Samstag, 9. April 2011

Alltagspoesie

Manchmal streife ich durch unser Zuhause und achte auf spontane Stilleben, die sich in der Unachtsamkeit des Alltags plötzlich ergeben. Die Poesie, die entsteht, durch Alltagsgegenstände, bedeutungslos hingelegt oder zusammengestellt.
Meist nerve ich mich über die unordentlichen Spuren des Tages, der Wochen, ja der Monate. Doch wenn ich nur meinen Blick anders fokussiere, mein Gefühl, ich müsse dauernd Dinge ans richtige Ort zurück legen, unterdrücke, dann entdecke ich in dieser Unperfektheit reizvolle Motive. Momentaufnahmen, die still und leise auf die versteckte Schönheit des Alltags hinweisen.

Zum Beispiel das Zusammentreffen von Gegenständen, die ursprünglich nichts miteinander zu tun haben, nun aber einen wortlosen Dialog zusammen führen.





Im anderen Zimmer entdeckte ich heute Bären, die es sichtlich geniessen, den Tag alleine im Bett zu verbringen. (Kennt ihr die Kinderbücher der Britin Jane Hissey? Wir lieben sie!)





Auch die Farbe und das Licht der stinknormalen Unterwäsche auf unserer Bettdecke entzückte mich. Malerisch und unbeachtet liegen sie da, wenigstens habe ich sie noch fotografiert, bevor sie im dunklen Kasten verschwanden.






Das zerbrochene Ei gab zuerst Tränen, hat doch Thalia erst eben angefangen, es kreativ zu bemalen und schon ist es ihr aus der Hand gerutscht. - Macht nichts, Thalia, das passiert oft bei den Eiern. Komm, wir fotografieren es.




Als Christian heute den neu geschmückten Osterbaum bewunderte, meinte er, dass es eigentlich schon ein ganz eigenartiger Brauch sei, Eier an Äste zu hängen. Was wohl Außerirdische denken würden, wenn sie bei einem Besuch auf Erden so was sähen... Mit diesem Kommentar guckten wir alle nochmals unseren Eierbaum mit anderen Augen an und mussten plötzlich lachen.



Es gab heute Bagels zum Abendessen, doch Thalia verkündete lautstark, dass sie nichts davon essen wolle. Dabei habe ich noch nicht mal angefangen, diese zu bestreichen. Sie, die endlich angefangen hat Fisch zu mögen, wollte nur die geräucherte Forelle essen. - So kommst Du mir nicht weg, dachte ich mir. Und ich gab mir extra Mühe, Thalia einen verführerischen Teller zu zubereiten. Und es kamen mir dabei all diese Kinderkochbücher in den Sinn, in denen für die Herrichtung und Dekoration des Essens mindestens soviel Zeit aufgewendet wird wie für das Kochen selbst. Ha! - Mal schauen, ob ich Thalia bestechen kann...


Sie legte zuerst den Peterli auf den Tisch. Dann verteilte sie die Gurkenscheiben an Cosima und begann mit der Gabel, die Forelle zu essen. Der Bagel blieb braungebrannt liegen. Thalia ist bereits wieder verschwunden, bei der Nachbars Wiese gibt es so viele schöne Blumen! Und wenn sie zurück kommt, fragt sie mich mit roten Wangen: Mami, weli Hand wotsch?


Und wo liegt bei Euch die Poesie des Alltags unbeachtet da? Nehmt eine Kamera in die Hand und geht auf Entdeckungsreise...

Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah! (Nach Johann Wolfgang von Goethe)

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