Meine fettig-glänzenden Finger sind im knusprig-sagftigen Hähnchen vergraben und ich kaue vergnügt. Kinder, wir machen heute ein Piratenessen, ich habe keine Lust, ein Vorbild zu sein! Thalia schaut erstaunt und lacht: Mama, ich finde dich super! Du gefällst mir so, ich will, dass du immer so bist! Und sie greift lustvoll in den Teller und stopft sich eine Cannelloni in den Mund.
Ich sitze da und denke an all die Kinder auf der Welt, die jeden Tag ganz selbstverständlich mit den Fingern essen. Es ist sinnlich, es ist lustvoll. Ich mag es. Ich mag es, es zum Vorwand zu nehmen, dass ich den Kindern damit eine Freude mache. Nein, ich habe auch Freude dabei. Es macht mir Spass und ich geniesse es.
Ich fühlte mich zu matt, um mit Gabel und Messer zu hantieren. Wir haben zum dritten Mal innert einem Monat Angina. Diesmal hat der Arzt eine Bakterienkultur angelegt und wir kriegten ein "Killer-Antibiotika". Weil Calista eine Herzoperation hatte und deshalb eine Endokarditisprophylaxe, müssen wir alle bakterielle Infekte mit Antibiotika behandeln, es könnte sonst lebensbedrohliche Folgen für sie haben. Und dieses dritte und hoffentlich letzte Antibiotika hat es in sich, mir ist richtig übel davon und es "brennt" im Magen und in der Speiseröhre. Ich habe das Gefühl, ich atme Antibiotika aus. Weniges ertragen Calista, Thalia und Cosima ihres Präparat gut. Und damit der Hunger nicht ganz verloren geht und die Lust am Essen nicht einschläft, dürfen die Kinder noch ein paar Mal diese Wochen ein Piratenessen haben.
Herzliche Grüsse von Iren, die später noch über Calista's Geburtstag berichten wird.