Mittwoch, 30. März 2011

Papa-Abend

Ich ging aus gestern... Wir mussten zwei Geburtstage feiern; Zwei Mütter aus meinem Quartier haben diese Woche Geburtstag und wir verabredeten uns zum Abendessen. Ich und eine Hand voll Frauen, jene, die mich so großartig unterstützt haben mit zubereiteten Mahlzeiten, als Calista nach der Geburt im Spital war.


Für meine Mädchen bedeutete das Papa-Abend. Cosima freut sich immer, weil es dann die besten Gute-Nacht-Geschichten gibt. Christian kann phantastische Geschichten erzählen und wenn ich ihn bitte, nur schnell, fünf Minuten, zu erzählen und nicht zu spannend, damit sie bald gut einschlafen mögen, dann dauert es bestimmt mindestens eine halbe Stunde. Thalia schläft manchmal ein dabei, Cosima hört bis zum letzten Satz gebannt zu. Früher waren es die "Lang-Ohr-Hasen-Geschichten" und die liebt Thalia immer noch, doch für Cosima werden nun die "Captain-John-Stories" erzählt. Ich habe keine Ahnung, was er erzählt, denn ich bin dann nie anwesend. Doch gestern fand ich, dass er doch bitte anfangen soll, seine Geschichten aufzuschreiben.


Meine Mädchen unterstützen mich gerne, wenn ich mich schön mache. Da kommt Cosima mit ihren Parfum-Müsterchen und will mir Empfehlungen machen und ist mächtig stolz, wenn ich dann einer ihrer Düfte benutze. Thalia nimmt ihre Sammlung an Lipgloss, Lillifee-Lippenstifte und sonstigen Schminkutensilien hervor und ich darf auswählen. Da ich schon roten Lippenstift aufgetragen habe, suchte ich mir gestern den golden-glitzernden Lipgloss aus.


Gestern wollte mich Thalia nicht gerne gehen lassen, sie war traurig und hatte Tränen. Ich nahm sie in die Arme und bat sie, mir doch eine schöne Zeichnung zu machen und sie mir auf das Kopfkissen zu legen. Das tröstete sie, mir eine Freude bereiten zu dürfen.


Ich schwang mich also auf Christians Fahrrad, winkte und fuhr los. Acht Uhr abends, milder Frühlingsabend und ich trat kräftig in die Pedalen. Ich genoss den Wind in meinem Gesicht, das Gefühl über die Strasse zu schweben, einem fröhlichen Abend entgegen. Alleine unterwegs zu sein, selber das Tempo an zu geben, meinen Blick unabgelenkt schweifen zu lassen, mich für mich zu haben. 


Am Paradeplatz hielt in an und wartete auf Sophia und Francesca, die ich unterwegs an den Haltestellen warten sah. Ich wusste, sie werden hier aus dem nächsten Tram aussteigen. Es kam, hielt an und Fahrgäste stiegen aus. Die Stimmung war ruhig, die meisten müde von der Arbeit. Als ich schon dachte, dass ich mich geirrt habe, da stiegen, aus der hintersten Tür als Letzte, die beiden aus. Sie lachten und kicherten. Die einzigen auf dem ganzen Paradeplatz die lustig waren und ich musste schmunzeln. Sie wirkten wie zwei Teenies, die von den Eltern einen Ausgang erlaubt bekamen und sich nun wahnsinnig darüber freuten. Ja, so fühlte ich mich auch!


Gemeinsam gingen wir die letzten Schritte zum Restaurant. Da klingelte das Telefon. Cosima war dran und weinte. Mama! Mama, komm! Calista ist wach geworden und weint und nun weine ich auch. Und Thalia auch. Das waren die wenigen Sätze, die ich aus ihrem Geschluchze heraus hören konnte. Ohje! Das war nicht im Plan...
Ich redete ihr zu, weiss nicht mehr was, doch ich lullte sie mit meinen Worten ein und liess ausrichten, dass Christian mich anrufen soll, wenn er mich wirklich brauche. Tschüss, mein Schatz!


Ich verstaute das Telefon tief in meiner Tasche und entschied mich, Christian an der Macht zu lassen. Jetzt ist Papa-Abend. Ich stellte das Fahrrad an eine Strassentafel und nestelte mit den Schlüssel herum, bis ich den passenden fand. Schaute fragend das komplexe Fahrradschloss an und hantierte unbeholfen herum. Wir kicherten wieder. Mein Gott! Ich kann mit dem kleinen Finger den Kinderwagen lenken, gleichzeitig telefonieren und noch ein Eis dazu essen. Doch diese kleine Geste, das Fahrrad zu sichern, überforderte mich inzwischen fast.


Wir haben uns alle schön gemacht und begannen den Abend mit Drinks. Jetzt wollten wir Spass haben und uns nicht als Mütter, sondern als Frauen erleben. Weiblich, elegant, sexy. Ohne Unterbrechungen und nervösen Seitenblicke uns auf ein Gespräch ein lassen. Einander Dinge erzählen, die im Alltag unter gehen. Geschichten erzählen, Geschichten die das Leben schrieb. Und gleichzeitig schlemmen.


Um halb zehn erhielt ich von Christian ein Sms: alle schlafen. Ich schrieb zurück: Super-Papi! Und nahm die letzte Gabel meines fantastischen Chili-Koriander-Risotto mit Jakobsmuscheln. Beim Dessert angelangt, erzählten wir uns bereits Geistergeschichten. -Mit viel Gelächter, Schaudern und Ernsthaftigkeit. Wie zu alten Zeiten, als man als Teenager in einem Ferienlager sich gemeinsam im Waschraum versteckte und sich gruseln wollte.


Gegen halb zwölf setzte das allgemeine Gähnen ein und das Wissen um morgen ließ uns die Rechnung bezahlen. - Der nächste Geburtstag ist im Mai und wir fanden, wir könnten uns mal einen "High-Heel-Abend" gönnen. Schaffen wir das noch, einen Abend lang in unseren höchsten "Schtögis" herum tackeln?


Das lag auf meinem Kopfkissen. Gegen den Schlaf kämpfend, habe Thalia mir noch diese Zeichnung gemalt, bevor sie sich ins Bett legte.


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