Ich finde, als Eltern mal unvernünftig zu sein, belebt. Weil es meistens etwas ist, das gegen den Verstand ist, die Seele aber freut. Ich bin immer froh, wenn ich ab und zu Gelegenheit habe, unvernünftig zu sein.
Vor und nach den Ferien war ich - ganz nach meinem Geschmack - zweimal mit den Kindern unvernünftig. Anlass: Einladung an einem normalen Wochentag.
Vor den Ferien hatte meine Freundin Anja Geburtstag und lud zum "Spielrausch" und einer kleinen Geburtstagsparty auf der Josefswiese ein (und Mondfinsternis war auch noch). Anja ist auch Thalia's Patin und es war ganz klar, dass wir alle hingehen. Auch wenn es Mittwoch war und die Kinder früh ins Bett müssten. Mein Plan war, um sieben dort zu sein und um acht wieder nach Hause, damit sie dann um halb neun im Bett sind und um neun schlafen.
Es war ein lauer, sommerlicher Abend, die Mädchen waren ganz glücklich, fühlten sich wohl und ich genoss es in vollen Zügen, an einem normalen Wochentagabend an einem Ort zu sein, wo ich schon lange nicht mehr war. Es war schön, wieder alte-neue Luft zu schnuppern, andere Stimmung und Menschen zu erleben und nicht das, was ich aus meinem Quartier kenne und wo ich mich inzwischen am Meisten aufhalte. Es erinnerte mich an früher, an die Zeit, wo ich mich nicht nach einem kindergerechten Tagesablauf richten musste.
Er wurde acht Uhr, dann halb neun, dann rief Christian an, dass er auch noch komme. Um neun kam Christian. Es wurde halb zehn. Cosima spielte immer noch Cricket mit den Grossen und Thalia schlug ihr Rad und turnte in die Abenddämmerung hinein. Christian wollte noch die Mondfinsternis schauen - die man nicht sah, weil es wolkig wurde. Gegen zehn Uhr mahnte unsere Vernunft dann so stark, dass wir uns dann doch auf den Heimweg machten. - Es tat einfach so gut, aus dem Alltagstrott auszubrechen und unvernünftig zu sein!
Nach den Ferien - die Kinder haben kaum die Schule angefangen - da hatte eine andere Freundin von mir, die in London lebt, eine Vernissage in Zürich. Vernissagen sind auch so was aus meinem alten Leben. Ich gehe nur noch selten hin. Zu diesen Zeiten am Abend bin ich normalerweise zu Hause und bringe die Kinder ins Bett. Aber diese Vernissage von Andrea war keine Frage. Zudem fand sie im Zürcher Brockenhaus statt - wow! Das war geeignet, um die Kinder mitzunehmen. Sie lieben Brockenhäuser, waren aber noch nie an einer Vernissage. Und natürlich kennen sie Andrea gut.
Mein Plan war, um sieben dort zu sein und um acht wieder nach Hause zu gehen, damit sie um halb neun im Bett sind und um neun schlafen. Ich will ja eine gute Mutter sein.
Ich erschien dann um acht Uhr mit meinen Mädchen. Calista ist bereits im Auto dorthin eingeschlafen und ich trug sie schlafend auf mir herum. Die beiden Grossen fanden es sehr spannend, an einer Vernissage zu sein. Und sie kümmerten sich um die Snacks, die überall in Schüsselchen zum Zugreifen einluden.
Es war eine gute Stimmung, ich genoss meine braven Kinder und ich blieb.
Ruth, die Fotografin die uns letzten Herbst für den Artikel im WirEltern fotografiert hat, war auch da und wir stellten freudig fest, dass wir beide mit Andrea und ihrem Mann Shey befreundet sind.
Neun ging vorbei, halb zehn und ich glaube ja, so irgendwann nach halb zehn, wohl eher gegen zehn, schaffte ich es, die Kinder zurück zum Auto zu bringen und wieder nach Hause zu fahren. Mit einem schlechten Gewissen, weil ich wusste, es ist schon wieder viel zu spät und eine rechte Mutter sollte den Kindern geordnete Strukturen bieten, zumindest währen der Schulzeit. Aber wisst ihr was? Wir haben es alle sehr genossen. Es tat mir einfach gut und es belebte mich, unvernünftig zu sein.
Gestern war ich wieder an einer Geburtstagsfeier. Mittwoch. Diesmal organisierte ich aber einen Babysitter, der mit den Mädchen zu Hause blieb und sie noch vor neun ins Bett brachte. Und ich genoss ganz vernünftig einen Abend für mich, alles in geordneten Strukturen..
PS: Und - weil es so schön ist - feiert morgen mein jüngster Bruder seinen dreissigsten Geburtstag mit einer grossen Party. Nehme ich die Kinder mit? Klar - ist ja Freitag!
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