Freitag, 22. Juni 2012

Mal mir was...

... denn heute ist der erste Sommertag (inzwischen schon gestern...)!



Heute will ich das Bild aufhängen, welches Calista im Malatelier gemalt hat. Ich war  s e h r  stolz auf sie und habe es nicht erwartet, dass sie so konzentriert und ausdauernd mit dem Pinsel malen kann. Obwohl - ich hätte es ja wissen müssen, denn Calista liebt es, jeden Stift zu nehmen und alles anzumalen. Alles? Ja, alles.

Warum bin ich nicht früher auf die Idee gekommen, mit ihr ins Malatelier zu gehen?! Es gibt nichts Schöneres für sie, außer mit Wasser zu spielen. Aber das kommt ja beim Malatelier auch noch, am Schluss, wenn man unterm Wasserstrahl die Hände wieder sauber reibt.

Im Malatelier hat sie wie die anderen Kinder schnell begriffen, wie es geht: In jedem Farbtopf einen Pinsel, den man sich greifen kann und dann auf dem Papier schöne Striche fahren darf. Das weiße Papier von Calista war rasch bunt und ich musste gut aufpassen, dass sie nicht auch noch die Nachbarsbilder als ihr eigenes Malparadies verstand...


Ich erinnerte mich, wie ich vor gut einem Jahr mit Thalia da war. Da war Calista gerade mal ein Jahr alt und konnte kaum über den Tischrand gucken, wo die farbigen Töpfe stehen. Ich habe davon berichtet: Darum lieb ich, alles was so bunt ist... Und nun stand ich da mit Calista und beobachtete, wie sie gekonnt den Pinsel in der Hand hielt und übers Blatt führte. Ja, ich war begeistert von ihren Händen, speziell vom kleinen Finger.







Ich freute mich so sehr über Calista's Maleifer und fühlte in meiner Brust so viel Mutterstolz für meine Kleine, die nun schon so groß war! Erst ein Jahr ist es her.

Wie bei Thalia letztes Jahr, haben wir dort noch zu Mittag gegessen und auf dem großen Spielplatz herum geturnt. - Wie alle Kinder und wie Thalia letztes Jahr. Ich frage mal spontan: Ist Calista entwicklungsverzögert? Vielleicht, ja, in gewissen Dingen. Klar. Aber es ist nicht wirklich ein Problem. Ich kann mit ihr so viel unternehmen, wie andere Mütter mit ihren Kindern. Ich fühle keinen Unterschied. Calista ist mein Maßstab und alle anderen Kinder in ihrem Alter sind für mich einfach voraus. Nicht Calista hinten nach. Calista ist für mich richtig und normal. Sie ist meine neue Normalität. Und zurück zum Thema: ich komme wieder hier her. Es machte uns viel Spaß.



Ich liebe malende Kinder! Als ich kurz nach Calista's Geburt erfuhr, dass sie Trisomie hat, da war einer meiner ersten Gedanken: Dann werd ich mit ihr später einmal ein Malatelier führen. Und ich fühlte mich total entspannt dabei, ein wohliges Gefühl hat sich in diesem Moment in meinem Herzen breit gemacht und ich freute mich auf die Zukunft. Das Ganze war nur einen Augenblick, doch er war wichtig für mich, weil ich spontan eine neue Idee als Lebensentwurf hatte, die mir sehr freudvoll erschien.

Es kommt im Leben immer wieder anders als man denkt. Und das Annehmen der neuen Situation ist nicht immer einfach. Christian hat nach Calista's Geburt und ihrer Diagnose (vor allem die des Herzfehlers) folgenden Satz bezüglich unserer Familiensituation gesagt: Wir haben keinen Verlust, wir haben zu dem, was wir bereits hatten, noch etwas Neues dazu bekommen. Anders als wir es uns vorstellten, doch es ist dennoch einen Gewinn. Das machte uns stark. Es kann aber noch anders kommen. Und auch das kann stark machen. Sibylle hat uns ihre Geschichte aufgeschrieben und ist in der Reihe "AUS DEM LEBEN - Lilly" als neuen Beitrag zu lesen. Ich danke Sibylle sehr, dass sie ihre so wertvolle Erfahrung mit uns geteilt hat.


Herzlichst, iren

19 Kommentare:

  1. Mensch Iren, dein Blog ist so wundervoll, ein Geschenk an Farbe, Freude, Hoffnung und Poesie. Ich habe einst, als mich eine Ahnung von einem solchen Erlebnis, wie du es heute schilderst, umwehte, diesen Beitrag geschrieben:
    http://aufeinanderzu.blogspot.ch/2009/03/getraumtes-loch.html
    Wenn ich Calistas Bild sehe, ihre Hände, ihre Konzentration spüre, dann fliesst mir eine Energie zu, welche solche Löcher zu heilen beginnt oder ihre Heilung fortsetzt. Dafür danke ich dir aus freundschaftlich verbundenem Herzen.
    Gabriela

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Gabriela, dein geträumtes Loch - ich suche nach Worten - gab mir einerseits einen Kloss im Hals, aber es öffnete mir auch ein Fenster in eine andere Realität. Die fühlt sie so frei und leicht und lichtvoll an und obwohl der Kloss im Hals noch sitzt, ist meine Seele leicht. DANKE Dir zurück.

      Löschen
  2. Was für ein wunderschönes, farbenfrohes Bild! Calista ist echt entzückend!
    Liebe Grüße,
    Miriam

    AntwortenLöschen
  3. Liebe Iren, also mal ganz davon absehen, dass ich deine Bilder und deine Worte wunderschön finde und Calistas Bild ein Traum ist, den ich mir sofort ins Wohnzimmer hängen würde, muss ich noch was anmerken: Mein Sohn ist ja fast so alt wie Calista, er wird im August 2 Jahre, und er gilt bisher als völlig "normal" entwickelt. Aber seine Feinmotorik ist definitiv viel weniger weit entwickelt als bei Calista. Er würde nie einen Pinsel so halten und hätte auch nicht die Konzentration dafür ein solches Bild zu malen. Also da seh ich mal überhaupt keine Entwicklungsverzögerungen bei Calista, eher besondere Fähigkeiten!
    Mensch, und euer Malatelier, ich sehe es schon vor mir. Das wird herrlich!
    Ganz liebe Grüße,
    Gesche

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja, liebe Gesche, du hast Recht, die Menschen haben so unterschiedliche Fähigkeiten und Interessen von klein auf, ganz ungeachtet der Chromosomen... Wer weiss, vielleicht kommt das wirklich, unser Malatelier. Ich trag es auf jeden Fall in mir herum.

      Löschen
  4. Ich hab mir die Fotos gemeinsam mit meinem Mann angesehen. Der Kommentar meines Mannes: "Wer so den kleinen Finger abspreizt, ist ein feinfühliger Mensch - ein Genießer" - LÄCHEL.
    Ich lese so gerne bei Dir. Das zaubert mir so oft ein Lächeln ins Gesicht - DANKE!!!!
    Lieb Ina

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Grüsse Deinen Mann und ich danke ihm für den wunderbaren Kommentar, ich musste auch Lächeln. Danke zurück!

      Löschen
  5. Ein wundervoll geniesserischer Post! Auch ich lese soooo gerne bei dir!
    Ich hatte beim Lesen die genau gleichen Gedanken wie Gesche! Unsere Mittlere wurde i. mai zwei und ist feinmotorisch auch noch lange nicht so weit. Und auf dem Spielplatz turnt sie auch noch nicht so herum. So hat jedes Kind sein ganz eigenes Tempo und das ist gut so :-)
    Ganz ganz liebi grüäss, anja

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Weisst, Calista hat zwei grosse, "wilde" Schwestern, da turnt man mit, ohne dass man gross was dazu tut ;-)). Und das Malen mit dem Pinsel hat die Heilpädagogin schon zweimal mit ihr gemacht und somit geübt. Aber dennoch war ich erstaunt, wie gut sie es machte. Vor allem, dass sie den Pinsel nicht ihn den Mund nahm...

      Löschen
  6. Läck Iren, das Bild isch ja hammer!!! Die Farbekomposition.... die chraftvolle Strich... i dänke, die Malerin het ganz e bsundrigi Begabig fürs Male....! Weisch Du, was für Farbe (Material) d Betriiber vom Malatelier nämed? I möcht das au mal probiere mit mine Chline.
    Härzlech, Marianne

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Danke für deine Einschätzung! Meine Künstlerseele würde sich natürlich sehr über ein "Gspänli" freuen... Ich frage das nächste Mal, welche Farben sie nahmen. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass es Gouache war, denn Acryl finde ich ungeeignet für keine Kinder und das Malatelier ist ab 1.5 Jahren. Ich habe auch Gouache gekauft, um zu Hause malen zu können. Mit Wasserfarbe wird schnell alles nass...

      Löschen
  7. Iren, vielen Dank für den Tipp. Ich bin eben Laie, was das Malen angeht, aber Wasserfarben hätte ich jezt auch nicht genommen ;-)! Ich wünsche Euch noch viele fröhliche Malstunden und grüsse Dich herzlich, Marianne

    AntwortenLöschen
  8. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

    AntwortenLöschen
  9. Liebe Iren, es geht mir immer das Herz auf, wenn ich die Fotos Deiner Kinder sehe und besonders bei Calista. Dieser kleine Finger da in der Luft ist einfach nur entzückend und dazu die Wäscheklammern am Rücken, die sie in den "Malerinnen-Mantel" vor der Farbe an der Kleidung schützen.

    Was für eine Inspiration für Dich, schon kurz nach der Geburt zu wissen, was Du mit Deinem Kind fantastisches Tun kannst, wenn vieles anderes wenig leicht oder gar nicht möglich sein wird.
    MALEN! Und Du hast es umgesetzt.
    Ob es früher "gut" gewesen wäre mit Calista malen zu gehen? Wer weiß das schon. Jetzt kann sie ihre Leidenschaft ausleben mit tollen Farben und soviel Platz!

    Den Post "Lilly" habe ich noch nicht gelesen. Es gibt Tage, da geht es nicht. Deswegen hier dazu keine "Rückmeldung".

    Euch ein tollen Sonntag
    und Dir weiterhin so ein gutes Händchen für diesen so berührenden Blog.

    Herzlichst
    Oona

    (Der erste Post hatte einen Fehler und deswegen habe ich ihn gelöscht und den Text hiermit noch einmal losgeschickt.)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Oona
      Die Wäscheklammer finde ich auch so super! Ich habe noch eine Nahaufnahme von Calista's Nacken mit Wäscheklammer, aber ich wollte Euch nicht schon wieder mit Fotos überschwemmen...

      Es war bestimmt keinen Fehler, erst jetzt mit Calista in der Maloase (so heisst das) gewesen zu sein. Aber nach den Sommerferien passt und diesen Morgen nicht mehr, d.h. wir können nur noch 1-2 Mal hingehen. Es wird also Zeit für eine eigene "Maloase" ;-))

      Ich verstehe gut, dass Du den neusten Beitrag noch nicht gelesen hast, man ist nicht immer in der Stimmung, solche Geschichten an sich ran kommen zu lassen. Du hast ja Zeit, es läuft Dir nicht weg.

      Herzlich, iren

      Löschen
  10. Ja es ist wirklich ein Gewinn, etwas besonderes, eine besondere Erfahrung, die nur euch und einigen anderen Eltern zuteil wird..welch ein Geschenk! Und ja! ich liebe malende Kinder auch und von einem Malatelier habe ich IMMER ja wirklich schon immer geträumt, für (sehr) kurze Zeit hatte ich sogar eines;)..dann kam die Ablehnung der Kunsthochschule und irgendwie hat mich das ein wenig aus der Bahn geworfen, obwohl gleichzeitig die Zusage fürs Lehramtstudium kam..nach ein paar Semestern merkte ich dann dass es nicht das richtige war, seitdem weiß ich dass man nicht immer gleich aufgeben sollte;)
    alles Liebe!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Sarah - das mit dem nicht-aufgeben kenne ich und gerade an solchen Kunst- und Schauspielschulen, wo doch immer noch ein klein bisschen Subjektivität eine Rolle spielt, sollte man nie aufgeben. Ich war früher auch auf einer Kunsthochschule für zwei Jahre, bevor ich Kunstgeschichte anfing zu studieren. Im ersten Anlauf kam ich "nur" auf die Warteliste und wurde nicht aufgenommen. Ich versuchte es ein Jahr später wieder und da nahmen mich gleich zwei Kunsthochschulen und ich hatte die Auswahl... Aber das kannst du bestimmt auf die eine oder andere Art nachholen und wenn ich deinen Blog lese, denn sehe ich, dass du trotzdem drangeblieben bist!

      Löschen
  11. Liebe Iren, ich fühlte mich durch Deine Zeilen und Photos in die Zeit zurück versetzt, als meine Tochter - damals auch zwei - zum ersten Mal den Malkurs im Kinderatelier besucht hat.
    Diese Konzentration, mit der sich die Kleinen einem zunächst leeren Blatt Papier zuwenden, ist eigentlich beneidenswert. Dort habe ich auch zum ersten Mal die Erfahrung gemacht, dass Kinder selbst in diesen jungen Jahren gar nicht planlos handeln, sondern meistens sehr bewusst bestimmte Farben auswählen. Malen ist wohl eine Tätigkeit, bei der sich Kinder als kompetent erleben können, solange wir Erwachsenen nicht allzusehr dazwischen funken.
    Der kleinen Calista noch viel Spaß und Freude beim Entdecken anderer Maltechniken. Ihr Bild auf Deinem Foto verewigt gefällt mir auf jeden Fall sehr gut. Herzliche Grüße aus Wien Dita

    AntwortenLöschen