Vorgestern Mittag, da rief mich Cosima an. Sie war bereits zu Hause, ich noch mit Thalia auf dem Heimweg und hörte erstaunt, wie sie mir ins Telefon jauchzte: Mama, ich habe Sommer! Sie sitze mit kurzen Hosen, einem kurzarmigen T-Shirt auf dem Balkon, trinke ein Cola und lese ein Buch. Sie kicherte und gluckste vor Spaß. Kindchen, es ist erst Januar! Lass dich nicht von den ersten wärmeren Sonnenstrahlen verführen, sonst erkältest du dich.
Ihre letzte verkehrte-Welt-Aktion, Cosima war zweieinhalb Jahre alt, da wollte sie an einem heißen Hochsommertag mit dicken Handschuhen und Wollmütze auf die Straße. Ich ließ sie machen und beobachtete grinsend die Leute, die mit großen Augen an uns vorbei gingen.
Verkehrte Welt. So habe ich mich gefühlt, als ich Anfangs Januar in die Stadt zog, um Dekomaterial etc. für Calista's Winterparty zu kaufen. Ich klapperte alle erdenklichen Läden ab: Bastelladen, Kinderladen, Papeterien etc. Aber alle guckten mich ganz erstaunt an, als ich fragte, ob sie Schneeflocken irgendwelcher Art, Schneemänner etc. als Deko haben. Schneeflocken? Nein, die Weihnachtsachen haben wir bereits wieder verräumt. - Aber, aber, ich will keine Weihnachtsachen, ich will nur etwas zum Winterthema... Stammelte ich jeweils zurück. Und im letzten Laden, da seufzte ich nur und sagte laut: Ach, warum denke ich verkehrt! Die Konsumwelt verbindet Winter offensichtlich mit Weihnachten. Danach kommt gleich die Fasnacht und Ostern.
Januar ist der schönste Wintermonat, im Januar steht nur Winter auf dem Programm. Kalt, eisig und mit Schnee. Man sollte den Winter feiern, raus in die Natur und eintauchen in das kalte Weiß.
Das haben wir letzten Sonntag gemacht, mit vier lieben Menschen, zwei grossen und zwei kleineren. Wir alle zusammen und der treue VW-Bus. Nach einer Schlittelpartie in Einsiedeln sind wir mit dem Bus an denselben Ort gefahren, wo wir letztes Jahr im Frühling unseren ersten Ausflug-mit-Spaghetti-im-Bus-kochen gemacht haben. Diesmal war die Landschaft weiß und der Sihlsee zugefroren. Wir packten unbeirrt den Tisch und die Stühle aus und stellten sie unter die Birken in den Schnee. Das Tischtuch und das Geschirr folgten, die Weinflasche wurde entkorkt und mit Teetassen angestoßen, weil wir die Weingläser vergaßen.
Während ich draußen das Brot schnitt, rührte Christian im Bus den Käse an. Es duftete phantastisch! Ein Fondue im Schnee - am helllichten Nachmittag - dem Winter kann man so schöne Seiten abgewinnen.
Den Kindern schmeckte das Fondue weniger. Sie sammelten alle auffindbaren Eiszapfen und rutschten von Schneehaufen runter. Sie waren sehr beschäftigt, während wir Erwachsenen uns über das warme Essen her machten. Sie bauten sich ein Lager mit Schneebällen und freuten sich auf die Schneeballschlacht, die ihnen versprochen wurde. Wir Großen zogen den Käse lang und dehnten noch ein bisschen die Zeit, bis die Schlacht losging.
Frohe Stunden verbrachten wir im Schnee und die Erinnerungen an unser winterliches Eßabenteuer sind warm. Gerne würde ich jeden Sonntag so ein Picknick im Freien planen. Es muss ja nicht immer Fondue sein, einen einfachen Schmortopf oder Spaghetti Bolognese lassen meine Gaumenzellen im Hirn auch freudig vibrieren. Und sei es auch nur einen warmen Punsch, der auf dem Gasherd gekocht wird. Kleines, kurzes Campingglück im Winter!
Es grüßt Euch herzlich iren, die bisher verschwiegen hat, dass wir beinahe an diesem Ort noch übernachten mussten, weil der Motor des Busses nicht mehr starten wollte und das Überbrücken nichts half und wir dann nicht weiter wussten und erst mit Abschleppseil den Bus zum laufen kriegten und bei einem Rotlicht den Bus nochmals auf offenere Strasse anstoßen mussten, den ganzen Heimweg bangten, es aber dann bis nach Hause schafften.