Mittwoch, 6. Juni 2012

Venustransit - ein Versuch

Als in Zürich die neue Quaibrücke, nach zwei Jahren Bauarbeit, an ihren richtigen Platz verschoben wurde, da war ich 12 Jahre alt. Früh morgens fand dieses spektakuläre Manöver statt und viele Schaulustige haben sich eingefunden, um diesem Ereignis beiwohnen zu können. Auch mein Vater stellte den Wecker, holte uns früh aus den Betten und wir fuhren in die Stadt. Ich erinnere mich noch sehr, sehr gut an dieses Erlebnis. Alles war super speziell: an einem normalen Wochentag so früh aufzustehen und ins Auto zu steigen, die vielen Leute, die große Brücke, wie sie Zentimeter für Zentimeter an den richtigen Platz geschoben wurde, die Kälte des Morgens und dann diese Aufregung, wieder pünktlich in die Schule zu kommen und den ganzen Tag diese schweren Glieder zu haben von der Müdigkeit der frühen Tagwache. Aber ich fühlte mich wunderbar dabei, weil wir Augenzeugen eines speziellen Ereignisses wurden, das in meinem unmittelbaren Lebensraum stattgefunden hat.


Dieses Ereignis war prägend, denn ohne diese Erinnerung hätte ich heute morgen nicht um fünf Uhr den Alarm gestellt. Ich wäre wahrscheinlich nicht auf die Idee gekommen, mit den Kindern an einem normalen Wochentag für ein spezielles Ereignis früh aufzustehen. Venustransit. Hier in der Schweiz von 5.31h (Sonnenaufgang) bis 6.55h zu sehen. Und wir wollten mit den Kindern dabei sein und miterleben, was im Weltall geschieht. Die Sternwarte öffnete dafür ihre Türen und die Menschen kamen zahlreich und wir standen geduldig an. Den Transit gesehen hat aber niemand. Niemand kam zu früh, niemand kam zu spät. Das gab eine friedliche Stimmung, weil kein Vordrängeln und Ungeduldigsein einen Erfolg versprach. Die Natur alleine bestimmte den Verlauf und die Wolken vor der Sonne ließen uns kein Herz höher schlagen. Schade, es wäre zu schön gewesen. Doch so ist es, man kann den Erfolg nicht buchen, nur die Möglichkeiten dazu schaffen. Und das taten wir. Das Aufstehen hat sich dennoch gelohnt, weil wir die ganze Stimmung miterleben konnten, das Warten, das Hoffen und das Herumstehen in der Sternwarte. 



Ein spannender Beruf: Astronom



Die Sternwarte ist ein spannender Ort: Die Mädchen haben die drehbare Kuppel und die riesigen Fernrohre bestaunt und ein Gefühl bekommen, dass da draußen noch ganz viele Geheimnisse existieren. Sie konnten ein zartes Ahnen für den unendlichen Kosmos entwickeln. Auch ich war wieder sehr beeindruckt und schwor mir, öfters mit den Kindern in die Sternwarte zu gehen. Im Moment, so ließen wir uns vom anwesenden Astronomen sagen, sei die Sonne sehr aktiv und man könne ihre Tätigkeiten und verschiedenen Lichtstrahlen sehr gut beobachten. Da kann man mit den Kindern an einem Nachmittag hin, es muss also nicht immer abends sein.



es blieb bewölkt...
Im Café nebenan haben wir dann den Alltagsmorgen mit Kaffee und frischen Croissants willkommen geheißen und am Fernsehbildschirm über unseren Köpfen zugeschaut, wie Andere das kosmische Spektakel erleben durften. Das war auch gut. 



Dieser runde, schwarze Punkt vor der Sonne sieht schon toll aus, wirklich wie ein Schönheitsfleck! Anscheinend sehen die Astrologen in dieser Konstellation eine Verschmelzung der Energien zwischen der Sonne und der Venus und prophezeien für die acht vergangenen Jahren, in denen sich zwei Venusdurchgänge vollzogen, die Verwirklichung und Gestaltung zentraler gesellschaftlicher Themen. 
Nun sind alle an der Arbeit oder in der Schule und nur Calista ist zu Hause. Vor Müdigkeit weiß sie heute nicht viel mit sich anfangen und zupft ungeduldig an meinem Hosenbein, sie will, dass ich mit ihr etwas Spielen komme.

Ich komme!

Mit Sonne im Herzen,
Iren

2 Kommentare:

  1. Hach, ich merke gerade, dass ich durch meine Nachrichten-Medien-Abstinenz nicht nur Katastrophen verpasse, sondern auch so richtig tolle Dinge, wie diesen Venustransit. Schade, habt ihr es nicht mit eigenen Augen miterleben können, aber es liest sich trotzdem wie ein guter Morgen :-)
    Ich finde solche Aktionen so schön und wichtig. Die Augen offen halten und ein Leben lang wachsam bleiben, vor allem in der Natur.
    Ganz liebi grüäss, anja

    AntwortenLöschen
  2. Es war schade, weil es sonst an vielen Orten auf der Welt beobachtet werden konnte, nur bei uns in der Schweiz war es bewölkt. Aber so ist es eben... Ich finde es schon faszinierend, wie man da ein Planeten die meiste Zeit unbemerkt seine Bahnen dreht und dann plötzlich für kurze Zeit sichtbar wird. Klein und rund konnte man ihn mit "blossem" Auge gar erkennen!

    Aber es lohnt sich immer, weil man damit den Kindern auch etwas vorlebt, wie Du schreibst: die Augen offen halten und interessiert und wachsam zu bleiben für alles, was um einen herum geschieht, auch in weiter Entfernung.

    LG, iren

    AntwortenLöschen