Mittwoch, 3. August 2011

Es wackelt


Eines Morgens in den Ferien wachte Thalia auf und rief gleich laut: Mama, mir wackelt einen Zahn! Das kann doch nicht sein, sie ist ja erst eben fünf geworden... Cosima und ihre Freundinnen haben erst um den sechsten Geburtstag herum ihren ersten Wackelzahn. Pünktlich für die Einschulung. Aber es war tatsächlich so. Endlich ging Thalias sehnlichster Wunsch in Erfüllung! 

Wie oft hat sie mit ernster, mitfühlender Miene Cosima zugeschaut, wie sie mit der Zunge ihre Zähne im Mund herum schob, wie sie ausgefallen sind, wie es geblutet hat. Wie wir alle jubelten und uns freuten. Wie der Zahn begutachtet und dann der Zahnfee unters Kopfkissen gelegt wurde. Ja, und dann immer mit anschauen musste, wie die grosse Schwester am nächsten Morgen ein kleines Geschenklein vorfand. - Das war nicht einfach und sie wünschte sich sehnlichst, auch bald einen Zahn zu verlieren.

Als sie vor ein paar Monaten von Fahrrad stürzte und heftig weinte, sah ich, dass ihr Mund etwas blutete. Ich putzte ein wenig und kontrollierte die Zähne und rief laut: Uhii! Da wackelt ein Schaufelzahn ein gaaanz klein wenig! - Und über das schmerzverzehrte, tränenfeuchte Gesicht ging gleich eine Sonne auf. Sie strahlte plötzlich und konnte über diese Neuigkeit den ganzen Schmerz sofort wegstecken. 

Die Schaufel blieb seither leicht instabil, doch was an jenem Morgen klar ins Wanken kam, war einen unteren Zahn. Klassisch, wie im Bilderbuch. Und sie spielte von nun an mit der Zunge damit. Sie spielte und spielte und freute sich am fortschreitenden Ausfall. Nun stand sie kurz vor diesem grossen Ereignis.


In Portugal beim Spielen war's geschehen. Plötzlich steht sie mit breitem Grinsen vor mir und es blutet aus ihrem Mund. In der Hand ihr kleines, weißes Beisserchen. Thalia hat eine Zahnlücke! Auf einen Schlag ist sie groß geworden.  


Claudia erzählte ihr, dass in Portugal eine alte Frau käme, wenn man den Zahn unters Kopfkissen lege, die dann eine Geldmünze gebe. Das gefiel Thalia aber nicht. Sie entschied sich zu warten bis wir  wieder zu hause sind, denn da wusste sie, kommt die Zahnfee und bringt ein Geschenklein.



In der Aufregung fand sie zu hause keine Zahndose um ihn unters Kopfkissen zu legen. sie begann sich schon sehr zu sorgen um ihr Zahnfeen-Besuch, als wir dann mit einer kleinen Matroschka dann doch einen passenden Zahnbehälter fanden. Ich muss gestehen, dass ich diese Lösung sogar viel hübscher fand als jede Zahndose bisher.

Und die treue Zahnfee kam. Brachte ein Ringlein als Geschenk und das kleine Mädchenzahnfeeglück war endlich da! Sie durfte es genau so erleben und auskosten wie Cosima. Alles war perfekt. Und nun wackelt bereits der Nachbar nebenan. Die Zunge spielt. Mit der Lücke und mit dem Wackelzahn. Ich bin mir fast sicher, dass er diese Ferien auch noch ausfällt...

Geniesst euren Urlaub!
Iren aus Frankreich


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