Samstag, 28. September 2013

Wir ernten


Heute waren Christian, Thalia und Calista an der Apfelernte bei uns im Quartier. Die Bäume gehören der Stadt und jedes Jahr dürfen alle, die Lust haben, mithelfen, Äpfel, Quitten und Trauben zu ernten und dabei eigene Säcke voll mit nach Hause zu nehmen. 
Die Kilos von Quitten die Christian nach Hause trug ließen ihn an seine Eltern erinnern und er ging "Quittenmarmelade" googeln. Seine Mutter und später sein Vater waren große Quittenmarmeladenköche. Mit dem Ipad neben sich auf der Brotbox stand Christian am Herd und machte sich zu schaffen. Waschen, schneiden, wägen, mischen, aufkochen, rühren, pürieren, schlecken und umfüllen: Voilà! Wir haben nun zehn Gläser süßer Quittenmarmelade und einen Mann, der erfüllt und glücklich lächelt. Ernten tut gut.  
Mit den mitgebrachten Äpfeln buk ich derweil einen Apfelkuchen, wie ich ihn von meiner Mutter gelernt habe. Den gab es zum Abendessen mit heißem Kakao. Ein Samstagabend voller Nostalgie aus unserer Kindheit, für mich und Christian. Und zu meiner Freude liebten meine Kinder diesen Kuchen auch. Ich musste schon öfters erleben, dass meine Mädchen Speisen, die ich als Kind heiß geliebt habe, gar nicht mochten. Und ich war ziemlich enttäuscht, diese Geschmacksfreuden aus meiner Kindheit nicht mit ihnen teilen, meine Lieblingsessen nicht in eine Tradition setzen zu können. Aber diesen Kuchen fanden sie herbstlich köstlich lecker!

Ich bereite erst einen süssen Hefeteig zu mit 300g Dinkelruchmehl, 1 Ei, 2 EL Zucker, 3/4 TL Salz, Zeste einer Biozitrone und 1-2dl Vollmilch (soviel, bis der Teig die richtige Feuchtigkeit hat). Dann schäle ich 6-8 Boskopäpfel, schneide Schnitze und beträufle sie mit Zitronensaft. Ist der Teig aufgegangen, bebuttere und mehliere ich ein großes Backblech und walle den Teig darauf aus. Ich benutze kein Backpapier, damit der Teigboden knuspriger wird. Auf den Hefeteig lege ich in Reih und Glied die Apfelschnitze aus und ich bestreue die Schnitze mit Zitronenzesten von der zweiten Biozitrone und (Muscovado-)Zucker. Der Kuchen kommt in den Ofen für 25-30min bei 200°. 10 Minuten vor dem Ende kommt noch eine handvoll Rosinen drüber. Lauwarm essen und heissen Kakao dazu trinken. Uns fehlte nur noch ein Kaminfeuer...

Seit bei uns auf der Terrasse eine Himbeerestaude in einem großen Topf wächst, habe ich gelernt, dass man meine Lieblingsbeere nicht nur im Frühsommer für eine kurze Zeit ernten kann, wie zum Beispiel die Johannisbeeren, sondern über den ganzen Sommer lang bis in den Herbst hinein immer wieder eine handvoll reifer Beeren finden und naschen kann. Das gefällt uns! Meistens wird geteilt, jeder kriegt eine Beere in den Mund, dann müssen wir wieder ein paar Tage warten. Aber manchmal, da geht einer von uns heimlich zur Staude und erbittet sich eine Beere...



























Es grüßt Euch herzlich
Iren, die den Nachmittag mit einem Fotoworkshop verbrachte und hofft, dass sie da auch mal ernten darf...

3 Kommentare:

  1. Es ist gut das Ernten nicht zu vergessen oder nicht ausreichend zu würdigen!
    Ernten im Garten, in der Liebe, in Inneren und überhaupt.
    Ich finde das heutzutage der "Erntedank" viel zu wenig in den Vordergrund rückt. Dabei ist das eine so kostbare Zeit!

    Ja, die Kindheitserinnerungen die an Essen und Düfte gekoppelt sind, dass sind wahre Glücksmomente. Dein Apfelkuchen klingt verlockend und Quittenmarmelade erzeugt bei mir Hochachtung. DIe Früchte sind doch so unglaublich hart!
    Kindheitserinnerungen habe ich bisher nicht viele erinnern können, aber welche weiß? Im Alter soll man sich ja besser und mehr an die Kindheit erinnern :O)

    Was ich wunderbar fand als Kind war die Vorweihnachtzeit. Wenn wir Kinder (meine Schwester und ich) mit meiner Mutter abends bei beschlagenen Fensterscheiben in der warmen duftenden Küche Kekse in allen Formen und Sorten fabrizierten. Dieser Duft. Dieses Gefühl von zu Hause und Glück. Ab und an fing meine Mutter an zu singen mit ihrer schönen Stimme. Ach, da wird mir´s warm ums Herz.
    Gerade bin ich nach 6 Wochen Reha wieder nach Hause gekommen. Ich habe dort gelernt wie wichtig es ist sich an dem Schönen zu erfreuen und das jeden Tag mindestens einmal zu zelebrieren. Auch wenn die Seele noch so dunkel ist und die Schmerzen aller Art heftig.

    Ich freue mich hier wieder aktuell und in Ruhe zu lesen.

    Ganz liebe Grüße an Dich / euch!
    Oona

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  2. Liebe Oona

    Ich freue mich, dass du zurück bist und werde dir noch eine Mail schicken...

    Kindheitserinnerungen sind oft mit Düften verbunden. Das finde ich spannend. Und welcher Ort, wenn nicht die Küche, zaubert die meisten Düfte herbei?! Backen ist dabei die Königsdisziplin...

    Ich mag das Ernten sehr, wie auch das Sammeln. Selber auf Nahrungssuche zu gehen und nicht einfach alles im Laden zu kaufen gibt ein gutes Selbstwertgefühl. Ich finde auch, dass man dies wieder viel mehr erleben sollte. Und damit verbunden auch die Dankbarkeit. Auch das Essen im Laden kommt nicht selbstverständlich in dorthin. Da steckt viel Handarbeit dahinter, von verschiedensten Leuten.

    Sei herzlich gegrüsst
    Iren, die gerne mal dein Kürbisbrot kosten möchte...

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    1. Liebe Iren,
      wenn Du möchtest, dann kann ich Dir das Rezept für das Kürbisbrot schicken. Ist wirklich kinderleicht. Obwohl - entschuldige mein schlechtes Gedächtnis - Du irgendwas nicht verträgst, oder?

      Über eine Email freue ich mich immer :O)

      Achja. Ich muss gestehen, dass ich hoffe, dass bald die Zeit der Ruhe und Besinnlichkeit beginnt und Du mit etwas Abstand - zu dem Unglück in der Familie - irgendwann ein paar Bilder von Cornwall hochlädst.
      Ich habe mir fest vorgenommen, dass ich nächstes Jahr - komme was da wolle - für mind. eine Woche nach Cornwall reise. In einer Gruppenreise oder aber notfalls auch allein. Bis dahin bin ich hoffentlich wesentlich gesünder auf allen Ebenen.

      Ganz viele liebe Grüße an Dich
      Oona

      P.S. Trotz Heimweh: die Tage vergehen so schnell... und wie wunderbar wird das Wiedersehen!!

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