mal ein solches Abenteuer mit Christian. Nur wir zwei. Das wird kommen, vielleicht nicht morgen, aber etwas später ;-)







Herzliche Grüsse von Iren, die nun an einen kühlen Fluss flüchtet...

Samstag, 7. Juni 2014

Pfingstsamstag

Es ist Pfingstsamstag, die plötzliche Wärme macht mich schlapp und zudem ist Christian mit Cosima und dem VW-Bus in ein Papa-Tochter-Abenteuer gestartet.

Ich habe mit Thalia, Calista und Beule-Hund den frischen Morgen im Park begrüsst und den drückend-warmen Nachmittag Zuhause verhängt. Eiskaffe. Muffins mit Himbeeren. Dazu zeitunglesend die Kinder bei Laune gehalten. Thalia vermisst Cosima und Nachbarskinder, die weg gefahren sind. Azzurro, il pomeriggio è troppo azzurro! Nun ist es Zeit, mit Beule nochmals einen Spaziergang zu machen und den frischen Abend herbei zu sehen...







Herzliche Grüsse von Iren, die es kaum fasst, dass ihr erster Neffe morgen schon die Volljährigkeit feiern wird!



Dieses Bild haben wir eben von Christian erhalten...