Samstag, 3. Dezember 2011

If I were able to live my life anew

Ich möchte gerne über die Olivenernte berichten, doch habe ich noch nicht einmal Zeit gehabt, den Akku der Kamera aufzuladen, um die Fotos auf den Computer zu überspielen... Wir sind Mittwoch nachts, eigentlich Donnerstag früh morgens, aus Frankreich zurück gekehrt. Mit schmutzigen Kleidern, die nach Feuer rochen, Fingernägel mit dunklen Rändern, rauhen Händen und Haaren, die dringend wieder gewaschen werden mussten. Und mit erfüllten, glücklichen Herzen.


Der 1. Dezember hat mich in die Pflicht genommen und ich musste, nachdem wir wieder zivilisiert aussahen, dafür sorgen, dass die Weihnachtsstimmung auch zu uns kam.


Und ich werde sehr bald 40 Jahre alt, die Vorbereitungen für das Fest sind im Gange...die Tage sind gezählt und Cosima pocht immer noch darauf, dass ich 39 bin. Sie korrigiert mich sofort wenn ich sage, ich sei 40. Ich bin jeweils ganz gerührt über ihre Genauigkeit. 
Schon das ganze Jahr hindurch habe ich mir Gedanken zu meinem Übertritt in die neue Dekade gemacht und mich gefragt, wo ich stehe und wohin ich noch gerne möchte. 40 finde ich einen speziellen Geburtstag. Ich blicke zurück auf einige gelebte Jahre und wünsche mir, dass noch einige vor mir stehen. Aber gerade in den letzten Jahren wurde es mir mehrmals vor Augen geführt, dass das Leben auch jähe Wendungen nehmen kann und dass jeder Tag, an dem ich gesund aufstehen darf, ein großes Geschenk ist. Ich bin sehr dankbar. Und ich halte mich an das "memento mori". D.h. heißt nicht, dass ich in der Angst lebe, sondern die Vergänglichkeit so in mein Leben integrieren möchte, dass ich die wichtigen Dinge nicht aufschiebe. Mein Geburtstag nehme ich als Anlass, mich erneut zu fragen, welche Dinge für mich wichtig sind.

Unsere Kühlschranktüre von damals, als ich gerade 30 war...

Ich mag den Text Instants von Jorge Luis Borges sehr, wie er als alter Mann auf sein Leben zurück blickt und resümiert. Er hat recht und ich lese es als Aufforderung, als Ermutigung, als Einladung:

Instants
If I were able to live my life anew,
In the next I would try to commit more errors.
I would not try to be so perfect, I would relax more.
I would be more foolish than I’ve been,
In fact, I would take few things seriously.
I would be less hygienic.
I would run more risks,
take more vacations,
contemplate more sunsets,
climb more mountains, swim more rivers.
I would go to more places where I’ve never been,
I would eat more ice cream and fewer beans,
I would have more real problems and less imaginary ones.
I was one of those people that lived sensibly
and prolifically each minute of his life;
Of course I had moments of happiness.
If I could go back I would try
to have only good moments.
Because if you didn’t know, of that is life made:
only of moments; Don’t lose the now.
I was one of those that never
went anywhere without a thermometer,
a hot-water bottle,
an umbrella, and a parachute;
If I could live again, I would travel lighter.
If I could live again,
I would begin to walk barefoot from the beginning of spring
and I would continue barefoot until autumn ends.
I would take more cart rides,
contemplate more dawns,
and play with more children,
If I had another life ahead of me.
But already you see, I am 85,
and I know that I am dying.
- Jorge Luis Borges (argentinischer Schriftsteller 1899-1986)



Während wir dieses Wochenende bereits die zweite Kerze anzünden, hoffe ich, dass ich es noch schaffe, Euch ein paar Eindrücke von unserer Olivenernte zu geben. Bis bald!

iren x.

2 Kommentare:

  1. Ich schmökere schon den halben Tag bei Dir und ich finde es wunderschön hier zu Gast zu sein.
    Hast mich heute zum Weinen und zum Lachen gebracht :-)
    Danke dafür

    Barbara

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  2. Herzlich willkommen, liebe Barbara - und danke Dir für Deine Worte!

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