Franka aus Singen näht tausend Drachen.
Navigation nach Honduras scheint tatsächlich heiter reinzukommen.
Komm Mama, das schreiben wir auf, gibt mir bitte einen Stift und Papier! Wir sind gerade bei Monaco vorbei gefahren und etwa seit einer Stunde unterwegs, als Cosima unser beliebtes Autospiel vorschlug. Christian greift fahrend nach hinten in seine Tasche und holt das Gewünschte hervor.
Mit jedem Jahr kann Cosima besser mitmachen, sie versteht inzwischen das Spiel gut: immer der letzte Buchstabe eines Wortes muss der erste des kommenden Wortes sein. Und das Ganze sollte einen mehr oder weniger sinnvollen Satz ergeben. Nur im Wortschatz ist sie noch ein bisschen schwächer, sie kennt noch nicht so viele Wörter und Begriffe wie Christian und ich. Aber ein großer Wortschatz alleine genügt nicht, es muss einen noch in den Sinn kommen, das passende Wort. Und darin ist Christian sehr gut. Er hat immer lustige Einfälle. Ich auch, aber er mehr. Und zwischendurch überrascht uns Cosima mit ihren Ideen. Sie liebt dieses Spiel und kann fast nicht mehr aufhören damit. Nur zwischendurch hat sie mir den Block zugeschoben, weil sie nicht mehr schreiben konnte, da es ihr schlecht wurde. Und ich schrieb weiter, bis es mir übel wurde.
Känguru untersucht tiefgreifend die Essensresten.
Die mediterrane Landschaft zieht an uns vorbei, wir haben die Küste und den freien Blick aufs Meer nun verabschiedet. Ade, du großes, schönes Blau! Ade, du weiter, ferner Horizont! Wir haben Bilder gemacht, wir haben Erinnerungen!
Thalia will mir möglichst nassen Sand bringen. |
Die Autobahn zweigt ab, wir wollen nicht bis nach Genua gelangen, wir fahren vorher hoch, der Poebene entgegen. (Obwohl es auch mal spannend wäre, mit den Kindern einen Abstecher einzuplanen um die großen Meerschiffe zu schauen. So einen Hafen wie Genua hat etwas Faszinierendes und lässt einen fast ein bisschen den Puls höher schlagen, beim Anblick daran, wie die große, weite Welt da auf dem Wasser zusammenkommt.)
Papa, warum sagen wir eigentlich: wir fahren hoch in die Schweiz? Und runter nach Frankreich? Warum runter? Warum hoch? Autofahrten bieten Zeit, um nachzudenken, zu fragen und zu philosophieren. Christian macht Erklärungsversuche und hofft, dass sich Cosima einen Reim darauf machen kann.
In die Baumhütte hoch klettern ist körperlich logisch, das braucht kein Nachdenken. Man muss sich hoch ziehen, es geht vertikal aufwärts. Die Baumhütte sorgt auch immer wieder für schöne Ferienerinnerungen. Wie zum Beispiel Naschen mit Aussicht.
Wenn Christian dabei ist, klettern sie manchmal zum Frühstück in den Baumwipfel hoch. Oder sie dürfen am Abend dort oben noch eine Geschichte hören.
Wildschwein nagt täglich herzhaft Tannenspitzen.
Eine Geschichte mit Wildschweinen, die im Wald um uns herum wohnen. Das ist besonders spannend, weil sie am Abend wirklich hervor kommen und wir sie sehen und hören können. Aber mit Papa auf der Baumhütte halten die Mädchen ihre Angst vor diesen Tieren aus. Papa ist stark.
Fensterladen nehmen nie einen nächtlichen Nachbarschlaf? fragt Thomas seine Eltern neugierig.
Manchmal ist Thalia etwas gelangweilt. Beim Wortspiel kann sie noch nicht gut mitmachen, sie darf aber immer das erste Wort nennen. Sie eröffnet jeweils die neue Runde.
Vollmond durchleuchtet Taschenbier's Schlafzimmer regelmässig genau um Mitternacht.
Die Kinder wünschen jedesmal, wenn wir im alten Haus sind, einmal draussen schlafen zu dürfen. Nicht auf der Baumhütte und nicht in einem Zelt, nein, sie wollen ins Taubenhaus. Dort träumen sie von ihrem kleinen Reich. Das Taubenhaus ist alt und romantisch, mit Rosen und Trauben umgeben. Ich liebe das Taubenhaus und wir gucken immer wieder zur verwitterten Tür ohne Schloss rein. Wir hören, wie es etwas schmutzig und leer, mit blauer Patina an den Wänden, von einer Zeit erzählt, als da noch Vögel wohnten. Als da noch andere Menschen ihren Alltag lebten, vor vielen, vielen Jahren. Als es nur Pferdekutschen gab und noch keine staatliche Briefpost. Waren es Brieftauben, die da wohnten? Meine Mutter hat das Häuschen letztes Jahr wieder frisch angestrichen und dem blassen Gelb seine intensive Ockerfarbe zurück gegeben. Aber innen, da lassen wir es so wie es ist. Diese Leere braucht es, denn es ist ein Ort zum Träumen, ein Raum, der kaum betreten wird und wo dennoch jeder darin wohnen kann, in seiner Phantasie.
In diesen Ziegelschalen haben die Tauben genistet. Sieht das nicht wunderhübsch aus, diese Farbkombination von Weiss, Erdtönen und Meeresblau?
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Bisher haben die Mädchen aber noch nie im Taubenhaus geschlafen, die Angst vor den Wildschweinen ist zu groß.
Quark kommt türkisgrün nach China, aber ranzig gegen Nähhausratten.
Tunnelbeleuchtung gefällt Tagesschläfern nie, erfahrungsgemäss.
Die vielen kleinen Tunnels haben wir inzwischen hinter uns gelassen und die Poebene erreicht. Ich schaue mir auf dieser Strecke immer die gleichen alten, verlassenen Gutshöfe an und stelle mir vor, so einen zu bewohnen. Was natürlich nicht gerade toll wäre, weil die so nahe an der Autobahn gelegen sind. Aber sie sind wunderschön aus Stein gebaut, mit mehreren Gebäuden und teilweise noch mit einer alten Kapelle. Und am Verfallen. Ich habe beim Vorbeifahren kein Foto gemacht, hier hilft nur träumen...
Die Fläche der Poebene wurde in der Schweiz abgelöst von bergigen Regenlandschaften. Wie bergig es bei uns ist, das fällt einen erst wieder auf, wenn man von Italien her gekommen ist, nachdem man zwei Stunden lang nur flach geschaut hat. Die Berge sind schön und beengend zugleich.
In Frankreich hatten wir auch einige Regentage. Es goss heftig vom Himmel herab und überschwemmte die Strassen. Aber es tut der Natur gut, die Trockenheit kommt bald und damit auch die grosse Gefahr des Waldbrandes. Noch ist es nicht soweit, noch darf man Feuer machen. Und wir haben die geschnittenen Olivenäste zusammen getragen, um sie zu verbrennen. Überall sah man immer wieder Rauchschwaden von den Gartenfeuern, die noch angezündet werden. Bald ist es wieder verboten.
Calista war überall dabei, schaute und half mit. Sowohl beim Ästchen zusammen tragen, beim Rosenpflanzen und beim Holzbearbeiten mit den Schwestern...
Fragt Euch nicht, was sie da machen. Sie hatten die Idee, Holzpuppen zu schnitzen... |
Wir haben keinen Stau am Gotthardtunnel. Glück gehabt, die Heimfahrt geht ohne Verzögerung weiter.
Einmal im Jahr gehen wir nach St. Tropez. Das bisschen Glamour schnuppern muss sein. Wenn wir aber am Morgen das Hinterland verlassen und zur Küste fahren, verbringen wir zuerst einen entspannten Tag bei unserem Lieblings-Strandrestaurant. Mit Rosé.
Wir fahren erst gegen Abend rüber nach St. Tropez. Dann hat es keinen Stau mehr und wir finden problemlos einen Parkplatz. Das ist unser Geheimtipp...
Wir flanieren dem Quai entlang, schauen die tollen, teuren Yachten und schlecken Eis. Wir gucken uns die Auslagen in den Schaufenstern an, ab und zu verschwinde ich in einer Boutique. Mit einem süss gehauchten "au revoir!" zurück lassend steh ich aber schnell wieder in den Gassen, wo Christian gutmütig auf mich wartet. So ist unser St. Tropez.
Hmm... Mögt ihr noch Bilder schauen? Ich habe so viele Fotos gemacht... und auf einer langen Heimreise bietet es sich so an, alle nochmals durchzuschauen und in den Erinnerungen zu schwelgen...
Wie der Abend, als wir in einer kleinen ländlichen Ortschaft in einer Dorfbar unser Feierabendbier tranken und den Einheimischen zuschauten, wie sie ein Indoor-Mini-Boule spielten.
Später dann in einer gespenstischen, atmosphärischen Landschaft heim kurvten.
Idyllische Momente zu Hause im Garten. Meine Mutter und Cosima spielen einen Walzer von Brahms. Nur für mich... Und für all die Pflanzen und Bäume um uns herum. Sie wiegen sich im Takt.
Und die Schwestern hören von der Hängematte aus zu, spielend mit Dingen, die ihnen zu Füssen lagen.
So, den Gotthardtunnel haben wir nun hinter uns gelassen. Wir fahren an den steilen Bergwänden der Innerschweiz vorbei. Das Wortspiel hat sich erschöpft und die Kinder sind zappelig. Wir schalten für die letzten zwei Stunden das Ipad ein und sie dürfen einen Film schauen. Bald sind wir zu Hause. Zurück im Alltag, den ich immer wieder freudig willkommen heisse.
Felswand der Rhonelandschaft tanzt tränentreibend durch Hirngespinste einer reichen Norwegerin.
Seid alle herzlich gegrüsst,
iren x.
Danke für die Grüsse!
AntwortenLöschenEs ist ein überwältigender Post
Grüsse auch an Dich von Elisabeth
Iren! Wow! Auch ich bin überwältigt von diesem Post und habe sogar ein Tränchen verdrückt... Die Fotos sind toll und deine Worte dazu, eure erfundenen Sätze transportieren soooo viel Gefühl, Lebensfreude, Liebe und und zu mir als Leserin... Einfach wow! Danke.
AntwortenLöschenGanz liebi grüäss, anja
ein weilchen schon ist es her, als wir und aufmachten die wildschweine zu finden. welch' schöne erinnerung. ich grüsse dem norden. anja
AntwortenLöschenZauberhafter Post. Danke fürs Lächeln in meinem Gesicht!!!!!
AntwortenLöschenLieb Ina
Ich habe es sehr genossen hier zu lesen und zu schauen.
AntwortenLöschenDas sind und werden für die Kinder und euch unvergessliche Reisen.
Dir einen schönen und runden Sonntag.
Viele Grüße
Oona
einfach wunderschön dein post mit seinen zauberhaften bildern, den geschriebenen, die in mir beim lesen enstehen dürfen und den fotografien!
AntwortenLöschenich danke dir!
christina