Freitag, 29. April 2011

Calista's Taufe in Frankreich

Meine Füße suchen nachts die warme Bettflasche, um sich ein bisschen aufzuwärmen. Es ist kalt im Haus, die dicken Steinwände sind von der Sonne noch nicht aufgewärmt und Heizung gibt es nicht. So ist es bei uns in Frankreich. Und das Internet klappt mal, mal klappt es nicht. Ich will schon seit Tagen über Calista's Taufe schreiben, doch ich bin ein bisschen ab getaucht in unserem Haus, abseits von der Zivilisation, inmitten der Natur. Mit Familie und Freunden. Und mit der Bettflasche nachts im Bett, die mir, je nachdem wie warm sie noch ist, ein Zeitgefühl vermittelt. Je kälter sie ist, umso mehr ist es bereits Morgen.

Die Tage vor der Taufe war ich ein bisschen angespannt, weil einiges nicht so zu laufen schien, wie ich es mir von zu hause ausgemalt habe. Aber wir konnten noch den "Père" treffen, der die Zeremonie übernahm. Und obwohl er am Tag zuvor sich weder an meinen Namen, noch an die Taufzeit erinnern konnte, war er mir beim Treffen sympathisch und ich war zufrieden. Zum Dorf gab es eine Umfahrung, die nicht sehr viel Zeit mehr beanspruchte und auch das kalte Wetter hat für Sonntag etwas nach gelassen und es regnete kein Tropfen. Die Torte war bestellt und die Gäste trafen täglich und stündlich ein. Das große, leere Haus füllte sich mit lachenden und aufgeregten Stimmen von Kindern und Erwachsenen; die Vorfreude auf das kommende Ereignis war groß.

Als ich an Ostern - an Calista's Tauftag - um halb sieben aufstand, sah ich aus dem Badezimmerfenster eine wunderbare Morgenstimmung. Ich wusste, heute gibt es einen speziellen Tag!



Erstaunlicherweise war meine ganze Familie genug früh aufgestanden, geduscht, geschminkt, angezogen, Kaffee getrunken und in guter Laune, so dass wir Gruppenbilder knipsen konnten, bevor alle ins Auto stiegen und in einem Konvoi nach Tourtour fuhren.



Die Kapelle ist etwas erhöht vom Dorf Tourtour und hat einen wunderbaren, weiten Ausblick aufs Hinterland. Es ist der Ort, wo Christian und ich ursprünglich heiraten wollten (noch bevor wir eigentlich heiraten wollten). Es war dann aus verschiedenen Gründen nicht möglich, doch ich konnte meinen Traum nie ganz verabschieden. Der Wunsch blieb in meinem Herzen und mit Calista's Taufe kam er endlich in Erfüllung...






Vor der Kapelle führte der "Père" einen kurzen, ritualisierten Dialog mit uns, wir mussten das Taufversprechen abgeben und alle Anwesenden durften Calista mit dem Finger ein Kreuzzeichen auf die Stirn malen. 

Danach sind wir alle zusammen eingetreten, nahmen auf den reservierten Holzbänken Platz und eingebettet in den normalen Ostergottesdienst wurde Calista getauft. Sie war sehr gelassen dabei. Das kalte Wasser aus dem steinernen Taufbecken schien sie nicht zu beeindrucken, sie verzog keine Miene und weinte keine Sekunde. Sie guckte nur ganz interessiert um sich herum, schließlich war sie auf dem Kopf und da sieht die Welt ganz anders aus!


Nach französischer Tradition durften wir Calista das weiße Kleid und Häubchen erst nach der Taufe anziehen, als Symbol für die Reinheit. Dieser Kleiderwechsel gefiel ihr nicht und ich musste sie mit ihrem Lieblingsspielzeug unterhalten: Die Perlen sind meinen Joker. Habe ich diese Kette dabei, ist alles gut. Dann  ist sie zufrieden und schenkt den Perlen ihre volle Aufmerksamkeit. Ach, meine kleine Lady!




Wir planten das Taufessen am Meeresufer, in unserem Strandrestaurant wo wir immer hin gehen. Dort trinken wir, Jahr für Jahr, unseren Rosé, Christian isst sein Filet de Boeuf mit Pfeffersauce und die Kinder wissen genau, wen sie fragen müssen, um ein Eis aus der Kühltruhe zu bekommen. Wir sind dort fast zu Hause. Auch wenn die Autofahrt von Tourtour ans Meer weit war, so war es uns im Vorfeld schnell klar, dass es keinen passenderen Ort gibt, um entspannt und ausgelassen zu feiern.

Es war sonnig, aber nicht sehr warm. Kaum da, lagen die Schuhe  auf einem Haufen und die Kinder verbrachten die meiste Zeit am Strand und spielten mit den Wellen, suchten Muscheln und fein geschliffene Glasscherben. Die Badehosen waren teils eingepackt worden, teils mussten sie sich die Hose oder Leggins hoch krempeln und sich allmählich den nass gewordenen Kleidern entledigen. 





Die Kinder beschäftigten sich am Wasser, wir Großen tranken Rosé und stießen auf Calista an. Unter der milden Frühlingssonne Frankreichs hatten wir alle Ferien- und Feierstimmung.


Calista stand im Mittelpunkt. Es war ihr Tag, sie spürte das und genoss es sehr. Sie hatte auch Feststimmung und lachte und kicherte viel. Sie entzückte uns alle mit ihrem süßen Gesichten, ihren strahlenden Augen und der guten Laune. Sie war unsere Prinzessin. 











Lavendelkisselchen als Tischdekoration. Das war Cosimas Idee, zwei Tage vor Abfahrt kroch sie morgens zu mir ins Bett, wärmte ihre kalten Füße an meinen Beinen und fand plötzlich, man könne doch Lavendelherzen für Calistas Taufe nähen. Ich war gleich begeistert. Und wir gestalteten sie so einfach, dass es mit einer kleinen Nachtschicht zeitlich noch klappte. Sie passten gut, die weissen Stoffwindelherzen, die mit rosa Wolle und violetten Lavendelblüten gefüllt wurden.

Alle trugen das seine dazu bei, dass es zu einem unvergesslichen Fest wurde. Die Kinder tanzten, sie sangen und spielten Gitarre, mit eigens einstudierten Liedern.












Alle genossen den Tag in vollen Zügen. Wir hatten stets das beruhigende Meeresrauschen in den Ohren, den Blick immer wieder mal am Horizont verloren und die Weite des Himmels über unseren Köpfen. Wir stießen wiederholt an, hielten kleine, emotionale Reden, stopften uns die Münder, lachten viel, vergaßen den Alltag, waren unbeschwert und glücklich. Für diese Stunden gab es keine Sorgen, wir lebten ganz im Moment, von Minute zu Minute. Ein Fest, wie es sein soll, wie es sein muss, wie es lebenslang mit einem wunderbaren Gefühl in Erinnerung bleibt. 

Es hat sich gelohnt, alle Gäste nach Frankreich zu bitten, es hat sich gelohnt, Calista's Taufe etwas aufwändiger zu organisieren, es hat sich gelohnt, den Tag genau so zu gestalten, wie es uns am liebsten ist. Wir sind sowohl für die Kirche, wie auch für das Essen dort hin gegangen, wo unser Herz schlägt. Und dort haben wir uns mit allen Herzen, die mit uns mitgekommen sind, verbunden gefühlt.




Auf dem Weg zurück ins Haus, vom Meer wieder dem Land zugewandt, musste ich diese Stimmung festhalten. Wie ein Gemälde aus der Romantik, wie ein Caspar David Friedrich, erstreckte sich diese sanfte Hügellandschaft vor uns. Und ich freute mich, da hinein zu fahren, mich wieder in die wilde Natur des Hinterlandes zu begeben, in die Abgeschiedenheit unseres alten Steinhauses. Mit der Bettflasche zu meinen Füßen.

4 Kommentare:

  1. Auch solche Blogposts mit so wunderschönen Bildern und einer derart berührenden Geschichte sind Frederiks Sonnenstrahlen :-)

    Wie schön, dass in Frankreich die Zeremonie mit dem Taufkleid noch so gemacht wird, wie sie eigentlich gedacht ist (bei meinem Sohn war es in D auch so). das Keid wird erst nach der Taufe anzgezogen, als Zeichen das man Christus angezogen hat.

    Und was für eine goldige Idee mit den Lavendelherzen. Du bist schon eine großartige Mama, dass du solche spontanen Ideen trotz all dem Stress noch umsetzt.

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  2. Liebe Andrea, danke für Deine Worte!
    Ja, ich fand diese Zeremonie des Kleiderwechsels auch sehr schön. Wir haben es dann so gewünscht, dass auch die Gäste möglichst in weiss oder hellen Farben angezogen waren. Das gab, nebst dem optischen Gefühl der Zusammengehörigkeit, so eine leichte, heitere Stimmung.
    Die Lavendelherzen waren wirklich sehr einfach gemacht und dadurch auch schnell. Es passte einfach so gut und war ein nettes Andenken, so ein provenzalisches Duftherzchen...

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  3. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  4. Congratulations! everything was going great as I saw the images. All was happy in the event. Even I felt that happiness upon watching the photos in your blog. Thanks for sharing.
    A webmaster of
    Taufe Kleid

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