Als ich Cosima fragte, welches Thema sie für ihren Mädchengeburtstag wünsche, kam die Antwort sofort: Olympiade.
Wirklich? Willst du eine Kinderolympiade? - Ja, ich möchte gerne eine Olympiade. Und sie holte den Kuchendekor hervor, den wir letzten Sommer in London gekauft haben für Christians Geburtstag und dann vergaßen.
Olympiade...bei uns Zuhause...im März... Ich war nicht gerade Feuer und Flamme. Bis mir die Idee kam, anzufragen, ob ich die Turnhalle von Cosima's Schule mieten könnte. Es klappte und damit war ich im Boot. Eine Kinderolympiade in einer Turnhalle organisieren zu können gab viele neue Möglichkeiten und ich war motiviert.
Wir haben als Einladung Spielerausweise gestaltet und jedes eingeladene Kind war die Vertreterin eines Landes.
Die Kinder haben einzeln, mit Hand auf Herz, den Olympiaeid gesprochen, die Spielerkarten erhalten und eine Trinkflasche mit Trillerpfeife (wofür ich später von den Eltern sicher nicht geliebt wurde...).
Wir haben Feuerbälle gebastelt und jedes Kind musste seine "Flamme" dann in einen Topf in der Mitte werfen, wodurch dann das Olympiafeuer entstand. Das war bereits die erste Disziplin, die Punkte gab. Mit einem Eröffnungstanz schlossen wir die Feierlichkeiten ab und starteten die "Wettkämpfe". Wir haben verschiedene Spiele ausgedacht, auch witzige, bei denen nicht einfach nur die größten oder sportlichsten gewinnen konnten.
Alle Mädchen waren voll dabei und begeistert, die Turnhalle einmal ohne Turnstunde haben zu können. Wir haben den Spielplan dann auch ein bisschen angepasst und sie viel länger an den Ringen hängen und schwingen lassen, als eingeplant war. Ringe liebten sie alle heiß. Wie auch Hulahop und balancieren. Die Zeit verging schnell und wir mussten die Turnhalle viel früher als uns lieb war wieder verlassen. Dabei stand doch noch einen Hindernislauf auf dem Programm... Und Weitsprung, und eine Partie "Boccia" und dann eigentlich auch noch eine Schnitzeljagd, weil die Medaillen hätten geklaut werden sollen. Aber niemand hatte Zeit, Medaillen zu klauen und ab zuhauen. Wir hatten keine Zeit mehr, einen Hindernislauf aufzubauen und auch nicht mehr, "Boccia" zu spielen. Wir fanden das alles sehr schade. Aber der Abwart blieb eisern und wir wussten, dass auch bald wieder die Eltern da standen und die Kinder abholen wollten. Die Siegerehrung mit Urkunde draußen auf der Treppe war allen Sportlerinnen wichtig und sie freuten sich über die Medaillen. Die Kinder haben super mitgemacht und jedes Kind wurde Sieger seines Landes...
Es war eine gute Idee von Cosima, eine Olympiade zu organisieren.
Cosima hat seit vergangenem Sommer einen Zukunfttraum. Sie will einmal an der Olympiade teilnehmen. Als Sportlerin, als Synchronschwimmerin. Weißt du Mama, sagte sie gestern, ich gebe nicht auf. Auch wenn ich achtzig werde, bis ich es endlich schaffe an die Olympiade zu kommen. Ich gebe alles.
Heute morgen wünschte sich Cosima, dass ich sie wieder einmal früher abhole, beim Synchronschwimmen, und zuschaue, was sie machen. Ich versprach es ihr. In letzter Zeit holte und brachte immer Christian sie in den Kurs. Sie erzählte mir bereits letzte Woche, als ich in der Küche stand, wie sie im Kurs üben, möglichst lange zu tauchen und welchen Trick sie, Cosima, dabei habe und dass sie aber noch nie eine ganze Schwimmbeckenlänge geschafft habe, nur ein Mädchen aus dem Kurs habe dies bisher erreicht. Ich lobte sie, während ich im Topf weiter rührte und fand es toll, dass sie nach Techniken sucht, um ihr Tauchziel zu erreichen.
Heute versprach ich Cosima also, dass ich wieder einmal zuschauen komme. Sie will von mir gesehen werden, dann, wenn sie Freude hat und ihr Hobby ausübt. Mir über ihre Leistungen zu berichten, während ich koche, und darauf ein Lob kriegen, war nicht alles, was sie wollte.
Ich stieß heute morgen also gerade dazu, als sie im Kurs tauchen mussten. Es waren noch ein paar Mädchen vor ihr, bevor sie an der Reihe war. Ich schaute durch die Glaswand ins Bad hinein und gab ihr noch ein Zeichen, dass ich da bin und sie sehe. Als Cosima Luft holte und abtauchte, hielt auch ich den Atem an. Mit den Augen verfolgte ich den dunklen, unscharfen Punkt unter Wasser, der sich schnell vorwärts bewegte und erst wieder auftauchte, als die Hand den anderen Rand des Schwimmbeckens berührte. Ich sah den nassen Kopf von Cosima und ihr Lachen und alles wurde unscharf, weil mir das plötzliche Augenwasser die klare Sicht nahm. Es war nicht Mutterstolz, der mich in dem Moment bewegte, und es war mir auch nicht gleich danach, sie mit Lob zu überhäufen. Nein, es war einfach nur tief empfundenes Mitfreuen mit ihr. Es war geteiltes Glück. Und ich war dankbar, diesen Moment miterlebt haben zu dürfen. Denn ich sah, wie Cosima ein ganz kleines Schrittchen näher an ihr hoch gestecktes Ziel kam, als Sportlerin vielleicht einmal an einer Olympiade mitmachen zu können.
Das wünsche ich ihr. Und wenn sie achtzig werden muss und ich es nicht mehr erleben werde...
Herzlich,
Iren.
Liebe Iren,
AntwortenLöscheneigentlich wollte ich nur schreiben: was für ein wunderschöner Geburtstag. Da werden sich Cosima und ihre Freundinnen noch lange dran erinnern.
Dann habe ich deine Zeilen unter den Fotos gelesen. Welch Glück, solch einen besonderen Augenblick teilen zu können. Sicher hat auch das Wissen, dass du da bist ihr "Flügel" verliehen.
Alles Gute für Cosima in ihrem neuen Lebensjahr. Möge sie ihren ganz eigenen Träumen und Zielen immer näher kommen.
Liebe Grüße
Nula
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Zum einen bin ich ganz berührt, von deinem bzw. eurem besonderen Mutter-Tochter-Augenblick. Wie besonders, verbindend und irgendwie "magisch".
AntwortenLöschenIch muss dir aber auch großes Lob aussprechen für die tolle Party! So eine schöne Idee und so viele kreative Spiele bzw. wie kreativ und kindgerecht ihr das umgesetzt habt. Bewundernswert!!
Ganz liebe Grüße,
Miriam
Liebe Iren,
AntwortenLöschendie Party hört sich gut an und als ich die Idee lass, wäre ich am liebsten vorbei gekommen um mit zu feiern. Ich drücke Cosima ganz feste Daumen und Zehe das sie ihren Traum leben kann, es ist bemerkenswert das sie sich so ein hohes Ziel gesteckt hat, aber dran fest hält, in diesem Alter war ich selber zu Faul.
Liebe Grüße
Nana